Das GesundheitsPortal für innovative Arzneimittel, neue Therapien und neue Heilungschancen

Topiramat gegen Migräne im Vergleich zu anderen Mitteln: wie bekommen Patienten eine sichere Prophylaxe?

Original Titel:
Risk of cardiovascular and cerebrovascular events and mortality in patients with migraine receiving prophylactic treatments: An observational cohort study

Kurz & fundiert

  • Herz-Kreislauf-Probleme betreffen Migränepatienten häufiger
  • Wie beeinflussen Prophylaxemedikamente solche Risiken?
  • Analyse von über 100Tausend US-amerikanischen Patientendaten
  • Topiramat und Kalziumkanal-Blocker erhöhten nicht das Risiko für Folgeprobleme

DGP – Wissenschaftler ermittelten aus US-amerikanischen Patientendaten, wie häufig die Prophylaxe-Behandlung von Migräne von Krankheitsereignissen gefolgt war. Sie folgerten aus den Daten, dass verschiedenste Migräneprophylaxen in Zusammenhang mit erhöhten Risiken für verschiedene Krankheitsereignisse stehen. Topiramat und ebenso Kalziumkanal-Blocker schienen hiervon allerdings Ausnahmen darzustellen. Die Autoren betonen, dass individuelle Krankheitsgeschichte und familiäre Risiken stärker berücksichtigt werden sollten, wenn eine Migräneprophylaxe zur Diskussion steht, um Folgerisiken zu minimieren.


Über den gesamten Neuigkeiten zu Antikörpern und neuartigen Wirkstoffen darf eines nicht vergessen werden: die ersten Ansätze zur vorbeugenden Behandlung der Migräne sind immer noch die klassischen Mittel, etwa manche Antidepressiva, Beta-Blocker oder Antiepileptika. Klassisch bedeutet nun allerdings nicht, dass man schon alles zu diesen Medikamenten weiß. Immer noch werden neue Fragen auch hierzu erforscht. Zur Gruppe der antiepileptisch wirkenden Medikamente gehört Topiramat. Wissenschaftler ermittelten nun, wie häufig verschiedene Arten von unerwünschten Ereignissen im Verlauf der Behandlung waren. Dabei lag ihr Blick speziell auf Herz-Kreislauf-Problemen oder Problemen mit der Blutversorgung des Gehirns. Diese Themen betreffen tatsächlich Migränepatienten im Schnitt häufiger als viele andere Menschen – entsprechend ist beispielsweise auch der Einsatz von Akutmedikamenten wie Triptanen nicht für jeden Betroffenen angeraten, da auch diese auf Blutgefäße wirken und so manche Risiken erhöhen können.

Herz-Kreislauf-Risiken: auch bei der Migräne-Prophylaxe ein wichtiges Thema

Die Wissenschaftler identifizierten dazu erwachsene Migränepatienten (zwischen 18 und 65 Jahren) in den USA, die zwischen 2010 und 2015 in einer speziellen Gesundheits-Verwaltungsdatenbank auftauchten. Patienten, die zu diesem Zeitpunkt eine Behandlung mit der Prophylaxe Topiramat begonnen hatten, wurden dann über die Folgejahre in der Datenbank nachverfolgt und mit Patienten mit anderen Arten von Prophylaxen verglichen. In der Analyse wurden verschieden Krankheitsereignisse und ihre Häufigkeit zwischen den Prophylaxegruppen und Topiramatnutzern verglichen.

Vergleich der Krankheitsereignisse von Migränepatienten mit verschiedenen Prophylaxetherapien

Die Patientengruppe umfasste insgesamt 119 243 Menschen mit Migräne. Die Forscher betrachteten sogar, wie oft Menschen mit unterschiedlicher Behandlung verstarben – selbst wenn ein Todesfall nicht in Zusammenhang mit der Therapie stehen muss. Dabei lag die Sterblichkeit mit Topiramat niedriger als die mit Antidepressiva oder anderen Antiepileptika. Aufschlussreicher waren die Risikoanalysen für verschiedene Krankheitsereignisse: mit sämtlichen verglichenen Prophylaxen waren verschiedenste Risiken höher als ohne eine Prophylaxetherapie. Eine Ausnahme hiervon machten lediglich Topiramat und Kalziumkanal-Blocker, zu denen etwa Flunarizin zählt. Bei Patienten, die eine dieser beiden Prophylaxen nahmen, traten also die untersuchten Krankheitsereignisse nicht häufiger auf als ohne ein Prophylaxe.

Keine erhöhten Risiken mit Topiramat und Kalziumkanal-Blocker

Die Wissenschaftler folgerten aus den Daten, dass verschiedenste Migräneprophylaxen in Zusammenhang mit erhöhten Risiken für verschiedene Krankheitsereignisse stehen. Topiramat und ebenso Kalziumkanal-Blocker schienen hiervon allerdings Ausnahmen darzustellen. Die Autoren betonen allerdings, dass solche Ereignisse keine direkte Folge der Behandlung sein müssen, sondern die Entscheidung für eine bestimmte Prophylaxe bereits einen Hinweis auf Risikofaktoren geben kann. Ebenso könnten die Prophylaxen eventuell vorhandene, nicht berücksichtigte Risikofaktoren verstärkt haben. Grundlegend weisen daher die Wissenschaftler darauf hin, dass es angeraten sein könnte, zukünftig noch stärker Begleiterkrankungen und Risikofaktoren der Migränepatienten ergänzend zu Häufigkeit und Intensität der Kopfschmerzen in die Therapiewahl mit einzubeziehen. Auch Betroffene sollten auf ihre individuelle Krankheitsgeschichte und familiäre Risiken achten und dies mit dem Arzt besprechen, wenn eine Migräneprophylaxe zur Diskussion steht.

© Alle Rechte: DeutschesGesundheitsPortal / HealthCom