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Innovatives Konzept aus Tierstudie: können zielgerichtete Entzündungshemmer die Leukämiebehandlung verbessern?

Original Titel:
Infliximab therapy together with tyrosine kinase inhibition targets leukemic stem cells in chronic myeloid leukemia

DGP – Eine präklinische Studie mit Zellkulturen und Mäusen fand einen Hoffnungsschimmer für die Zukunft von Patienten mit chronisch myeloischer Leukämie (CML), die nicht auf Tyrosinkinase-Hemmer ansprechen. Zielgerichtete TNF-Hemmer wie Infliximab, Standard bei vielen chronisch-entzündlichen Erkrankungen, könnten demnach die Behandlung effektiver machen.


Die Medikamente der Klasse der Tyrosinkinase-Hemmer können bei der chronisch myeloischen Leukämie (CML) grundlegend in das Krankheitsgeschehen eingreifen. Eine bestimmte Veränderung in Chromosom 22 (das sogenannte Philadelphia-Chromosom) führt nämlich zu einer Signalsubstanz, die Tyrosinkinasen dauerhaft aktiviert und so zu einer unkontrollierten Zellteilung führt. Substanzen, die die Tyrosinkinasen hemmen, können diesen Prozess stoppen und so zu einer sogenannten molekularen Remission bei der Mehrzahl der CML-Patienten führen. Allerdings ist mit dieser Behandlung nicht die eigentlich erkrankte Zellgruppe in den Stammzellen des Knochenmarks therapiert – sie sind nur aufgehalten. Die Krankheit kann also theoretisch wieder aufflammen. Neuere Forschung fand allerdings, dass bei erkrankten Leukämie-Stammzellen, die nicht auf Tyrosinkinase-Hemmer reagierten, besonders entzündungsfördernde Signalstoffe, nämlich TNFα und TGFβ, aktiv waren. Es gibt bereits Medikamente, die gezielt gegen TNFα wirken. Ein zielgerichteter Antikörper dagegen, Infliximab, wird beispielsweise bei chronisch-entzündlichen Erkrankungen eingesetzt. Könnte dieses Mittel auch das entzündliche Umfeld der erkrankten Zellen beeinflussen und so auch die Behandlung der Leukämie erleichtern, wenn Tyrosinkinase-Hemmer allein nicht wirken?

Erkrankte Zellen der chronisch myeloischen Leukämie mit Resistenz gegen Tyrosinkinase-Hemmer haben ein entzündliches Umfeld

Dies untersuchten Forscher nun in Mäusen – dieser erste Schritt auf dem Weg zur Behandlung von erkrankten Patienten ist notwendig, um das Wirkprinzip zu verstehen und daraus eine Behandlungsstrategie für Menschen abzuleiten. Dazu wurden genetisch veränderte Mäuse entwickelt, die das krankhaft veränderte Chromosom 22 in sich trugen und so das veränderte Signalprotein produzierten. Die so veränderten Zellen veränderten sich tatsächlich krankhaft. Die so an einer Art CML erkrankten Mäuse wurden schließlich mit den Tyrosinkinase-Hemmer Nilotinib allein oder mit Nilotinib plus Infliximab behandelt.

Ganz ähnlich zu der menschlichen CML war auch bei den Mäusen der Entzündungssignalstoff TNFα sehr aktiv. Spannend: bei Tests an Zellkulturen senkte die Behandlung mit Infliximab bzw. der für die Maus entwickelten Variante des Medikaments (MP6-XT22) die Wachstumsrate der erkrankten Zellen. Die Behandlung verstärkte zudem die Wirkung des Tyrosinkinase-Hemmers. Auch in erkrankten Mäusen steigerte die Behandlung mit Infliximab die Effekte des Tyrosinkinase-Hemmers. So senkte die kombinierte Behandlung den Anteil erkrankter Zellen im Knochenmark auch im lebenden Tier.

Entzündung senken mit Anti-TNF-Mittel reduzierte die Aktivität der Leukämie im Tier

Die Studie fand also einen echten Hoffnungsschimmer für die Zukunft von Patienten mit CML, die nicht auf Tyrosinkinase-Hemmer ansprechen. Zielgerichtete TNF-Hemmer wie Infliximab könnten demnach die Behandlung effektiver machen. Da die Behandlung mit Infliximab inzwischen Standard bei vielen chronisch-entzündlichen Erkrankungen ist, könnte eine Umsetzung bei menschlichen Patienten in der nahen Zukunft eine realistische Chance sein.

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