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Metastudie zum Okzipitalnervenblock: Therapie für Clusterkopfschmerzen ist eventuell auch für Migräne nutzbar

Original Titel:
The efficacy of greater occipital nerve block for the treatment of migraine: A systematic review and meta-analysis

DGP – Zusammenfassend über mehrere Studien, in denen der sogenannte Okzipitalnervenblock mit einer Scheinbehandlung verglichen wurde, zeigte sich die Behandlung klar wirksam zur Linderung der Migräneschmerzen. Dies zeigte sich auch in geringerer Schmerzmitteleinnahme bei den Patienten, die diese aus der Clusterkopfschmerztherapie bekannte Behandlung erhielten. Bei Clusterkopfschmerz wird allgemein die Injektion von Anästhetika eher als Akutbehandlung genutzt. Steroide dagegen scheinen typischerweise längerfristig auch als Prophylaxe zu wirken.


Bei dem sogenannten Okzipitalnervenblock, auch als Infiltrationstherapie oder GON-Blockade (kurz vom englischen greater occipital nerve) bezeichnet, wird ein Steroid oder ein Anästhesiemedikament in die Nähe der sogenannten Okzipitalnerven per Injektion gegeben. Diese Injektion wird am Genick, knapp unterhalb der Schädelgrenze gesetzt. Mit dem Steroid wird dabei eine Entzündung oder Schwellung des Gewebes rund um den Nerven abgemildert, die den Nerven dauerhaft gereizt haben können. Anästhesiemedikamente dagegen senken die Schmerzweiterleitung des Nervs direkt. Diese Behandlung wird schon länger als Behandlung für Clusterkopfschmerzen genutzt, zeigt aber auch Potential bei der Behandlung von Migräne. Chinesische Neurologen vom Wenzhou People Hospital in der Zhejiang-Provinz führten nun eine systematische Übersichtsanalyse zur Wirksamkeit des Okzipitalnervenblocks bei der Behandlung von Migräne durch.

Übersichtsanalyse zur Wirksamkeit des Okzipitalnervenblocks

Dazu durchsuchten sie medizinwissenschaftliche Datenbanken wie PubMed, EMbase, Web of science, EBSCO und die Datenbank der Cochranebibliothek nach sogenannten randomisierten und kontrollierten Studien, in denen die Wirksamkeit der GON-Blocks im Vergleich zu einer Scheinbehandlung (Placebo) überprüft wurde. Als ‚randomisiert kontrolliert‘ werden Studien bezeichnet, in denen Patienten zufällig entweder der Behandlung oder einer Vergleichsbehandlung zugeordnet wurden, um einen Wirksamkeitsvergleich durchführen zu können. Vorrangiges Maß für die Wirksamkeit war dabei die Schmerzintensität. Typischerweise wird die Schmerzstärke bei solchen Studien mit einer Art Lineal gemessen, auf dem Patienten die ‚Größe‘ ihres Schmerzes anzeigen können. Auf dieser sogenannten visuellen Analogskala stehen üblicherweise 0 Punkte für keinen Schmerz, 10 Punkte dagegen für den größten vorstellbaren Schmerz.

Vor und nach der Behandlung: wie groß ist der Schmerz?

Die Forscher fanden 7 kontrollierte und randomisierte Studien, die sie schließlich in dieser Analyse berücksichtigten. Im Vergleich mit den Placebobehandlung konnte der Nervenblock bei Migränepatienten deutlich die Schmerzintensität senken. Im Mittel gaben die Patienten mit dem Nervenblock eine um 1,24 Punkte geringere Schmerzstärke an als die Patienten, die nur die Scheinbehandlung erhalten hatten. Die mit dem Nervenblock behandelten Patienten nahmen auch messbar weniger Schmerzmittel ein. Allerdings konnte diese Behandlung nicht wesentlich die Dauer der jeweiligen Migräneattacke verkürzen. Unerwünschte Effekte, die beispielsweise Nebenwirkungen der Therapie sein könnten, traten dabei vergleichbar häufig bei dem Nervenblock und der Vergleichsbehandlung auf. Die Behandlung war also im Vergleich zum Placebo sicher.

Wirksam zur Schmerzlinderung, aber nicht zum Verkürzen der Migräne

Zusammenfassend über mehrere Studien, in denen der sogenannte Okzipitalnervenblock mit einer Scheinbehandlung verglichen wurde, zeigte sich die Behandlung also klar wirksam zur Linderung der Migräneschmerzen. Dies zeigte sich auch in geringerer Schmerzmitteleinnahme bei den Patienten, die diese aus der Clusterkopfschmerztherapie bekannte Behandlung erhielten. Bei Clusterkopfschmerz wird allgemein die Injektion von Anästhetika eher als Akutbehandlung genutzt. Steroide dagegen scheinen typischerweise längerfristig auch als Prophylaxe zu wirken. In einer früheren Studie (Inan und Kollegen, 2015 im Fachjournal Acta Neurologica Scandinavica erschienen) wurde der Okzipitalnervenblock (einmal wöchentlich für 4 Wochen) mit dem Anästhetikum Bupivacain im Vergleich zu einer Scheinbehandlung (mit Salzwasser statt des Medikaments) bei Patienten mit chronischer Migräne getestet. In dieser Studie konnte die Behandlung den Patienten messbar zu einem Rückgang der Kopfschmerztage verhelfen – die Wirkung glich sich allerdings nach zwei weiteren Monaten wieder der Placebowirkung an. Weitere Studien hierzu, dann hoffentlich auch mit Steroiden, dürften also spannend werden.

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