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Depression

Viel Geld für nichts? Probiotika zeigen kaum Wirkung gegen Depressionen

Original Titel:
Meta-Analysis of the Use of Probiotics to Alleviate Depressive Symptoms.

Probiotika, also Lebensmittel mit lebensfähigen Mikroorganismen, meistens Milchsäurebakterien, sollen mit jedem Happen die Darmflora anreichern und verbessern und damit auch unsere Gesundheit fördern. Vorklinische und klinische Studien haben bereits erste positive Effekt probiotischer Ernährungsergänzung auf depressive Symptome beschrieben. Wissenschaftler der Nationalen Universität von Singapur und der Universität von Nottingham in Großbritannien analysierten nun die gesamte Studienlage zu diesem Thema, um die Frage zu klären, ob Depressionen mit Probiotika wirksam behandelt werden können.

Dazu durchsuchten die Forscher verschiedene wissenschaftliche Datenbanken (PubMed, Ovid, Klinisches Studienregister der Cochrane-Kollaboration) mit den Schlüsselbegriffen Probiotika, Darm, Bezeichnungen für die Gesamtheit der Lebenwesen im Darm, Mikroflora oder Mikrobiom, aber auch mit spezifischen Organismen und Nahrungsmitteln wie Hefe, Joghurt, Laktobazillus und Bifidobakterium, die unter anderem in Joghurt gefunden werden können. Gleichzeitig fokussierte die Studiensuche auf Themen wie Depressionen oder Suizid. Die Wissenschaftler fanden 917 Studien, die in englischer Sprache zwischen Anfang 1960 und Mitte 2017 veröffentlicht worden waren.

Aus diesen Arbeiten wurden 10 klinische Studien mit insgesamt 1349 Patienten ausgewählt, die den Einsatz von Probiotika gegen Depressionen mit einer Placebokontrolle verglichen. In der Analyse aller Studien unterschied sich die Wirksamkeit der probiotischen Mittel nicht von der der Scheinbehandlung. Die depressiven Symptome der Patienten wurden also ebenso wenig von teuren Probiotika wie von dem Placebo verbessert. Lediglich wenn eine Untergruppe betrachtet wurde, fand sich ein probiotischer Vorteil: verglichen die Forscher ausschließlich mild bis mäßig depressive Patienten mit gesunden Studienteilnehmern, fand sich ein messbar positiver Effekt der Probiotika auf die Stimmung bei den depressiven, nicht aber den gesunden Teilnehmern.

Die Studien unterschieden sich allerdings stark in Dosierung der Probiotika und welche Organismen zur Behandlung eingesetzt wurden. Die Mehrzahl der Studien war zudem in gesunden Teilnehmern durchgeführt worden, was die Messung eines Effekts auf Depressionen logischerweise stark einschränkt. Aus dem Vergleich der Daten aus 10 Studien mit insgesamt über tausend Patienten zeigte sich damit also ein insgesamt unbedeutender Effekt von Probiotika auf die Stimmung, der sich nicht von Scheinbehandlungen unterschied – außer bei milden bis mäßigen Depressionen.

Um eventuelle Vorteile einer Einnahme von Probiotika zu ermitteln, bräuchte es also weitere Studien mit einigen ausgewählten Probiotika und speziellen Patientengruppen wie Menschen mit klinisch diagnostizierten Depressionen. Bis dahin sollte man also nicht zu viel erhoffen von Versprechungen, die zu gut klingen, um wahr zu sein.

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