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Migräne bei Multipler Sklerose und anderen entzündlichen Krankheiten

Original Titel:
Migraine in multiple sclerosis and other chronic inflammatory diseases

Kurz & fundiert

  • Migräne kann begleitend zu MS, rheumatischen Erkrankungen und entzündlichen Darmerkrankungen auftreten
  • Biomarker legen Entzündungs-Verbindung von Autoimmunerkrankungen und Migräne nahe
  • Junge Frauen besonders risikobehaftet
  • Genaue Zusammenhänge sind bisher unklar

 

DGP – In Migräne-Studien wurden häufig neurogene Entzündungen festgestellt. Diese Migräne-assoziierten Entzündungsprozesse könnten erklären, weshalb Migräne häufig begleitend zu anderen chronisch-entzündlichen Erkrankungen auftritt, wie z. B. Multipler Sklerose, Rheuma und chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen.


Entzündliche Prozesse im Rahmen einer Erkrankung können weitere Erkrankungen begünstigen und fördern. Entzündungsprozesse werden häufig anhand von Biomarkern, beispielsweise Zytokinen oder Markern für ein verändertes Darmmikrobiom, festgestellt. Solche Marker wurden nun in einem Review mit Blick auf Zusammenhänge zwischen Migräne und verschiedenen chronisch-entzündlichen Erkrankungen untersucht.

Multiple Sklerose (MS) und Migräne

Das mittlere Alter von MS-Patienten liegt bei ca. 30 Jahren, 70 % von ihnen sind weiblich. Die Krankheit zeichnet sich durch wiederkehrende Schübe und erhöhte Entzündungswerte aus. Die Epidemiologie ist ähnlich zur Migräne, von der ebenfalls häufiger Frauen mit einer ähnlichen Altersverteilung betroffen sind. In einer Kohorten-Studie mit weiblichem Klinikangestellten zeigte sich bei Migräne-Patientinnen im Vergleich zu Frauen ohne Migräne eine 1,39-fach höhere Wahrscheinlichkeit, auch an MS zu leiden. Im Vergleich von Patienten mit MS und Migräne versus Patienten mit MS, aber ohne Migräne, wurden höhere Entzündungswerte (CRP-Werte) bei MS mit begleitender Migräne festgestellt.

Chronisch-entzündliche rheumatische Erkrankungen und Migräne

Rheuma-Erkrankungen zeichnen sich durch chronische Entzündungen aus, die Entzündungsschmerz und Gelenksteifigkeit auslösen. Auch hier wurde in mehreren Studien beobachtet, dass 34% der getesteten Patienten auch an Migräne litten. Risikofaktoren waren hierbei vermehrte Ängste, weibliche Geschlecht, junges Alter und die Rheuma-Behandlung mit TNF-Inhibitoren. In einer populationsbasierten Kohorten-Studie lag das Risiko von Rheuma bei Migränepatienten 1,9-fach über dem der Teilnehmer ohne rheumatische Erkrankung. Hier waren Alter und Geschlecht ebenfalls ausschlaggebende Faktoren: Frauen unter 45 Jahren hatten ein erhöhtes Risiko.

Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED) und Migräne

Bei CED ist vor allem der Verdauungstrakt betroffen. Allerdings treten Symptome auch außerhalb des Darms, z. B. in Haut, Gelenken und Augen auf. Die Hirn-Darm-Verbindung ist zweigleisig. So klagen viele CED-Patienten neben Magen-Darm-Beschwerden auch über Kopfschmerzen. In einer Kohorten-Studie wurde bei CED-Patienten eine doppelt so hohe Migränewahrscheinlichkeit beobachtet (41 %) als in der übrigen Bevölkerung (21,3 %). Auch hier förderten Depressionen, junges Alter und das weibliche Geschlecht das Migräne-Risiko. Migräne kommt zudem bei CED häufiger begleitend vor als andere bestätigte Begleitsymptome der CED, wie etwa Gelenkschmerzen.

Da bestimmte Biomarker von Entzündungen, die bei Rheuma, CED und MS erhöht vorkommen, in der Lage sind, die Blut-Hirn-Schranke zu überwinden, können sie auch in Nervenzellen Entzündungen auslösen. Auch der Einfluss des Darm-Mikrobioms auf Entzündungswerte und -mediatoren spielt laut den Review-Autoren eine Rolle. Den Autoren nach zeigt sich so in mehreren unabhängigen Studien, dass bei verschiedenen chronisch-entzündlichen Krankheiten vermehrt Migräne als Begleiterkrankung auftritt. Die genauen Zusammenhänge müssen allerdings noch besser untersucht werden.

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