Das GesundheitsPortal für innovative Arzneimittel, neue Therapien und neue Heilungschancen

Cannabis-Spray hilft eventuell besser gegen Spastizität bei Multipler Sklerose mit begleitender Physiotherapie

Original Titel:
The influence of physiotherapy intervention on patients with multiple sclerosis-related spasticity treated with nabiximols (THC:CBD oromucosal spray).

DGP – Zur ergänzenden Behandlung mäßig bis starker Spastizität bei der Multiplen Sklerose ist medizinisches Cannabis in Form eines Cannabis-Sprays zugelassen. Italienische Neurologen untersuchten, ob begleitende Physiotherapie zur Wirksamkeit vom Cannabis-Spray gegen Spastizität beitragen kann. Demnach zeigte sich nicht nur verbesserte Wirkung, sondern es brachen auch weniger Betroffene die Cannabis-Behandlung mit begleitender Physiotherapie ab.


Nabiximols ist ein medizinisches Cannabis-Spray, das die Cannabis-Bestandteile THC und CBD enthält. Diese Wirkstoffe werden über die Mundschleimhaut aufgenommen. Das Spray ist zur ergänzenden Behandlung mäßig bis starker Spastizität bei der Multiplen Sklerose zugelassen. Italienische Neurologen untersuchten nun, wie viel Einfluss eine begleitende Physiotherapie bei der Linderung der spastischen Symptome hat, wenn auch mit dem Cannabis-Spray behandelt wird.

Hilft Cannabis-Spray gegen Spastizität bei Multipler Sklerose besser mit begleitender Physiotherapie?

Dies wurde in einer Multizentren-Beobachtungsstudie in Italien mit einer Nachbeobachtungsphase von 2 Monaten untersucht. Patienten mit mäßig bis starker Spastizität aufgrund einer MS, die gerade eine Behandlung mit dem Cannabis-Spray begannen, wurden zur Teilnahme an der Studie eingeladen. Der Schweregrad der Spastizität wurde durch den Patienten auf einer Skala von 0 bis 10 eingeschätzt (numerische Bewertungsskala NRS). Klinische Daten wurden zu Beginn der Untersuchung, nach 1 Monat und nach 3 Monaten erhoben. Mindestens vier Wochen vor und während der Behandlung mit dem Cannabis-Spray nahmen etwa drei Viertel der Patienten an einem Physiotherapieprogramm zur Behandlung der Spastizität teil.

Multizentren-Beobachtungsstudie über drei Monate mit fast 300 Patienten

Insgesamt 297 MS-Patienten (59 % Frauen) wurden ausgewählt, von denen 290 an der Nachbeobachtung über 3 Monate zu Ende teilnahmen. 210 der Patienten (71 %) erhielten Physiotherapie mit einer Häufigkeit von fast 3 Sitzungen pro Woche. Zu Beginn waren die Patienten im Schnitt stark durch die Spastizität belastet und schätzten dies mit einem Wert von durchschnittlich 7,6 (+/- 1,1) auf der NDR-Skala ein. Nach 4 Wochen der Behandlung sank die Stärke der Symptome auf 5,8, nach 3 Monaten auf 5,5 (+/- 1,5). Nach einem Monat erreichten 77 % der Patienten eine Verbesserung der Symptome um mindestens 20 %. Als klinisch relevante Verbesserung wurde eine Verbesserung um mindestens 30 % bewertet, die 22 % der Patienten, also mehr als jeder 5. Betroffene, erreichten. Diese Verbesserung war allerdings häufiger bei den Patienten zu sehen, die begleitend zur Behandlung mit dem Cannabis-Spray auch eine Physiotherapie erhielten. 2,6-mal mehr Patienten mit Physiotherapie als ohne erreichten eine klinisch relevante Verbesserung ihrer Symptome.

Nebenwirkungen bzw. unerwünschte Effekte, aber auch Unwirksamkeit, führten auch zu Abbrüchen der Behandlung mit dem Cannabis-Spray gegen Spastizität. Im ersten Monat, also früh, brachen 10,3 % der Patienten diese Behandlung ab (30 von 290 Patienten). 71 von 290 (24,5 %) Patienten brachen die Behandlung spät, also nach 3 Monaten ab. Interessanterweise brachen Patienten mit Physiotherapie seltener spät die Behandlung ab als Patienten ohne Physiotherapie.

Weniger Behandlungsabbrüche, bessere Effekte bei begleitender Physiotherapie

Die Untersuchung der Wirksamkeit von Cannabis-Spray zur Linderung der MS-Spastizität zeigte damit gute Besserung der Symptome, die sich aber mit begleitender Physiotherapie zu steigern schien. Auch behielten mehr Betroffene die Behandlung bei begleitender Physiotherapie bei – die Adhärenz war also, womöglich aufgrund der besseren Wirksamkeit, verbessert.

© Alle Rechte: DeutschesGesundheitsPortal / HealthCom