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Schnell genug bei starker Depression mit Suizidgefahr? Aktuelle Studie zu neuem Notfallmedikament

Original Titel:
Efficacy and Safety of Intranasal Esketamine for the Rapid Reduction of Symptoms of Depression and Suicidality in Patients at Imminent Risk for Suicide: Results of a Double-Blind, Randomized, Placebo-Controlled Study

DGP – Diese vorläufigen Ergebnisse zeigen, dass Esketamin bei starken Depressionen, ergänzend zur Standardbehandlung, rasche Linderung verschaffen kann – und dabei auch auf manche Aspekte erhöhter Suizidalität einwirken kann. Damit könnte Esketamin, einfach über die Nase verabreicht, kurzfristig eingreifen. Da viele antidepressive Medikamente zeitlich verzögert wirken, könnte damit also eine Anlaufphase der längerfristig wirksamen Therapie überbrückt werden.

Ist Esketamin nun eine Option bei therapieresistenten Depressionen, unabhängig von Suizidalität? Eine rückblickende Studie von brasilianischen Psychiatrieforschern rund um Dr. Correia-Melo (2017 im medizinwissenschaftlichen Journal Neuropsychiatric disease and treatment erschienen) weckt Zweifel. Zwar fanden die Forscher, dass das Mittel bei fast der Hälfte der Patienten rasch wirkte, allerdings jedem 10. Patienten mit starken dissoziativen Nebenwirkungen sehr unangenehm war. Die Verträglichkeit steht also der raschen Wirkung entgegen – Esketamin könnte also ein nützliches Medikament vor allem für den akuten, depressiven und suizidalen Notfall werden.


Bei Suizidgefahr ist schnelle antidepressive Hilfe nötig. Seit Kurzem ist Ketamin, eigentlich ein betäubendes Anästhesiemedikament, auch zur Behandlung von schweren Depressionen im Einsatz. Das Mittel wird aber auch als neue Chance bei Suizidalität gehandelt. Dazu führten Forscher unter Leitung von Prof. Drevets, Direktor des Laureate-Instituts für Hirnforschung am Oklahoma University College of Medicine, eine Studie mit akut betroffenen Teilnehmern durch.

Esketamin: schnell genug antidepressiv, lange genug wirksam?

In dieser Studie wurden 68 Patienten, die unter schweren Depressionen und Suizidalität litten, zusätzlich zur üblichen Behandlung zufällig entweder ein Placebo oder Esketamin (84 mg) in die Nase gegeben. Welches Mittel sie erhielten, war weder den Patienten noch den behandelnden Ärzten bekannt (Doppelblindverfahren). Die Zusatzbehandlung wurde zweimal wöchentlich für 4 Wochen durchgeführt. Vorrangig sollte die Behandlung die Depressionen (gemessen mit der Montgomery-Åsberg Depressionsbewertungsskala, MADRS) innerhalb von 4 Stunden lindern. Die behandelnden Ärzte gaben zusätzlich mit einem spezialisierten Fragebogen eine Einschätzung der Suizidalität ab. Schließlich wurde aber auch ermittelt, wie sich Depressionen und Suizidalität nach 24 Stunden und zum Ende der Behandlungsphase nach 25 Tagen entwickelten.

Randomisierte Doppelblind-Studie: wie schnell und wie lange wirkt Esketamin bei schwer depressiven, suizidalen Patienten?

Esketamin wirkte schnell antidepressiv, wie auch schon frühere Studien demonstriert hatten. In der MADRS-Depressionsbewertung erreichten die Patienten, die mit dem neuen Medikament behandelt worden waren, 4 Stunden nach Behandlungsbeginn eine Reduktion der Depression von mehr als 5 Punkten im Vergleich zur Placebogruppe. Nach 24 Stunden betrug der Unterschied bereits über 7 Punkte. Der Unterschied nach 25 Tagen (4,5 Punkte auf der MADRS-Skala) war allerdings nicht mehr statistisch signifikant – also zu gering.

Wie wirkte sich das Medikament auf die Suizidgefahr bei den Patienten aus? Hier bewirkte das Esketamin rasch eine messbare Verbesserung im Vergleich zur Scheinbehandlung. Diese Wirkung war allerdings nach 24 Stunden und nach 25 Tagen nicht mehr nachweisbar. Von ärztlicher Seite schien sich die Einschätzung der Medikamentenwirkung noch geringer ausgeprägt zu sein: demnach war das Suizidrisiko der Patienten mit Esketamin zu keiner Zeit geringer als mit der Scheinbehandlung. Zu den häufigsten Nebenwirkungen des Mittels gehörten Übelkeit, Schwindel, unangenehmer Geschmack und Kopfschmerz, aber auch Gefühle der Dissoziation. Dissoziation beschreibt einen gefühlt gespaltenen Bewusstseinszustand. Dabei können Erinnerungen ‚abgespalten‘, aber auch Funktionen voneinander getrennt wahrgenommen werden – beispielsweise können Störungen von Bewegungsabläufen, aber auch von Empfindungen auftreten.

Höchstens kurzfristig ausreichend wirksam gegen Suizidgefahr, aber rasch antidepressiv für etwa bis zu drei Wochen

Diese vorläufigen Ergebnisse zeigen damit, dass Esketamin bei starken Depressionen, ergänzend zur Standardbehandlung, rasche Linderung verschaffen kann – und dabei auch auf manche Aspekte erhöhter Suizidalität einwirken kann. Damit könnte Esketamin, einfach über die Nase verabreicht, kurzfristig eingreifen. Da viele antidepressive Medikamente zeitlich verzögert wirken, könnte damit also eine Anlaufphase der längerfristig wirksamen Therapie überbrückt werden.

Ist Esketamin nun eine Option bei therapieresistenten Depressionen, unabhängig von Suizidalität? Eine rückblickende Studie von brasilianischen Psychiatrieforschern rund um Dr. Correia-Melo (2017 im medizinwissenschaftlichen Journal Neuropsychiatric disease and treatment erschienen) weckt Zweifel. Zwar fanden die Forscher, dass das Mittel bei fast der Hälfte der Patienten rasch wirkte, allerdings jedem 10. Patienten mit starken dissoziativen Nebenwirkungen sehr unangenehm war. Die Verträglichkeit steht also der raschen Wirkung entgegen – Esketamin könnte also ein nützliches Medikament vor allem für den akuten, depressiven und suizidalen Notfall werden.

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