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Wer leidet psychisch besonders unter der Coronavirus-Pandemie?

Original Titel:
A nationwide survey of psychological distress among Chinese people in the COVID-19 epidemic: implications and policy recommendations

Kurz & fundiert

  • 52 730 Menschen aus China nahmen an einer Online-Befragung zur psychischen Belastung während der Coronavirus-Pandemie teil
  • Etwa jeder 3. Befragte litt unter psychischer Belastung
  • Frauen waren stärker betroffen als Männer
  • Vor allem Personen zwischen 18 und 30 Jahren und Personen, die älter als 60 Jahre alt waren, litten unter psychischer Belastung

 

DGP – Die Coronavirus-Pandemie ist ohne Zweifel psychisch sehr belastend. Ergebnisse einer umfangreichen Befragung in China zeigten, dass besonders Frauen, ältere Menschen (über 60-Jährige) und Menschen zwischen dem 18. und 30. Lebensjahr unter psychischer Belastung litten. Wer sich unter deutlich mehr Druck als normal fühlt, ist demnach nicht allein – und hat guten Grund, Hilfe zu suchen und zu erhalten. Entsprechend bietet auch die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung aktuell viele konkrete Tipps, Links und Telefonnummern zur Hilfe für das seelische Wohlbefinden.


Die derzeitige Coronavirus-Pandemie macht große Einschnitte in unser Leben. Beschränkungen, Isolation, Ängste und Sorgen sind an der Tagesordnung. Daher ist anzunehmen, dass diese besondere Zeit auch an der Psyche und dem seelischen Wohlbefinden nicht spurlos vorüber geht. Wissenschaftler aus China untersuchten mit einer groß angelegten, landesweiten Befragung, wie stark die Bevölkerung Chinas während der Coronavirus-Pandemie unter psychischen Belastungen litt.

Wissenschaftler befragten die chinesische Bevölkerung zur psychischen Belastung während der Coronavirus-Pandemie

Die Wissenschaftler entwickelten einen Fragebogen, der die psychische Belastung der Befragten während der Coronavirus-Pandemie erfassen sollte. Die Daten wurden seit dem 31. Januar 2020 gesammelt. Der Fragebogen war online für jedermann öffentlich zugänglich und enthielt unter anderem Fragen zu der Häufigkeit von Ängsten, Depressionen, spezifischen Phobien, kognitive Veränderungen, Vermeidung und zwanghaftem Verhalten, zu körperlichen Beschwerden und zum Verlust der sozialen Funktion in den letzten Wochen. Diese Aspekte wurden in eine spezielle Skala überführt – den COVID-19 Peritraumatic Distress Index (CPDI). Die Skala reichte von 0 bis 100. Werte zwischen 28 und 51 bedeuteten, dass die Personen unter milden bis mittelstarken psychischen Belastungen litten. Werte von 52 oder höher wiesen auf eine hohe Belastung hin. Bis zum 10. Februar 2020 nahmen 52 730 Personen aus 36 Provinzen, autonomen Regionen und Gemeinden sowie aus Hongkong, Macau und Taiwan an der Befragung teil. 18 599 von ihnen (35,27 %) waren Männer und 34131 Frauen (64,73 %).

Frauen waren stärker betroffen als Männer

Im Durchschnitt lag der CPDI-Wert der Befragten bei 23,65. Rund jeder dritte Befragte (etwa 35 %) litt unter psychischer Belastung. 29,29 % der Befragten waren mild bis mittelschwer und 5,14 % der Befragten stark betroffen. Die Wissenschaftler stellten fest, dass der CPDI-Wert von dem Geschlecht, dem Alter, dem Beruf und der Region abhing. Frauen hatten im Durchschnitt höhere CPDI-Werte als Männer (24,87 vs. 21,41; p < 0,001) und schienen somit stärker unter psychischer Belastung zu leiden. Auch Menschen mit einem höheren Bildungsabschluss zeigten ein höheres Belastungslevel.

Bestimmte Altersgruppen litten stärker unter psychischer Belastung

Was das Alter der Befragten anging, so waren junge Leute (unter 18 Jahren) weniger von psychischen Belastungen betroffen (durchschnittlicher CPDI-Wert: 14,83). Anders sah es bei den Befragten zwischen 18 und 30 Jahren und älteren Leuten (älter als 60 Jahre) aus. Befragte aus diesen Altersklassen hatten die höchsten durchschnittlichen CPDI-Werte (27,76 bzw. 27,49). Die Wissenschaftler vermuteten, dass die Kinder deswegen wenig unter psychischer Belastung litten, weil die Erkrankung in diesem Alter eher mild verläuft und weil viele von ihnen von der Epidemie nicht viel mitbekommen, da sie sich zu Hause in Quarantäne befinden. Als Grund, warum die 18- bis 30-jährigen stärker unter psychischer Belastung litten, vermuten die Wissenschaftler die sozialen Medien. Dort erhalten die jungen Leute viele Informationen, die Stress auslösen können. Dass gerade die Älteren psychisch unter der Situation leiden, verwundert die Wissenschaftler nicht. Diese Personengruppe ist von der COVID-19, der Krankheit, die von dem neuen Coronavirus SARS-CoV-2 ausgelöst wird, am stärksten betroffen.

Die umfangreiche Befragung in China zeigte, dass etwa jeder 3. Befragte unter psychischer Belastung litt. Das galt besonders für Frauen, ältere Menschen (über 60-Jährige) und Menschen zwischen dem 18. und 30. Lebensjahr. Die Ergebnisse basieren zwar auf Menschen in China, sind aber durchaus auch für andere Länder als ähnlich anzunehmen. Wer sich unter deutlich mehr Druck als normal fühlt, ist demnach nicht allein – und hat guten Grund, Hilfe zu suchen und zu erhalten. Entsprechend bietet auch die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung aktuell viele konkrete Tipps, Links und Telefonnummern zur Hilfe für das seelische Wohlbefinden.

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