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Depressionen und Anämie bei Endometriose: Ein Vergleich von Dienogest mit anderen Hormontherapien

Original Titel:
Risk of depression and anemia in users of hormonal endometriosis treatments: Results from the VIPOS study

Kurz & fundiert

  • Über 8 Jahre wurden in 6 europäischen Ländern Folgen und Auswirkungen der Behandlung mit dem Wirkstoff Dienogest beobachtet.
  • Im Vergleich mit anderen Hormontherapien wurde das Risiko von Depressionen bzw. Stimmungsschwankungen und Blutarmut ermittelt

 

DGP – Die Therapie mit 2 mg des Wirkstoffs Dienogest wird eingesetzt, um Unterleibsschmerzen zu lindern, die bei Endometriose auftreten. Nun wurde analysiert, welches Risiko für Depressionen und Stimmungsschwankungen sowie auch unregelmäßige Blutungen bzw. Anämie unter dieser Therapie besteht. Ein erhöhtes Risiko von Depressionen bei einer Therapie mit Dienogest konnte nicht ausgeschlossen werden. Jedoch variierte die Zahl der gemeldeten und bestätigten Fälle von Anämie und Depressionen stark zwischen den Ländern und lag unter den Erwartungen. Zudem litten Patientinnen in Dienogest-Therapie vermutlich häufig unter schwererer Endometriose. Weitere Forschung muss nun mögliche Zusammenhänge klären.


Die Therapie mit 2 mg des Wirkstoffs Dienogest wurde 2010 erstmals eingesetzt, um Unterleibsschmerzen zu lindern, die bei Endometriose auftreten. Nun wurde analysiert, welches Risiko für Depressionen und Stimmungsschwankungen sowie auch unregelmäßige Blutungen bzw. Anämie unter dieser Therapie besteht. Die Berliner Autoren legten dazu eine Studie in 6 europäischen Ländern auf, in der sie die Auswirkungen von Dienogest über 6-8 Jahre verfolgten. Die Teilnehmerinnen dokumentierten ihre Erfahrungen in Fragebögen, zudem wurden der Eindruck der behandelnden Ärzte und von Psychologen zur Beurteilung mit einbezogen.

Dienogest im Vergleich mit anderen Hormontherapien

Die Autoren verglichen bewusst neu verschriebene Hormontherapien, um ausschließlich deren Wirkungen verfolgen zu können. Sie verglichen Dienogest mit anderen Hormontherapien, die für die Behandlung von Endometriose zugelassen waren, sowie auch mit solchen, die nicht dafür zugelassen waren, allerdings oft verschrieben wurden.

Erhöhte Fallzahl von Anämie und Depression, aber vermutlich auch schwerere Endometriose bei Patientinnen mit Dienogest-Therapie

Daten von 26 430 Frauen wurden analysiert. Frauen, die mit Dienogest behandelt wurden (11,4 %), hatten öfter eine chirurgisch bestätigte Endometriose, als Frauen, die mit anderen Therapieformen behandelt wurden (zugelassene Therapien: 12,8 %; nicht zugelassene Therapien: 75,7 %). Dies könnte ein Hinweis darauf sein, dass sie eine stärker ausgeprägte Form der Krankheit hatten. Die Autoren beobachteten bei Dienogest im Vergleich mit zugelassenen Hormontherapien eine 1,8-fach höherer Wahrscheinlichkeit für Depressionen und eine 1,06-fach höhere Wahrscheinlichkeit von Anämie. Im Vergleich zu für Endometriose nicht zugelassene Hormontherapien konnten sie ein 1,51-fach höheres Risiko von Depressionen und eine 1,34-fach höhere Wahrscheinlichkeit, an Anämie zu leiden, feststellen. Jedoch zeigte sich insgesamt eine deutlich geringere Zahl bestätigter Fälle von Anämie und Depression als erwartet, berichteten die Wissenschaftler.

Große Variationen in den Fallzahlen zwischen den Ländern, insgesamt geringere Zahl von Depression und Anämie als erwartet

Die Autoren konnten feststellen, dass die Zahl der gemeldeten und bestätigten Fälle von Anämie und Depressionen zwischen den Ländern stark variierte. Der sozio-ökonomische und kulturelle Hintergrund schien demnach auch einen Einfluss darauf zu haben.

Große Vorteile der Studie sind ihr Umfang sowie die unabhängige Beurteilung durch Spezialisten und behandelnde Ärzte. Allerdings kamen viele Studienteilnehmerinnen aus osteuropäischen Ländern, wo sich klinische Richtlinien oft von anderen europäischen Ländern unterscheiden können. Unter Berücksichtigung all dieser Faktoren konnten die Autoren aber ein erhöhtes Risiko von Depressionen bei einer Therapie mit Dienogest nicht ausschließen, obwohl die Zahl der Fälle insgesamt niedriger war als erwartet. Für Anämie stelle Dienogest laut den Autoren kein erhöhtes Risiko im Vergleich zu bisherigen Therapien dar.

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