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Memantin gegen den Abbau der Denkleistung: besser mit Vitamin D?

Original Titel:
Cognitive changes under memantine according to vitamin D status in Alzheimer patients: An exposed/unexposed cohort pilot study

DGP – Die Forscher fassen zusammen, dass der Vitamin D-Status von Alzheimerpatienten im Blick behalten werden sollte – oder frühzeitig aufgestockt werden könnte. Dies könnte dann die Wirkung von Memantin stützen und den verstärkten Verlust von Denkfähigkeit vermutlich weiter hinauszögern. Die Studie basiert allerdings auf einer geringen Patientenzahl und beobachtete lediglich mögliche Zusammenhänge. Eine Placebo-kontrollierte Untersuchung zur Förderung der Memantinwirkung mit einem Vitamin D-Präparat als Nahrungsergänzung müsste nun folgen, um genauere Handlungsvorschläge für Patienten und verschreibende Ärzte zu erstellen.


Memantin wird zur Behandlung von Demenzsymptomen eingesetzt: es verlangsamt den Abbau der Denkleistung, der bei der Alzheimererkrankung eintritt. Frühere Studien hatten bereits angedeutet, dass die Wirkung von Memantin durch Vitamin D gefördert werden könnte. Könnte damit gezielt die Denkleistung von Patienten gefördert werden? Dies untersuchten Forscher nun in einer französisch-kanadischen Kooperationsstudie.

Könnte mit Vitamin D gezielt die Denkleistung von Patienten gefördert werden?

Dazu ermittelten die Wissenschaftler Alzheimerpatienten, die mit Memantin behandelt wurden, und bestimmten den jeweiligen Vitamin D-Status – also ob ein Vitamin D-Mangel vorlag oder nicht. Dies wurde anhand der Konzentration von 25-Hydroxyvitamin D im Blutserum bestimmt: liegt dieser Wert unter 25 nM (nanoMol), gilt dies als Mangel an dem Vitamin.

58 Alzheimerpatienten wurden in einer Gedächtnisklinik zwischen 2009 und 2014 behandelt und dabei über 6 Monate hinweg beobachtet. Die Patienten waren im Mittel 83 Jahre alt. Etwas mehr als die Hälfte der Betroffenen waren Frauen (56,9 %). Die Studienteilnehmer wurden, je nach Vitamin D-Status zu Beginn (Monat 0) und zum Ende (Monat 6) der Studienphase, in eine von vier Gruppen eingeteilt: Gruppe 1 hatte weder zu Beginn noch zum Ende der Studie Vitamin D-Mangel, Gruppe 2 hatte zu Beginn Mangel, aber nicht mehr zum Studienende, Gruppe 3 hatte zu Beginn keinen Mangel, aber am Schluss zu wenig Vitamin D, und Gruppe 4 war zu beiden Messzeitpunkten unzureichend mit Vitamin D versorgt. Die Veränderung der Denkleistung wurde im selben Zeitraum mit Hilfe des Mini-Mentalstatustests (MMST) bestimmt. In die abschließende Analyse gingen schließlich auch das Alter, Gewicht bzw. BMI sowie zu Beginn der Studie durchgeführte Bewertungen der Alltagsfähigkeiten ebenso wie mögliche depressive Symptome ein, die mit der Geriatrischen Depressionsskala ermittelt wurden.

Wie ergänzten sich nun Vitamin D-Status der Patienten und ihre Medikation? Die Forscher fanden zu Studienbeginn, dass Teilnehmer, die mit Memantin behandelt wurden, klar einen niedrigeren Wert im MMST-Test erreichten als die unbehandelten Patienten. Zur Erinnerung: niedrige MMST-Werte deuten auf eingeschränktere Denkleistungen. Nach 6 Monaten zeigte sich eine Verbesserung mit der Memantin-Behandlung – allerdings nur bei den Patienten, die zum Studienende unter Vitamin D-Mangel litten. Bei der getrennten Analyse der Vitaminstatus-Gruppen war dieser Effekt lediglich bei den Patienten messbar, die zu Beginn der Studie ausreichend über Vitamin D verfügt hatten. In dieser Gruppe deutete sich auch eine Verbesserung der Denkleistung mit Hilfe der Memantin-Behandlung an. Die Ergebnisse scheinen auf den ersten Blick verwirrend – die Denkleistung verbesserte sich also vor allem bei den Patienten, die Vitamin D-Mangel im Lauf der Studie entwickelten. Bei genauerem Blick auf die Veränderung der Denkleistung zeigt sich: Memantin verbesserte in allen Gruppen die Denkleistung eher, während die Denkleistung ohne Behandlung eher abnahm.

Memantin verbesserte die Denkleistung, ohne Behandlung nahm die Denkleistung ab

Besonders stark zeigte sich dieser Unterschied bei den Patienten, deren Vitamin D-Mangel sich innerhalb des Studienzeitraums entwickelte: diese verloren im Verlauf der 6 Monate etwa 6 bis 7 Punkte im MMST ohne antidementive Behandlung, gewannen mit Memantin aber im gleichen Zeitraum etwa 2 Punkte hinzu. Generell schien Memantin dann mehr zu helfen, wenn Vitamin D-Mangel herrschte. Die Studienautoren schließen hieraus, dass der neuauftauchende Vitamin D-Mangel zu einer Demenzverschlechterung führt oder zumindest damit einhergeht. Gerade in diesen Fällen kann der Abbau der Denkleistung also besonders dramatisch sein. Der Abbau der Denkleistung, der mit Vitamin D-Mangel einherzugehen scheint, könnte allerdings mit Memantin aufgehalten werden.

Abbau der Denkleistung kann mit Vitamin D-Mangel einhergehen

Die Forscher fassen zusammen, dass der Vitamin D-Status von Alzheimerpatienten im Blick behalten werden sollte – oder frühzeitig aufgestockt werden könnte. Dies könnte dann die Wirkung von Memantin stützen und den verstärkten Verlust von Denkfähigkeit weiter hinauszögern. Die Studie basiert allerdings auf einer geringen Patientenzahl und beobachtete lediglich mögliche Zusammenhänge. Eine Placebo-kontrollierte Untersuchung zur Förderung der Memantinwirkung mit einem Vitamin D-Präparat als Nahrungsergänzung müsste nun folgen, um genauere Handlungsvorschläge für Patienten und verschreibende Ärzte zu erstellen.

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