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Erstmalig in Deutschland: Chirurgen am Campus Kiel des UKSH entfernen per Roboter komplette Speiseröhre über kleinen Halsschnitt

Bundesweit erstmalig haben Chirurgen der Klinik für Allgemeine-, Viszeral-, Thorax-, Transplantations- und Kinderchirurgie (Direktor: Prof. Dr. Thomas Becker) des UKSH, Campus Kiel, per Roboter eine komplette Speiseröhre über kleinen Halsschnitt entfernt. Das Operationsteam, bestehend aus Prof. Dr. Jan-Hendrik Egberts und Dr. Mark Schlemminger, führte den komplexen Eingriff mit der neusten Generation des robotergestützten OP-Systems „da Vinci“ durch. So konnte eine Eröffnung des Brustkorbs vermieden werden, was dem Patienten eine schnelle Erholung ermöglicht.

Immer häufiger sind auch jüngere Patienten von Speiseröhrenkrebs betroffen. Nur durch eine operative Entfernung des erkrankten Gewebes kann eine Heilung ermöglich werden. Aufgrund der Lage und des Verlaufs der Speiseröhre durch den Brustraum zum Bauchraum ist die Entfernung eine sehr aufwändige und schwierige Operation, die üblicherweise mit einer Eröffnung des Bauchraumes und des Brustkorbes (sogenannter „Zweihöhleneingriff“) einhergeht. Zur Vermeidung einer für den Patienten sehr belastenden Brustkorberöffnung wurde in der Klinik für Allgemeine-, Viszeral-, Thorax-, Transplantations- und Kinderchirurgie unter der Leitung von Prof. Becker bereits vor einigen Jahren erstmals in Deutschland das roboterunterstützte „da Vinci“-Chirurgiesystem eingesetzt. Mittlerweile kommt diese Technik an der Klinik in Kiel bei nahezu allen Patienten zum Einsatz, so dass die Chirurgen eine hohe Expertise mit den deutschlandweit höchsten Eingriffszahlen entwickeln konnten.

Nun wurde die Technik erneut weiterentwickelt: Die Speiseröhre konnte über einen kleinen Schnitt am Hals mit dem Roboter herausgelöst und somit ein operativer Zugang am Brustkorb gänzlich vermieden werden. Dank dieser schonenden Technik erholte sich der Patient besonders rasch und konnte bereits wenige Stunden nach der Operation von der Intensivstation verlegt werden. Der Patient ist mittlerweile bei gutem Wohlbefinden aus der stationären Behandlung entlassen worden.

Seit Januar 2013 ist am UKSH das roboterunterstützte „da Vinci“-System fachübergreifend als Gemeinschaftsprojekt mit der Allgemeine-, Viszeral-, Thorax-, Transplantations- und Kinderchirurgie, der Klinik für Urologie und Kinderurologie sowie der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe im Einsatz. Durch die erfolgreiche Kooperation konnte mit dem Kurt-Semm-Zentrum das erste interdisziplinäre Zentrum laparoskopische und roboterassistierte Chirurgie gegründet werden, welches sich den drei Zielen der chirurgischen Ausbildung, Krankenversorgung und Forschung verschrieben hat. Die Einführung des Systems am UKSH wurde wesentlich von der Damp-Stiftung mitfinanziert. Mittlerweile sind bereits drei Robotersysteme in Kiel im Einsatz und die OP-Teams wurden für ihre Vorreiter-Rolle auf diesem Gebiet mehrfach ausgezeichnet. Am Campus Lübeck wird das innovative System ebenfalls erfolgreich genutzt.

Das Kurt-Semm-Zentrum hat seit seiner Etablierung und trotz der noch relativ kurzen Laufzeit eine große Strahlkraft erlangt, die sich u. a. positiv auf die Akquise von Drittmitteln und Studienmöglichkeiten auswirkt. So wurde unter der Leitung von Prof. Becker eine klinische Studie zum Thema „Roboterassistierte Chirurgie“ erfolgreich eingeworben. Für diese Studie stellt der Hersteller Intuitive Surgical der Klinik für mindestens drei Jahre die neueste Generation des Robotersystems, das sogenannte Xi-System, zur Verfügung.

Bilder zum Thema:
Prof. Becker (l.), Prof. Egberts (r.) und Schwester Jana freuen sich mit dem Patienten über die erfolgreiche Operation.
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Von einer Konsole aus (links), die in der Nähe das OP-Tisches steht, wird das Chirurgiesystem (Mitte) bedient. Neben dem hier abgebildeten System „da Vinci Si“ verfügt das UKSH auch über die neueste Generation „Xi“, mit dem die OP durchgeführt wurde.
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