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Wirksamkeit von Ramucirumab bei metastasiertem Darmkrebs – Welchen Einfluss haben der Mutationsstatus und die Lage des Tumors?

Original Titel:
Biomarker analysis beyond angiogenesis: RAS/RAF mutation status, tumour sidedness, and second-line ramucirumab efficacy in patients with metastatic colorectal carcinoma from RAISE-a global phase III study

DGP – Ramucirumab kann bei einem metastasierten Darmkrebs zusätzlich zu einer Chemotherapie eingesetzt werden, wenn eine vorangegangene Behandlung bereits gescheitert ist. In der vorliegenden Studie stellten Wissenschaftler fest, dass dessen Wirksamkeit unabhängig vom Mutationsstatus und der Lage des Primär-Tumors ist.


Für die Behandlung von Darmkrebs sind mittlerweile einige zielgerichtete Wirkstoffe zugelassen, die in Kombination mit einer Chemotherapie eingesetzt werden. Eine Gruppe dieser zielgerichteten Wirkstoffe richtet sich gegen die Bildung neuer Blutgefäße, die den Tumor versorgen. Ein Vertreter dieser Wirkstoffgruppe ist Ramucirumab. Dieser Wirkstoff wird bei einem metastasierten Darmkrebs zusammen mit einer Chemotherapie mit Fluorouracil, Folinsäure und Irinotecan (FOLFIRI-Regime) angewandt – und zwar dann, wenn eine vorangegangene Therapie mit Bevacizumab, Oxaliplatin und einem Fluoropyrimidin gescheitert ist. Im Vergleich zu einer alleinigen Chemotherapie konnte eine Chemotherapie plus Ramucirumab das Überleben der Patienten verbessern. Doch profitieren alle Patienten mit metastasiertem Darmkrebs und gescheiterter erster Therapie von Ramucirumab oder spielt die Lokalisation des ursprünglichen Tumors (des Primär-Tumors) oder der Mutationsstatus der Patienten eine Rolle? Dies untersuchte nun ein internationales Forscherteam aus 21 Wissenschaftlern.

Die Wissenschaftler teilten die Patienten nach ihrem Mutationsstatus und der Lage des Primär-Tumors in verschiedene Gruppen ein

In ihre Analyse schlossen die Wissenschaftler die Daten von 1072 Patienten mit metastasiertem Darmkrebs ein. Je nachdem, ob im Tumorgewebe Mutationen im BRAF-Gen oder RAS-Genen festgestellt wurden oder nicht, wurden die Patienten in verschiedene Gruppen eingeteilt. Von 85 % der Patienten (912 Patienten) war der RAS-Mutationsstatus bekannt. Neben dem Mutationsstatus interessierten sich die Wissenschaftler auch für die Lokalisation des ursprünglichen Tumors. Sie wollten herausfinden, ob es bezüglich der Wirksamkeit von Ramucirumab einen Unterschied macht, ob sich der ursprüngliche Tumor auf der rechten oder linken Darmseite befand. Die Lokalisation des Primär-Tumors war bei den allermeisten Patienten bekannt (94,4 %, 1012 Patienten).

Der Mutationsstatus beeinflusste nicht die Wirksamkeit von Ramucirumab

Der Vergleich zwischen Patienten, die Mutationen in den RAS-Genen aufwiesen, und denen, die von diesen Mutationen nicht betroffen waren, machte deutlich, dass es für die Wirksamkeit von Ramucirumab keine Rolle spielte, ob die RAS-Gene verändert waren oder nicht. Beide Patientengruppen konnten von Ramucirumab zusätzlich zur Chemotherapie profitieren. Bezüglich des BRAF-Gens gab es einen Trend dahingehend, dass Patienten mit Mutationen in diesem Gen stärker von Ramucirumab profitierten als Patienten ohne diese Mutationen. Statistische Analysen deuteten jedoch darauf hin, dass bei diesem Trend von einem Zufall auszugehen ist. Es ist diesbezüglich anzumerken, dass nur 41 Patienten Mutationen im BRAF-Gen aufwiesen, was die Aussagekraft der statistischen Analyse beeinträchtigt. Hier sind weitere Studien mit mehr Teilnehmern wünschenswert.

Auch die Lage des Primär-Tumors hatte keine Auswirkungen auf die Wirksamkeit von Ramucirumab

Der Mutationsstatus schien somit keinen Einfluss auf die Wirksamkeit von Ramucirumab zu haben. Doch wie sah das mit der Lage des Primär-Tumors aus? Bei Patienten, deren ursprünglicher Tumor auf der linken Darmseite lag, konnte das Leben im Mittel um 2,5 Monate verlängert werden, wenn zusätzlich zur Chemotherapie Ramucirumab gegeben wurde (im Vergleich zur Chemotherapie plus Placebo). Bei Patienten mit einem rechtsseitigen Primärtumor konnte zusätzliches Ramucirumab das Leben der Betroffenen im Mittel um 1,1 Monate verlängern. Statistische Analysen ergaben, dass die beobachteten Unterschiede zwischen rechtsseitigem und linksseitigem Darmkrebs zufallsbedingt waren und nicht auf die Lage des Tumors zurückgeführt werden konnten.

Weder der Mutationsstatus noch die Lokalisation des Primär-Tumors schienen sich somit auf die Wirksamkeit von Ramucirumab bei Patienten mit einem metastasierten Darmkrebs auszuwirken. Somit konnten alle Patientengruppen davon profitieren, wenn sie zusätzlich zur Chemotherapie Ramucirumab bekamen.

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