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TNF-Hemmer erhöhen das Risiko für schuppenflechtartige Hauterkrankungen

Original Titel:
Incidence of psoriasiform diseases secondary to tumour necrosis factor antagonists in patients with inflammatory bowel disease: a nationwide population-based cohort study

DGP – TNF-Hemmer bilden eine Wirkstoffklasse, die die Behandlungsmöglichkeiten von chronischen Darmentzündungen stark bereichert haben. Dennoch sind diese Wirkstoffe auch mit Nebenwirkungen verbunden. Forscher konnten zeigen, dass Patienten mit Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa ein größeres Risiko hatten, eine schuppenflechtartige Hauterkrankung zu entwickeln, wenn sie mit TNF-Hemmern behandelt wurden.


Immer mehr häufen sich die Berichte darüber, dass die sogenannten TNF (Tumornekrosefaktor)-Hemmer schuppenflechtartige Erkrankungen auslösen können (z. B. in den Studien von Peer und Kollegen und Andrade und Kollegen, 2017 bzw. 2018 in den medizinischen Fachzeitschriften Internal medicine journal bzw. Digestive diseases and sciences veröffentlicht). TNF-Hemmer haben die medikamentösen Behandlungsmöglichkeiten revolutioniert. Wie ihr Name schon sagt, hemmen sie den TNF, welcher ein Botenstoff des Immunsystems ist. TNF-Hemmer wirken somit entzündungshemmend. Diese Eigenschaft macht man sich seit einigen Jahren für die Behandlung von chronischen Darmentzündung zunutze und in der Tat konnten TNF-Hemmer bei der Behandlung von Morbus Crohn und Colitis ulcerosa, aber auch bei anderen entzündlichen Erkrankungen wie Arthritis, beachtliche Erfolge erzielen. Für die Behandlung von chronischen Darmentzündungen sind in Deutschland derzeit drei TNF-Hemmer zugelassen – zwei davon sind sowohl für Morbus Crohn als auch für Colitis ulcerosa zugelassen: Infliximab und Adalimumab. Trotz der meist sehr guten Wirksamkeit, sind die Wirkstoffe auch mit Nebenwirkungen verbunden. So treten bei einer Therapie mit TNF-Hemmern beispielsweise vermehrt Infektionen auf. Doch was ist dran an dem Verdacht, dass TNF-Hemmer auch schuppenflechtartige Erkrankungen auslösen?

Forscher verglichen Patienten mit TNF-Hemmern mit Patienten, die niemals TNF-Hemmer verwendeten

Dies untersuchten Forscher aus Seoul (Südkorea). Sie sammelten Daten von 5428 Patienten mit einer chronischen Darmentzündung, die bereits länger als 6 Monate lang mit TNF-Hemmern (Infliximab oder Adalimumab) behandelt wurden, und verglichen sie mit denen von 10856 Patienten, die ebenfalls an einer chronischen Darmentzündung litten und im Alter und der Geschlechterverteilung mit den anderen Patienten übereinstimmten, jedoch niemals in ihrem Leben TNF-Hemmer verwendet haben. Patienten, die bereits zu Beginn der Studie an einer schuppenflechtartigen Erkrankung litten, wurden aus der Studie ausgeschlossen.

Patienten mit TNF-Hemmern erkrankten häufiger an schuppenflechtartigen Krankheiten

Der Vergleich der beiden Patientengruppen machte deutlich, dass die Patienten, die TNF-Hemmer bekamen, häufiger an Schuppenflechte erkrankten als die Patienten, die auf diese Wirkstoffe verzichteten. Berechnungen zufolge hatten die Patienten, die TNF-Hemmer verwendeten, ein etwa 2,4-mal so großes Risiko für Schuppenflechte wie Patienten, die niemals TNF-Hemmer bekamen. Auch das Risiko für eine schuppenflechtartige Erkrankung, der Pustulosis palmoplantaris (9,4-mal so hoch), und für die Psoriasis-Arthritis (2,9-mal so hoch) waren erhöht, wenn die Patienten mit TNF-Hemmern behandelt wurden.

Patienten, bei denen TNF-Hemmer das Risiko für schuppenflechtartige Erkrankung besonders stark oder gar nicht erhöhten

Die Forscher untersuchten außerdem, wie TNF-Hemmer das Risiko für schuppenflechtartige Erkrankungen bei bestimmten Patientengruppen beeinflussten. Wurden Patienten mit Morbus Crohn und Colitis ulcerosa getrennt voneinander betrachtet, war das Risiko für Schuppenflechte bei den Morbus Crohn Patienten 2,5-mal so hoch und bei Colitis ulcerosa-Patienten 2,1-mal so hoch, wenn sie mit TNF-Hemmern behandelt wurden. Interessanterweise schienen TNF-Hemmer das Risiko für Pustulosis palmoplantaris nur bei Männern und jüngeren Patienten (10- bis 39-Jährige) zu erhöhen und nicht bei Frauen und älteren Patienten. Bei der Psoriasis-Arthritis war das genau andersherum. Hier erhöhten die TNF-Hemmer das Risiko nur bei den Frauen und älteren Patienten (mindestens 40 Jahre) und nicht bei Männern und jüngeren Patienten.

Patienten mit Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa hatten somit ein größeres Risiko, eine schuppenflechtartigen Krankheit zu entwickeln, wenn sie mit TNF-Hemmern behandelt wurden. Dabei erhöhten die TNF-Hemmer das Risiko am stärksten für Pustulosis palmoplantaris. Diese galt vor allem für Männer und jüngere Patienten. Dieses erhöhte Risiko sollte bei der Auswahl der Medikamente und bei den Kontrolluntersuchungen der Patienten, die mit TNF-Hemmern behandelt werden, berücksichtigt werden.

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