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Aggressive MS: Stammzellentransplantation schon in der Erstlinie?

Original Titel:
Autologous haematopoietic stem cell transplantation as a first-line disease-modifying therapy in patients with 'aggressive' multiple sclerosis

Kurz & fundiert

  • Wann kann man bei aggressiver MS an Stammzellentransplantation denken?
  • Retrospektive Studie über 20 Patienten in Nordamerika und Europa
  • Früh, schnell, anhaltend wirksam
  • Mögliche Erstlinientherapie bei besonders aggressiven MS-Verläufen

 

DGP – Autologe hämatopoetische Stammzellentransplantation (AHSCT) ist eine mögliche Behandlung für Patienten mit Multipler Sklerose (MS), wenn die Krankheit trotz Behandlung mit den üblichen krankheitsmodifizierenden Medikamenten sehr aktiv ist.Eine retrospektive Studie über Behandlungen in 5 internationalen Zentren ermittelte nun, dass die Behandlung auch in der Erstlinie eine sichere und wirksame Option für Patienten mit aggressiver MS sein kann.


Autologe hämatopoetische Stammzellentransplantation (AHSCT) ist eine mögliche Behandlung für Patienten mit Multipler Sklerose (MS), wenn die Krankheit trotz Behandlung mit den üblichen krankheitsmodifizierenden Medikamenten sehr aktiv ist. Zu welchem Zeitpunkt eine AHSCT allerdings optimal Patienten mit einer solchen ‚aggressiven‘ MS angeboten werden sollte, ist noch unklar.

Wann kann man bei aggressiver MS an Stammzellentransplantation denken?

In einer retrospektiven Studie analysierten Forscher nun die Krankheitsverläufe bei Patienten mit aggressiver MS (nach Einschätzung der behandelnden Kliniker), die mit AHSCT als krankheitsmodifzierender Therapie in der Erstlinie behandelt wurden. Patienten in Behandlung in Sheffield (Großbritannien), Uppsala (Schweden), Ottawa (Kanada), Chicago (USA) und Florenz (Italien) wurden identifiziert und in dieser Analyse betrachtet.

Ziel der Studie war es, zu untersuchen, wie sicher und wirksam die Stammzelltherapie AHSCT in der Erstlinie für Patienten mit aggressiver MS ist.

Retrospektive Studie über 20 Patienten in Nordamerika und Europa

20 Patienten wurden identifiziert. Das mittlere Intervall (Median) zwischen Diagnose und AHSCT betrug 5 (1 – 20) Monate. Alle Patienten hatten mehrere nachteilige prognostische Marker und einen durchschnittlichen (Median) Behinderungsgrad (Expanded Disability Status Scale, EDSS) von 5,0 (1,5 – 9,5) vor der Stammzelltransplantation. Nach einer medianen Nachbeobachtung über 30 Monate (12 – 118) verbesserte sich der mediane EDSS auf 2,0 (0 – 6,5, p < 0,0001). Keine Patient erlitt weitere Rückfälle im Beobachtungszeitraum. Bei drei Patienten wurde im bildgebenden Verfahren MRT eine restliche Krankheitsaktivität in den ersten 6 Monaten nach der Transplantation gesehen. Es zeigten sich jedoch keine weiteren neuen oder verstärkten Läsionen in den folgenden MRT-Scans.

Früh, schnell, effektiv auch als mögliche Erstlinientherapie bei besonders aggressiven Verläufen

Die Forscher schließen daraus, dass die autologe Stammzelltransplantation AHSCT sicher und wirksam als krankheitsmodifizierende Erstlinien-Behandlung zum Erreichen einer schnellen und anhaltenden Remission bei Patienten mit aggressiver MS ist.

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