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Ist aufgereinigtes Ginkgo ein sicheres Mittel? Keine Hinweise auf Nebenwirkungen bei halbjähriger Behandlung

Original Titel:
Clinical and genomic safety of treatment with Ginkgo biloba L. leaf extract (IDN 5933/Ginkgoselect®Plus)

DGP – Die aktuelle Studie deutet darauf, dass die aufgereinigten Extrakte der Ginkgo-Pflanze zumindest mittelfristig vermutlich mehr nutzen als schaden. Studien mit mehr Teilnehmern sollten nun auch die Effekte über längere Zeit überprüfen. Eine weitere klinische Studie zur Wirksamkeit von Ginkgo-Extrakt (im Vergleich zu einer weiteren pflanzlichen Medizin) bei leichten Denkleistungsbeeinträchtigungen läuft derzeit in China über einen Studienzeitraum von einem Jahr mit geplanten 360 Teilnehmern. Zukünftig wird also mehr über Ginkgo zu erfahren sein.


Die Ginkgo-Pflanze, als traditionelle Medizin inzwischen weltweit angewendet, enthält verschiedenste Substanzen, die beispielsweise bei Durchblutungsstörungen, Schwindel und Tinnitus, aber auch bei Demenzerkrankungen und leichten Störungen der Denkleistung als wirksam gelten. Manche der in der Pflanze enthaltenen Wirkstoffe sind allerdings auch schädlich – klinisch getestet werden daher typischerweise Extrakte, die speziell die nützlichen Substanzen angereichert haben, aber die schädlichen Bestandteile nur reduziert aufweisen. Trotzdem besteht auch bei pflanzlichen Wirkstoffextrakten, wie bei jedem Medikament, ein Risiko – was wirkt, kann auch Nebenwirkungen haben, also auf unerwünschte Weise wirken. Das US-amerikanische National Toxicology Program berichtete in 2013, der Extrakt aus den Ginkgo biloba Blättern erhöhe bei Mäusen und Ratten die Häufigkeit von Krebserkrankungen von Leber und Schilddrüse. Dies wurde nun bei menschlichen Ginkgo-Anwendern, älteren Bewohnern von Pflegeheimen in einer Studie italienischer Forscher untersucht.

Mehr Schaden oder mehr Nutzen durch Ginkgo-Extrakt?

47 Teilnehmer in mehreren Studienzentren führten diese Studie über 6 Monate durch. Den Patienten wurde zufällig entweder ein standardisierter Ginkgo-Extrakt (120 mg, genaue Bezeichnung des Extrakts: IDN 5933, von 27 Teilnehmern eingenommen) oder ein Placebo (20 Teilnehmer) zugeteilt, die jeweils zweimal täglich eingenommen werden sollten. Weder ihnen noch den behandelnden Ärzten war bekannt, welche Substanzen die Teilnehmer jeweils zu sich nahmen (randomisierte, kontrollierte Doppelblindstudie). Der untersuchte Extrakt aus getrockneten Blättern des Ginkgo-Baums enthielt 24,3 % Flavonglycoside sowie 6,1 % Terpenlactone (2,9 % Bilobalid, 1,38 % Ginkgolid A, 0,66 % Ginkgolid B, 1,12 % Ginkgolid C). Um zu ermitteln, ob Nebenwirkungen des Ginkgo-Extrakts auftraten, wurden eher klassische sowie spezialisierte klinische Werte zu Beginn und zum Ende der Studie ermittelt. Diese Tests sollten einerseits allgemein die Leberfunktion überprüfen, andererseits erfassen, ob die Aktivität spezieller Gene (in Zellen der Immunabwehr als Indiz für eine Krebserkrankung) durch die pflanzlichen Wirkstoffe verändert wurde.

Die Forscher fanden keine Anzeichen von Leberschädigungen infolge der Behandlung mit Ginkgo-Extrakt. Auch die speziellen Genaktivitäten, die Schädigungen und erste Anzeichen einer möglichen Krebserkrankung früh anzeigen könnten, unterschieden sich nicht zwischen Placebo- und Ginkgo-Gruppe. Innerhalb dieser Studie mit einer Behandlungsdauer von einem halben Jahr fand sich damit kein Hinweis auf Schädigungen der Teilnehmer durch die Aufnahme der pflanzlichen Wirkstoffe.

Entwarnung: Keine Hinweise auf Leberschädigung durch Ginkgo-Extrakt nach einem halben Jahr der regelmäßigen Einnahme

Die aktuelle Studie deutet demnach darauf, dass die aufgereinigten Extrakte der Ginkgo-Pflanze zumindest mittelfristig vermutlich mehr nutzen als schaden. Studien mit mehr Teilnehmern sollten nun auch die Effekte über längere Zeit überprüfen. Eine weitere klinische Studie zur Wirksamkeit von Ginkgo-Extrakt (im Vergleich zu einer weiteren pflanzlichen Medizin) bei leichten Denkleistungsbeeinträchtigungen läuft derzeit in China über einen Studienzeitraum von einem Jahr mit geplanten 360 Teilnehmern. Zukünftig wird also mehr über Ginkgo zu erfahren sein.

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