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Migräne in der Familie beeinträchtigt messbar die Lebensqualität der Kinder

Original Titel:
The effect of maternal migraine headache on their children's quality of life.

Migräne betrifft selten nur die Patienten allein – die gesamte Familie und das Umfeld sind beeinträchtigt, wenn eine Person unter schweren Kopfschmerzen, oft mit Übelkeit und starker Überempfindlichkeit gegenüber Licht und Geräuschen, leidet. Die Wissenschaftler um Dr. Güngen und Prof. Acar an der Sakarya-Universität sowie der Marmara-Universität im türkischen Istanbul (2017) untersuchten dazu nun die Lebensqualität von Kindern, deren Mütter unter Migräne litten.

70 Mütter mit Migräne mit ihren 111 gesunden Kindern nahmen an der Studie teil. Zur Kontrolle wurden auch 50 gesunde Mütter mit ihren 86 Kindern untersucht. Zur Einschätzung des Schweregrads der Erkrankung der Frauen wurde die Schmerzstärke auf einer linealartigen Schmerzskala (visuelle Analogskala, VAS) ermittelt, wie stark die Migräne die Patienten im Leben behinderte (migraine disability assessment, MIDAS), ob die Frauen unter Depressionen litten (Beck depression inventory, BDI) sowie ob sie Angstgefühle hatten (Beck anxiety index, BAI). Zur Einschätzung der Lebensqualität der Kinder wurden Fragebögen für 3- bis 7-jährige (KINDL) und 7- bis 17-jährige (KINDL-R) ausgefüllt.

Das mittlere Alter der Migränepatientinnen war 37 Jahre, das der Kontrollgruppe 38 Jahre. Symptome der Depression und Ängste waren häufiger in den Patientinnen als in der Kontrollgruppe zu finden. Diese Unterschiede waren mit einer Wahrscheinlichkeit von weniger als 5 % zufällig und gelten damit als sicheres (signifikantes) Messergebnis. Im Vergleich zu den Kindern der Kontrollgruppe zeigten die 3- bis 7-jährigen Kinder der Migränegruppe insgesamt niedrigere Werte im KINDL-Test, wobei spezifisch Selbstvertrauen und schulrelevante Werte ins Gewicht fielen. Bei den 7- bis 17-jährigen schlug sich die Erkrankung der Mutter messbar in den KINDL-R-Gesamtwerten und spezifisch in niedrigerem Selbstvertrauen und den Werten zu sozialen Beziehungen nieder. Dabei zeigte sich, dass die Messwerte der Mütter in Schmerzstärke, Depression und Ängsten (VAS, BDI und BAI) mit der Lebensqualität der Kinder korrelierten – den Kindern ging es umso schlechter, je schlechter es ihren Müttern ging.

Die Studie demonstrierte damit, dass sich Migräneerkrankungen von Müttern weitreichend auf die Kinder und ihre Lebensqualität auswirken können. Dieser Effekt war im Vergleich zu Kontrollgruppen in Fragen von schulischer Relevanz, sozialen Beziehungen und Selbstvertrauen auffällig. Dabei spielten Faktoren wie das Alter der Mütter, der Schweregrad der Erkrankung sowie Ängste und Depressionssymptome eine kritische Rolle. Bei der Behandlung von Patienten mit Migräne sollte daher auch immer der Effekt auf das Umfeld, speziell die Kinder, mit bedacht werden. Präventive Maßnahmen bei Migräneerkrankungen könnten unter Berücksichtigung sowohl biologischer, psychologischer als auch sozialer Elemente deutlich effektiver auf die Lebensqualität des familiären Umfelds und vor allem der Kinder einwirken. Das heißt: mit der richtigen Migränebehandlung kann es für alle Familienmitglieder nur besser werden.

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