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MS-Prodrom: Welche anderen Erkrankungen oder Symptome können auf eine beginnende Multiple Sklerose hinweisen?

Original Titel:
A Systematic Review of Morbidities Suggestive of the Multiple Sclerosis Prodrome

DGP – Die MS schnell zu erkennen würde auch die Behandlung früher ermöglichen und das Management der Erkrankung erleichtern. Kanadische Neurologen führten dazu nun einen systematischen Review durch, in dem sie mögliche Warn-Erkrankungen vor oder bei MS-Beginn und –Diagnose ermittelten. Die Autoren schließen, dass Symptome wie Ängste, Depression und Einbußen in der Denkleistung, aber auch Migräne, Teile eines MS-Prodroms darstellen können. Weitere Studien werden klären müssen, ob und wie solche Symptome konkret als Warnzeichen genutzt werden könnten.


Ein Prodrom der Multiplen Sklerose (MS), also eine Frühphase oder Phase mit warnenden Anzeichen für eine sich entwickelnde MS-Erkrankung könnte großen Wert haben: Die MS schnell zu erkennen würde auch die Behandlung früher ermöglichen und das Management der Erkrankung erleichtern. Aber welche Zeichen oder Erkrankungen deuten häufiger auf eine spätere MS und sollten somit eher im Blick behalten werden? Kanadische Neurologen führten dazu nun einen systematischen Review durch, in dem sie mögliche Warn-Erkrankungen vor oder bei MS-Beginn und -Diagnose ermittelten.

MS-Prodrom: Können andere Erkrankungen auf eine beginnende Multiple Sklerose hinweisen?

Dazu durchsuchten die Experten die medizin-wissenschaftlichen Datenbanken Medline, Embase, Psycinfo und CINAHL nach englischsprachigen Studien, die bis Februar 2019 veröffentlicht wurden. Die Untersuchungen mussten die relative Häufigkeit von mindestens einer weiteren Erkrankung oder eines Symptoms vor oder bei MS-Beginn oder -Diagnose berichten. Diese Daten sollten im Vergleich zu einer Kontrollgruppe ohne MS-Erkrankungen berichtet worden sein. Die Studienqualität schätzten die Forscher mit Hilfe einer standardisierten Skala (Newcastle-Ottawa Skala, mit maximalem NOS-Wert 9) ein.

Systematischer Review zu Erkrankungen und Symptomen vor MS-Beginn oder -Diagnose

Die Wissenschaftler fanden 29 Studien mit insgesamt 83 590 MS-Erkrankten und 396 343 Kontrollen. Die meisten der Untersuchungen waren Fall-Kontroll-Studien (25/29). 8/29 wurden als qualitativ hochwertige Studien mit NOS-Wert von mindestens 8 eingeschätzt. 19/29 Studien untersuchten die Phase vor Symptombeginn der MS. In den meisten Studien, in denen Ängste, Depression, Migräne und niedrigere geistige Fitness bestimmt wurden, waren diese vier Erkrankungen oder Symptome häufiger vor MS-Beginn oder vor MS-Diagnose zu finden als in der Kontrollgruppe ohne MS-Erkrankungen. Es gab nur begrenzte Evidenz für andere Erkrankungen als mögliche Warnerkrankungen.

Ängste, Depressionen, Migräne häufiger vor MS-Beginn

Die Autoren schließen, dass Symptome wie Ängste, Depression und Einbußen in der Denkleistung, aber auch Migräne, Teile eines MS-Prodroms darstellen können. Weitere Studien werden klären müssen, wie solche Symptome als auffällig erkannt werden könnten – denn sicherlich wird nur ein sehr kleiner Teil der Menschen mit depressiven Symptomen oder mit einer neu beginnenden Migräne jemals eine MS entwickeln.

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