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Augmentationstherapie: eine ergänzende Therapie starker Ängste bei Depressionen kann auch zu besserer Linderung der Depressionen beitragen

Original Titel:
Effects of tandospirone augmentation in major depressive disorder patients with high anxiety: A multicenter, randomized, parallel-controlled, open-label study

DGP – In dieser Multizentrenstudie zeigte sich, dass die Therapie einer Angsterkrankung nicht nur eine Verbesserung der Angstsymptome, sondern auch der Depressionen bewirkte. Weitergehende Studien mit Placebokontrolle sind nun nötig, um auch langfristigere Effekte einer begleitenden und unterstützenden Therapie starker Ängste bei depressiven Menschen zu ermitteln und ob dies auch bei der Bipolaren Störung sinnvoll sein könnte.


Starke Ängste, also eine ausgeprägte Angsterkrankung, sind bei Menschen mit unipolarer Depression (aber auch bei der Bipolaren Störung) häufig. Um diese Begleiterkrankung anzugehen, werden typischerweise angstlösende Medikamente, sogenannte Anxiolytika, verschrieben. Ein angstlösender Wirkstoff ist das in Asien verbreitete Tandospiron – vergleichbar in Chemie und Wirkprofil zu dem in Europa üblichen Buspiron. Buspiron ist inzwischen bereits als Generikum erhältlich. Es wirkt verzögert, nicht so schnell wie Benzodiazepine, dafür aber wahrscheinlich langanhaltender. Allerdings wurde bisher der Nutzen eines Einsatzes von Tandospiron kaum kontrolliert untersucht. In einer neuen Studie wurde nun unter Leitung von Psychiater Prof. Tian-Mei Si von der Peking University Institute of Mental Health im chinesischen Peking ermittelt, ob zusätzlich zu einer antidepressiven Therapie gegebenes Tandospiron im Vergleich zu einer rein antidepressiven Therapie bei Patienten mit unipolarer Depression und starker Angsterkrankung wirksam und sicher gegen die Ängste helfen und dabei die antidepressive Behandlung zusätzlich unterstützen kann.

Sicher gegen die Ängste helfen und dabei die antidepressive Behandlung zusätzlich unterstützen?

In dieser Multizentrenstudie wurden Patienten mit Depressionen und Ängste zufallsverteilt einer von zwei Behandlungsgruppen zugeordnet: die eine erhielt ausschließlich Antidepressiva der SSRI-Klasse, die andere Gruppe erhielt zusätzlich zu den Antidepressiva auch Tandospiron. 245 Patienten wurden für diese zwei 6-wöchigen Behandlungen ausgewählt und über ihre jeweilige Behandlung informiert. Es handelte sich also um eine Open-Label-Studie, bei der keine Verblindung stattfand. Die Wirksamkeit der jeweiligen Therapie wurde mit Hilfe der HAM-A (Hamilton Angstbewertungsskala) zur Einschätzung der Ängste, der HAM-D (Hamilton Depressionsbewertungsskala) zur Einschätzung des Schweregrads der Depression und der Skala für den klinischen Gesamteindruck (CGI, kurz vom englischen clinical global impression) ermittelt.

Antidepressiva der SSRI-Klasse, oder zusätzlich zu den Antidepressiva auch Angstlöser

Nach der Behandlungsphase von 6 Wochen konnte die Wirkung des Zusatzmedikaments bei 230 der ursprünglich 245 Patienten in einer Folgeuntersuchung ermittelt werden. Es zeigte sich, dass die Kombination aus Angstlösung mittels Tandospiron und Antidepressivum (SSRI) im Vergleich zur antidepressiven Monotherapie deutlich die Depressionen und Ängste besserte. Dies schlug sich, wenig überraschend, mit niedrigeren Werten in der Angstbewertungsskala HAM-A nieder. Aber auch bei der Einschätzung der Depressionen (HAM-D) sowie im ärztlich beurteilten Gesamteindruck besserte sich der Zustand der Patienten messbar. Dabei war die Häufigkeit unerwünschter Ereignisse bei beiden Behandlungsgruppen vergleichbar. Die Behandlungen wurden beide meistens gut vertragen.

Eine kurzfristige Zusatzbehandlung (Augmentation) kann das gesamte Behandlungsergebnis verbessern.

Tandospiron zur Behandlung starker Ängste bei Patienten mit unipolarer Depression war dabei gut verträglich. Die Therapie der Angsterkrankung bewirkt also nicht nur eine Verbesserung der Angstsymptome, sondern auch der Depressionen. Weitergehende Studien mit Placebokontrolle sind nun nötig, um auch langfristigere Effekte einer begleitenden und unterstützenden Therapie starker Ängste bei depressiven Menschen zu ermitteln. Auch ist noch unklar, ob eine vergleichbare Therapieergänzung auch bei Menschen mit der Bipolaren Störung sinnvoll anwendbar sein könnte – anzudenken wäre es aber, wenn aus ärztlicher Sicht keine Bedenken vorliegen.

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