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Neues Therapieverfahren für geschwächte oder undichte Herzklappen am Herzzentrum der UMG im Einsatz

(umg) Atemnot, Wasser in den Beinen oder schnelleres Ermüden werden oft für normale Begleiterscheinungen des Älterwerdens gehalten. Doch sie können auch Symptome einer geschwächten oder undichten Herzklappe, einer so genannten Mitralklappeninsuffizienz, sein. Bleibt die Erkrankung unerkannt und unbehandelt, kann sie zu Schäden am Herzmuskel führen.
Für Patienten mit einer Mitralklappeninsuffizienz, für die eine Operation am offenen Herzen unter Einsatz der Herzlungenmaschine zu risikoreich wäre, bietet das Herzzentrum der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) eine neuartige und schonende Behandlungsalternative an. Mit einem so genannten „CardioBand“ wird der krankhaft erweiterte Herzklappenring (Mitralring) gerafft und so die Undichtigkeit der Herzklappe beseitigt. Das Verfahren wird kathetergestützt durchgeführt.

„Das CardioBand lässt sich mit Hilfe von Kathetertechnik am schlagenden Herzen millimetergenau platzieren und fixieren. Eine undichte Mitralklappe können wir so in ähnlicher Weise behandeln, wie es bisher nur über eine Operation mit Eröffnung des Brustkorbes möglich war“, sagt Priv.-Doz. Dr. Claudius Jacobshagen, stellvertretender Klinikdirektor und leitender Oberarzt der Klinik für Kardiologie und Pneumologie an der UMG. Bislang konnten bereits sechs Patienten am Herzzentrum der UMG mit der neuen Technik versorgt werden.

DAS VERFAHREN IM DETAIL
Die CardioBand-Technik ahmt ein bewährtes chirurgisches Verfahren zur Reparatur von undichten Herzklappen mit Hilfe eines Katheters nach. Über die Leistenvene wird das CardioBand per Katheter unter stetiger Röntgen- und Schluck-Echokontrolle bis zum schlagenden Herzen geführt. Mithilfe eines präzisen Navigationskatheters werden dann bis zu 15 einzelne Ankerschrauben halbmondförmig im Bindegewebe des Klappenrings befestigt. Wenn die Fixierung erfolgt ist, wird das Band so weit gerafft, bis die Segel die Öffnung wieder abdecken können. Über den Katheter lässt sich das CardioBand präzise und kontrolliert anpassen. Über Monitore können die Ärzte genau sehen, wie stark sie das Band zusammenziehen müssen, um die Dichtigkeit der Klappe millimetergenau wiederherzustellen. Im Laufe der Zeit wächst der künstliche Klappenring ein.

„Das CardioBand-System ist der herzchirurgischen Mitralklappenanuloplastie nach­empfunden. Dabei wird in offener Operationstechnik ein Kunststoffring auf den Rand der krankhaft vergrößerten Mitralklappe aufgenäht. Indem wir die Herzklappe gezielt verkleinern, können die beiden Segel wieder schließen“, sagt Prof. Ingo Kutschka, Direktor der Klinik für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie an der UMG. Zusammen mit Priv.-Doz. Dr. Jacobshagen nimmt er die Eingriffe am Herzzentrum Göttingen vor.

Die Entscheidung, welches Verfahren für Patienten am besten geeignet ist, wird am Herzzentrum Göttingen von Herzchirurgen und Kardiologen gemeinsam getroffen. Damit wird eine bestmögliche, individuelle Behandlung gewährleistet. „In enger Zusammenarbeit von Kardiologie und Herzchirurgie wollen wir am Herzzentrum Göttingen innovative Verfahren mit kleinstmöglichen Eingriffen etablieren. Das CardioBand ist ein solches Verfahren, das wir unseren Herzpatienten in Göttingen anbieten können“, sagt Professor Gerd Hasenfuß, Direktor der Klinik für Kardiologie und Pneumologie und Vorsitzender des Herzzentrums der Universitätsmedizin Göttingen.

Mitralklappeninsuffizienz
Zunehmende Luftnot unter körperlicher Belastung wird von vielen Betroffenen für eine normale Alterserscheinung gehalten, kann aber auch Symptom einer Mitralklappeninsuffizienz sein. Ist die Herzklappe auf der linken Seite des Herzens zwischen linkem Vorhof und linker Hauptkammer defekt, staut sich das Blut zurück in die Lunge und verursacht die Atemnot. Nicht selten suchen Patienten mit Herzklappenfehler zu spät ärztliche Hilfe auf, da sie die Warnsignale nicht erkennen. Oft haben sie keine Schmerzen, sondern leiden unter Atemnot, Wassereinlagerungen in den Beinen oder schneller Müdigkeit. In vielen Fällen bleibt die Erkrankung über Jahre unerkannt. Dies kann zu Schäden am Herzmuskel führen.

 

WEITERE INFORMATIONEN
Universitätsmedizin Göttingen, Georg-August-Universität
Herzzentrum

Klinik für Kardiologie und Pneumologie
Priv.-Doz. Dr. Claudius Jacobshagen
Telefon 0551 / 39-66372
E-Mail: jacobshagen@med.uni-goettingen.de

Klinik für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie
Prof. Dr. Ingo Kutschka
Telefon 0551 / 39-66001
E-Mail: ingo.kutschka@med.uni-goettingen.de

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Tel. 0551-39-9959, presse.medizin@med.uni-goettingen.d