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Können Infliximab-Infusionen zu Hause durchgeführt werden?

Original Titel:
Incidence and Management of Infusion Reactions to Infliximab in an Alternate Care Setting

DGP – Infliximab wird durch eine Infusion verabreicht, die in der Regel im Krankenhaus durchgeführt wird. Wissenschaftler aus den USA analysierten die Daten von Patienten, die die Infliximab-Infusionen zu Hause mit spezieller Betreuung bekamen. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass Infusionsreaktionen recht selten auftraten.


Infliximab ist ein biotechnologisch hergestellter Wirkstoff, der die Behandlungmöglichkeiten von Morbus Crohn und Colitis ulcerosa stark bereichert hat. Seine entzündungshemmende Wirkung entfaltet Infliximab, indem es einen Botenstoff des Immunsystems, den Tumornekrosefaktor (TNF), hemmt. Infliximab zählt somit zu den TNF-Hemmern. Es kommt in der Regel dann zum Einsatz, wenn die konventionellen Therapien gescheitert sind. Infliximab wird mittels Infusion verabreicht. Infusiosreaktionen, die auftreten können, sind unter anderem Hautrötungen, Übelkeit, Brustenge, Atemnot, Fieber oder Bluthochdruck. Aus Sicherheitsgründen wird die Infliximab-Infusion in der Regel im Krankenhaus durchgeführt. Wissenschaftler aus Denver (USA) untersuchten, wie sicher die Anwendung von Infliximab zu Hause war, wenn sie zwar mit spezieller Betreunung, jedoch ohne ärztliche Aufsicht durchgeführt wurde.

Patienten mit chronischer Darmentzündung erhielten die Infliximab-Infusion zu Hause

Die Wissenschaftler sichteten die Daten von 796 Patienten mit Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa, die zwischen Januar 2014 und November 2016 insgesamt 5581 Infliximab-Infusionen zu Hause (von einem Anbieter von Infusionen für zu Hause) oder an einer ambulanten Infusionsstelle erhielten. In beiden Fällen wurden die Patienten überwacht und von speziell ausgebildeten und erfahrenen Krankenpflegern und klinischen Pharmazeuten betreut. Vitalparameter wie Puls, Blutdruck und Körpertemperatur wurden vor, während und nach der Infusion gemessen. Nach der Infusion wurden die Patienten für weitere 30 bis 60 Minuten von dem Krankenpfleger überwacht. Die meisten Patienten wurden schon vor Beginn der Studie mit Infliximab behandelt. 105 Patienten (13,2 %) erhielten Infliximab allerdings zum ersten Mal. Die Wissenschaftler untersuchten, wie häufig und wann Infusionsreaktionen auftraten, wie schwer diese waren, wie sie behandelt wurden und wie der weitere Verlauf war.

Infusionsreaktionen traten nur selten auf

Die Daten zeigten, dass 62 Patienten (7,8 % aller Patienten) von insgesamt 109 Infusionsreaktionen (2,0 % aller Infusionen) betroffen waren. Die meisten dieser Infusionsreaktionen waren akut (traten innerhalb von 24 Stunden auf) und vom Schweregrad her mild (57,5 %) bis moderat (31,0 %). Außerdem verschwanden die meisten Infusionreaktionen durch den Einsatz von Medikamenten oder durch Verlangsamung oder Pausierung der Infusion. Bei einem sehr geringen Teil der Infusionen (0,1 % aller Infusionen) mussten die Patienten jedoch in eine Notaufnahme. 0,3 % aller Infusionen konnten aufgrund von Infusionsreaktionen nicht abgeschlossen werden.

Infusionsreaktionen kamen bei der Infliximab-Infusion, die zu Hause durchgeführt wurde, somit recht selten vor – und wenn, waren diese meist mild bis moderat. Dennoch ist es wichtig, diese früh zu erkennen und einzugreifen. Aus diesem Grund und weil es auch zu schweren Infusionsreaktionen kam, ist es wichtig, dass die Patienten während der Infusion, sowie 1 bis 2 Stunden danach, überwacht werden. Dafür, dass diese Überwachung auch zu Hause von gut ausgebildetem Personal ohne direkte ärztliche Aufsicht stattfinden könnte, lieferte die vorliegende Studie erste Hinweise.

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