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Botulinumtoxin bei chronischer Migräne: 12‐wöchige Injektionszyklen wirken nicht ausreichend anhaltend für alle

Original Titel:
Wearing Off Effect of OnabotulinumtoxinA Near the End of Treatment Cycle for Chronic Migraine: A 4‐Year Clinical Experience

Kurz & fundiert

  • Nimmt die Wirkung von Onabotulinumtoxin A zum Ende des Behandlungszyklus hin ab?
  • Retrospektive Analyse mit 98 Patienten mit chronischer Migräne und fast 500 Behandlungszyklen
  • 12‐wöchige Injektionszyklen bringen nicht ausreichend anhaltende Schmerzlinderung für alle Patienten

 

DGP – Ziel einer aktuellen Studie war es, zu ermitteln, ob die Wirkung von Onabotulinumtoxin A zur Prophylaxe chronischer Migräne zum Ende des Zyklus hin spürbar abnahm. Nachlassende Wirkung wurde von einem substantiellen Teil der Patienten zumindest einmal berichtet. Bis zu 32 % der untersuchten Patienten gaben an, dass sie in den Zeiten nachlassender Wirkung mehr Akutmedikamente verwenden mussten. Die Analyse legt nahe, dass 12‐wöchige Injektionszyklen nicht ausreichend anhaltende Schmerzlinderung für alle Patienten bewirken.


Das Injektionsintervall für Onabotulinumtoxin A zur Prophylaxe chronischer Migräne beträgt 12 Wochen (zwischen 78 und 84 Tagen). Ziel einer aktuellen Studie war es, zu ermitteln, wie konsistent Patienten berichteten, dass die Wirkung der Injektion zum Ende des Zyklus hin spürbar abnahm. Dazu verglichen die Wissenschaftler unterschiedliche Patientengruppen und ihre jeweils berichteten Abnutzungseffekte der Behandlung mit Botulinumtoxin.

Nimmt die Wirkung von Onabotulinumtoxin A zum Ende des Behandlungszyklus hin ab?

In dieser retrospektiven Analyse wurden Patienten betrachtet, die eine Migränetherapie mit Onabotulinumtoxin A durchgängig von Januar 2014 bis März 2018 erhielten. Nur Behandlungszyklen von weniger als 13 Wochen wurden ausgewertet, mit Daten zu Patienten‐berichteten nachlassender Wirkung (sich verschlechternde Kopf- und Nackenschmerzen) in den 4 Wochen (28 Tage) vor der geplanten nächsten Injektion von Onabotulinumtoxin A.

Retrospektive Analyse mit 98 Patienten mit chronischer Migräne und fast 500 Behandlungszyklen

Die Forscher ermittelten 98 Patienten und analysierten 471 Behandlungszyklen. 43 Patienten berichteten mindestens einmalig ein Nachlassen der Wirkung vor der nächsten Injektion. 24 dieser 43 Patienten berichteten genau einen solchen Fall, 19 von 43 Patienten hatten dagegen mindestens zweimal eine nachlassende Wirkung der Behandlung verspürt. Diese zwei Gruppen unterschieden sich signifikant in dem Vorliegen von Angststörungen und im Einnehmen von Opioid-Medikamenten zur Behandlung der Kopfschmerzen. In der Patientengruppe mit nur einem Fall von nachlassender Wirkung betrug die durchschnittliche Dosis des Botulinumtoxins 165 Einheiten (Median, Interquartilsabstand IQR zwischen 155 und 175 Einheiten), bei Patienten, die häufiger nachlassende Wirkung verspürten lag die mediane Dosis bei 167 Einheiten (IQR 155 bis 173,3). Im Median hielt die schmerzlindernde Wirkung des Medikaments bei Patienten mit nur einmal nachlassender Wirkung 66,5 Tage an (IQR 63 bis 71,5 Tage). Bei Patienten, die öfter abnehmende Effekte spürten, hielt die Wirkung im Median 65,3 Tage (IQR 62,5 bis 68,8) an. Bis zu 32 % der Patienten berichteten, dass sie in den Zeiten nachlassender Wirkung mehr Akutmedikamente verwenden mussten.

12‐wöchige Injektionszyklen bringen nicht ausreichend anhaltende Schmerzlinderung für alle Patienten

Das vorrangige Ziel der Behandlung mit Onabotulinumtoxin A bei der Behandlung chronischer Migräne ist es, eine zentrale Sensitivierung zu verhindern. Da die 12‐wöchigen Injektionszyklen nicht ausreichend anhaltende Schmerzlinderung für alle Patienten bewirken, könnte dies ein wichtiger Faktor dabei sein, dass Migräneattacken nicht anhaltend verhindert werden. Wiederholte Male nachlassender Wirkung der Behandlung können zu einem Medikamentenübergebrauch führen und so nachhaltig die Lebensqualität einschränken. Für Betroffene ist damit auch bei Behandlung mit Botulinumtoxin das Schmerztagebuch weiterhin ein wichtiges Element der Therapie: wie stabil ist die Wirkung? Wenn sie vor dem nächsten Injektionszyklus nachlässt – wie häufig geschieht dies und wann? Wenn solche Aspekte gut dokumentiert sind, lässt sich auch für den behandelnden Arzt leichter feststellen, ob Therapiedosis und –zyklus eventuell angepasst werden sollten.

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