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Metastasierter Enddarmkrebs: Besser vor oder nach der Operation bestrahlen?

Original Titel:
Survival Benefit of Preoperative Versus Postoperative Radiotherapy in Metastatic Rectal Cancer Treated With Definitive Surgical Resection of Primary Tumor: A Population Based, Propensity Score-Matched Study

DGP – Patienten mit einem metastasierten Enddarmkrebs hatten einen Überlebensvorteil, wenn sie sich vor der Operation statt danach bestrahlen ließen. Zu diesem Ergebnis kam die vorliegende Studie.


Patienten mit Enddarmkrebs, bei denen der Tumor bereits in alle Schichten der Darmwand eingedrungen ist oder bereits benachbarte Lymphknoten, nicht aber weiter entfernt liegende Körperregionen (Metastasen) befallen sind (Stadium II bzw. Stadium III), wird empfohlen, sich vor der Operation einer Radiochemotherapie zu unterziehen. Hierbei handelt es sich um eine Kombination aus Strahlen- und Chemotherapie. Ziel dieser ist es, den Tumor zu verkleinern und so die Ausgangssituation für die Operation zu verbessern. Außerdem sollen Krebszellen, die eventuell schon auf Wanderschaft gegangen sind, durch die Chemotherapie zerstört werden, sodass die Bildung von Metastasen verhindert wird. Doch wie sieht es aus, wenn bereits Metastasen vorhanden sind? Wenn sich der Patient also im Stadium IV befindet? Profitieren auch sie von einer Strahlentherapie? Und wann sollte diese durchgeführt werden – vor der Operation oder doch besser danach? Diesen Fragen gingen Wissenschaftler aus Shanghai (China) nach.

Patienten mit metastasiertem Enddarmkrebs ließen sich entweder vor oder nach der Operation bestrahlen

Die Wissenschaftler sammelten Daten von Patienten, bei denen zwischen 2004 und 2014 ein metastasierter Enddarmkrebs diagnostiziert wurde und die sich aufgrund dessen einer Strahlentherapie unterzogen und den ursprünglichen Tumor im Darm (Primärtumor) operativ entfernen ließen. Die Wissenschaftler untersuchten, ob das krebsspezifische Überleben davon abhing, wann die Strahlentherapie durchgeführt wurde. Dafür bildeten sie aus den Patienten 686 Paare, die in möglichst vielen Eigenschaften übereinstimmten und von denen jeweils einer vor der Operation und einer nach der Operation bestrahlt wurde.

Die Strahlentherapie vor der Operation war der Strahlentherapie nach der Operation überlegen

Bei dem Vergleich der Patientengruppen fiel auf, dass die Patienten, die sich vor der Operation bestrahlen ließen, seltener innerhalb von 5 Jahren an dem Krebs starben als die Patienten, die sich stattdessen nach der Operation der Strahlentherapie unterzogen (krebsspezifische 5-Jahres-Üerlebensrate: 33,4 % vs. 26,8 %). Auch statistische Analysen bestätigten, dass die Patienten, die sich vor statt nach der Operation bestrahlen ließen, ein besseres krebsspezifisches Überleben zeigten. Des Weiteren identifizierten die Wissenschaftler Faktoren, die das krebsspezifische Sterberisiko beeinflussten. Während ein höheres Alter zum Zeitpunkt der Diagnose (über 60 Jahre) das Risiko erhöhte, senkten unter anderem eine Strahlentherapie vor der Operation, eine operative Entfernung der Metastase und das Eheleben das Risiko, an dem Krebs zu sterben.

Patienten mit einem metastasierten Enddarmkrebs schienen somit stärker davon zu profitieren, wenn sie sich vor statt nach der Operation, in der der Primärtumor entfernt wurde, bestrahlen ließen. Dies äußerte sich dadurch, dass die Patienten, die sich bereits vor der Operation der Strahlentherapie unterzogen, ein besseres krebsspezifisches Überleben zeigten als die Patienten, die die Strahlentherapie an die Operation anschlossen.

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