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Wie wirksam ist Off-Label Rituximab bei Multipler Sklerose?

Original Titel:
Treatment of multiple sclerosis with rituximab: A multicentric Italian-Swiss experience.

Kurz & fundiert

  • Wie wirksam ist Off-Label Rituximab bei Multipler Sklerose?
  • Vergleich von 355 Patienten mit schubförmig-remittierender, sekundär-progressiver und primär-progressiver MS
  • Wirksamkeit von Rituximab besonders bei schubförmigem Verlauf

 

DGP – Off-Label Rituximab bei Multipler Sklerose: Kann das Krebsmedikament bei der MS einen Unterschied machen und für welche Patientengruppen könnte dies besonders relevant sein? Dieser Frage gingen Forscher nun in einer rückblickenden Multizentrenstudie in Italien und der Schweiz nach.


Rituximab ist ein Antikörper gegen den CD20-Marker auf weißen Blutkörperchen, speziell den B-Lymphozyten. Das Medikament ist vor allem aus der Krebstherapie bekannt, wird aber auch Off-Label bei Multipler Sklerose eingesetzt. Wie wirksam und sicher Rituximab bei rückfällig-remittierender (RRMS) und bei fortschreitender (progressiver) MS ist, untersuchten Forscher nun in einer rückblickenden Multizentrenstudie.

Wie wirksam ist Off-Label Rituximab bei Multipler Sklerose?

An der Untersuchung nahmen 22 italienische und ein Schweizer MS-Zentrum teil, in denen MS-Patienten Off-Label mit Rituximab behandelt wurden. Zur Beurteilung von Behandlungserfolg und Verträglichkeit analysierten die Forscher die Rückfallrate, die Zeit bis zum ersten Rückfall, den Fortschritt im Behinderungsgrad mit Hilfe der Skala EDSS (expanded disability status scale), das Auftreten von unerwünschten Effekten und Ereignissen und das Ergebnis radiologischer Untersuchungen zwischen 2009 und 2019.

Vergleich von 355 Patienten mit schubförmig-remittierender, sekundär-progressiver und primär-progressiver MS

Insgesamt wurden 451 Patienten betrachtet, von denen 355 mindestens einmal zur Nachsorgeuntersuchung erschienen und somit analysiert werden konnten. Bei den Patienten mit RRMS nahm die jährliche Rückfallrate signifikant nach Behandlung mit Rituximab im Vergleich zur Vor-Rituximab-Phase ab: Vorher gab es im Schnitt 0,86 Rückfälle im Jahr pro Patienten, anschließend dagegen nur noch 0,09. Bei Patienten mit sekundär-progressiver MS sank die Rückfallrate ebenfalls signifikant von durchschnittlich 0,34 auf 0,06 Schübe pro Jahr. Bei primär-progressiver MS konnte nur ein leichter, statistisch nicht signifikanter Rückgang gefunden werden (von 0,12 auf 0,07 Schübe pro Jahr). Ähnlich abhängig von der Erkrankungsform schien die Wirksamkeit sich auch auf das Fortschreiten der Behinderung auszuwirken. Nach 3 Jahren unter Rituximab wurde nur bei 14,6 % der Patienten RRMS eine Verschlechterung des EDSS-Wertes bestätigt sowie bei 24,7 % der Patienten mit sekundär-progressiver MS. In der primär-progressiven MS-Gruppe schritt der Behinderungsgrad im Verlauf der untersuchten 3 Jahre dagegen bei 41,5 % der Patienten fort. Die Forscher fanden in dieser rückblickenden Analyse keine größeren Sicherheitsbedenken.

Wirksamkeit von Rituximab besonders bei schubförmigem Verlauf

Die Behandlung mit Rituximab scheint damit, in Übereinstimmung mit früheren Beobachtungsstudien, wirksam die Krankheitsaktivität bei MS senken zu können. Die Wirksamkeit scheint dabei besonders bei schubförmigem Verlauf gegeben zu sein. Weitere Studien zu den Patientengruppen, die besonders von dieser Art der Behandlung profitieren können, sind demnach wünschenswert.

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