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Ergebnisse einer Phase-3-Studie: Wie sicher und wirksam ist Ozanimod im Vergleich zu Beta-1a-Interferon?

Original Titel:
Safety and efficacy of ozanimod versus interferon beta-1a in relapsing multiple sclerosis (SUNBEAM): a multicentre, randomised, minimum 12-month, phase 3 trial

DGP – Wie sicher und verträglich ist der neue Wirkstoff Ozanimod im Vergleich zu einer anderen möglichen Therapie der schubförmigen Multiplen Sklerose? Dies wurde in einer 12-monatigen klinischen Studie mit fast 500 Patienten je Behandlungsgruppe ermittelt. Die Studienautoren berichten, dass die Behandlung mit Ozanimod im Vergleich zu Beta-1a-Interferon über 12 Monate gut vertragen wurde. Gleichzeitig erlitten die Patienten der Ozanimod-Gruppe seltener Rückfälle in der Behandlungsphase als die Patienten der Kontrollgruppe mit Beta-1a-Interferon.


Ozanimod ist ein Modulator des Sphingosin-1-Phosphat-Rezeptors. An diese Art von Rezeptoren, speziell an zwei ihrer Unterarten, bindet der Wirkstoff sehr gut und beeinflusst ihre Wirkung auf das Immunsystem. In klinischen Studien wurde bereits demonstriert, dass dieser Einfluss die Symptome der schubförmig verlaufenden Multiplen Sklerose stärker als ein Placebo verbessert. Die Wirkung wurde dabei mit bildgebenden Verfahren dokumentiert. Wie sicher und verträglich ist die Substanz aber im Vergleich zu einer anderen möglichen Therapie der Erkrankung? Dazu wurde nun die Behandlung mit Ozanimod mit der intramuskulären Injektion von Beta-1a-Interferon verglichen.

Wie sicher und wirksam ist Ozanimod im Vergleich zu Beta-1a-Interferon?

In dieser randomisiert kontrolliert durchgeführten Studie der Phase 3 wurde die Behandlung mit Ozanimod oder Beta-1a-Interferon zufällig den Teilnehmern zugewiesen. Welcher Wirkstoff jeweils eingesetzt wurde, war weder den Patienten noch den behandelnden Ärzten bekannt (Doppelblind-Verfahren). Da die Mittel unterschiedlich verabreicht werden (Ozanimod: oral als Tablette, Beta-1a-Interferon: Injektion), wurde das Double-Dummy-Verfahren genutzt: jeder Wirkstoff wurde mit einem Placebo in der jeweils anderen Darreichungsform kombiniert. Alle Teilnehmer nahmen also täglich eine Tablette ein, die Ozanimod oder ein Scheinmedikament enthielt, und erhielten einmal wöchentlich eine Injektion, die entweder Beta-1a-Interferon oder ein Scheinmedikament enthielt. Ozanimod wurde in zwei Dosierungen (0,5 und 1 mg) getestet. Patienten zwischen 18 und 55 Jahren mit schubförmiger Multipler Sklerose (relapsing remitting MS, kurz RRMS) mit einer Beeinträchtigung (EDSS-Wert) von 0–5 und mindestens einem Rückfall bzw. neuen Nervenschädigung im bildgebenden Verfahren im letzten Jahr konnten teilnehmen.

Multizentrenstudie mit fast 500 Teilnehmern je Behandlungsgruppe

152 Kliniken und Praxen in 20 Ländern nahmen an der Studie teil. Zwischen Ende 2014 und Ende 2015 wurden 1346 Teilnehmer gewonnen. 447 wurden der Behandlung mit 1 mg Ozanimod zugewiesen, 451 erhielten 0,5 mg Ozanimod und 448 wurden mit Beta-1a-Interferon behandelt. 91 (6,8 %) der Teilnehmer brachen die Behandlung vorzeitig ab. Davon hatten 29 1 mg Ozanimod, 26 0,5 mg Ozanimod und 36 Beta-1a-Interferon erhalten. Diese Abbrüche waren aber nur zu einem Teil unerwünschten Effekten der Behandlung zuzuschreiben: unter Ozanimod waren solche Nebeneffekte nur bei 13 Patienten (2,9 %, 1 mg) bzw. 7 Patienten (1,5 %, 0,5 mg) der Abbruchsgrund. Mit Beta-1a-Interferon waren unerwünschte Effekte etwas häufiger der Grund, die Behandlung abzubrechen (16 Patienten, 3,6 %).

In den drei Behandlungsgruppen war die Häufigkeit ernster unerwünschter Ereignisse vergleichbar selten (2,5–3,5 %). Es gab keinen Fall ernster Herzprobleme wie einer Bradykardie oder einem atrioventrikulärem Block bei der ersten Einnahme. Außerdem traten keine ernsten, opportunistischen Infektionen unter Ozanimod auf, also Infekte, die gewissermaßen das geschwächte Immunsystem ausnutzten.

Das Risiko für einen neuen Krankheitsschub wurde für Beta-1a-Interferon auf 0,35, für Ozanimod (1 mg) auf 0,18 und für Ozanimod (0,5 mg) auf 0,24 geschätzt. Der Wirkstoff Ozanimod senkte damit mit beiden Dosierungen das Risiko für einen neuen Schub im Vergleich zum Interferon messbar und signifikant.

Gut verträglich im Vergleich zur Behandlungsalternative – aber geringeres Risiko für Rückfälle

Die Studienautoren schließen, dass für Patienten mit schubförmiger Multipler Sklerose die Behandlung mit Ozanimod im Vergleich zu Beta-1a-Interferon über 12 Monate gut vertragen wurde. Gleichzeitig erlitten die Patienten der Ozanimod-Gruppe seltener Rückfälle in der Behandlungsphase als die Patienten der Kontrollgruppe mit Beta-1a-Interferon.

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