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Klassische Aquatherapie im Vergleich mit plyometrischem Training im Wasser in der MS-Therapie

Original Titel:
Effects of Aquatic Exercises on Postural Control and Hand Function in Multiple Sclerosis: Halliwick Versus Aquatic Plyometric Exercises: A Randomised Trial

Kurz & fundiert

  • Wassertemperatur, Bewegungswiderstand und Auftrieb entkrampfen, fordern und erleichtern die Bewegung
  • Klassische Aquatherapie bei MS im Vergleich mit plyometrischem Training im Wasser
  • Vergleich von Körperbalance und Handgeschicklichkeit
  • Sportliches Aquatraining ist anwendbar und wirksam, klassische Aquatherapie allerdings effektiver

 

DGP – Wasser ist durch seine abfedernden Effekte, die Wassertemperatur und den Bewegungswiderstand bei gleichzeitigem Auftrieb für viele therapeutische Zwecke ein sehr nützliches Element. Ziel der vorliegenden Studie war es, zwei verschiedene Methoden der Aquatherapie bei MS und ihre Effekte auf die Kontrolle der Körperhaltung und Handfunktion zu vergleichen. Die Studie zeigte, dass plyometrisches Training im Wasser und die Halliwick-Methode beide wirksam das Körpergleichgewicht bzw. die Körperstabilität und die Handgeschicklichkeit bei Menschen mit MS verbessern können.


Körperhaltung und -kontrolle sowie Handgeschicklichkeit sind wesentliche Problemfelder für Menschen mit Multipler Sklerose (MS). Wasser ist durch seine abfedernden Effekte, die Wassertemperatur und den Bewegungswiderstand bei gleichzeitigem Auftrieb für viele therapeutische Zwecke ein sehr nützliches Element. Die Aquatherapie wird schon seit Jahrzehnten bei der MS eingesetzt. Bisherige Forschung zeigte dabei positive Effekte auf das Gleichgewicht, die Muskelstärke, die Stimmung, auf neuronale Plastizität und auf Schmerzen. Ziel der vorliegenden Studie war es, zwei verschiedene Methoden der Aquatherapie bei MS und ihre Effekte auf die Kontrolle der Körperhaltung und Handfunktion zu vergleichen.

Wassertemperatur, Bewegungswiderstand und Auftrieb entkrampfen, fordern und erleichtern die Bewegung

Das Halliwick-Konzept ist eine der populärsten Aquatherapie-Techniken zur entspannenden Verbesserung von Koordination und Gleichgewicht. Es wurde vor etwa 70 Jahren entwickelt und wird besonders bei Kindern und Patienten mit neurologischen Problemen angewandt.

Das zweite Trainingskonzept, das plyometrische Training, wird typischerweise zur Leistungssteigerung im Sport eingesetzt. Bei diesem schnellen Sprungtraining, bei dem der Bodenkontakt möglichst gering gehalten wird, aber mit viel Kraft erfolgt. Springen, hüpfen und werfen erfordern nicht nur Kraft, sondern auch viele Muskelreflexe und Gleichgewichtskoordination, die für neurologische Patienten ein gutes Training sein könnten. Studien haben gezeigt, dass im Wasser durchgeführtes, aquatisches plyometrisches Training einen ähnlichen Effekt hat wie plyometrisches Training an Land. Ob dies aber für Menschen mit neurologischen Störungen anwendbar und hilfreich ist, wurde bislang nicht untersucht.

Klassische Aquatherapie bei MS im Vergleich mit plyometrischem Training im Wasser

Die Trainingseinheiten mit beiden Methoden fanden zweimal pro Woche in einem 8-wöchigen Programm statt. Das Aquatraining fand in einem 1,20 m tiefen Becken (bis etwa Höhe Brustbein) und bei einer Wassertemperatur von 30-31°C statt.

Zur Ermittlung der Therapieeffekte wurde die Körperstabilität mit dem LoS-Test (limits of stability, Biodex Balance System) untersucht. Dabei sollten die Patienten barfuss auf einer stabilen Unterlage mit offenen Augen stehen und sich willentlich stabil noch vorne lehnen. Gemessen wird dabei, wie weit man sich stabil für mehrere Sekunden gekippt halten kann. Zur Messung der Handgeschicklichkeit wurde der 9-Hole-Peg Test durchgeführt, bei dem man kleine Dübel aus einem Behälter aufnehmen und in Löcher setzen muss.

Vergleich von Körperbalance und Handgeschicklichkeit

30 Menschen mit MS (relapsing-remitting, RRMS) wurden zufällig in die zwei Trainingsgruppen nach Halliwick oder mit dem plyometrischen Training aufgeteilt. Der LoS-Test zeigte signifikante Verbesserungen der Körperstabilität in beiden Gruppen (p < 0,05). Die Teilnehmer der Hallwick-Gruppe führten den Test allerdings signifikant schneller durch, erreichten also in kürzerer Zeit ihre stabile Kipphaltung (p < 0,05). Auch die Handgeschicklichkeit verbesserte sich signifikant in beiden Gruppen (p < 0,01). Im Vergleich zwischen den Gruppen fanden die Forscher signifikant größere Verbesserungen sowohl in der Handgeschicklichkeit als auch der Körperstabilität bei den Teilnehmern in der Halliwick-Gruppe (p < 0,05).

Sportliches Aquatraining ist anwendbar und wirksam, klassische Aquatherapie allerdings effektiver

Die Studie zeigte damit, dass plyometrisches Training im Wasser und die Halliwick-Methode beide wirksam das Körpergleichgewicht bzw. die Körperstabilität und die Handgeschicklichkeit bei Menschen mit MS verbessern können. In diesem Vergleich wurde somit die Machbarkeit und Wirksamkeit des neuen Ansatzes, plyometrisches Sporttraining in die Aquatherapie einzubringen, demonstriert.

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