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Patienten mit Nierenproblemen nach Lithiumtherapie leiden häufiger an Herz-Kreislauf-Erkrankungen als Patienten, die Lithium besser vertragen

Original Titel:
Cardiovascular comorbidity increases the risk for renal failure during prophylactic lithium treatment

DGP – Lithium ist eine wirksame Phasenprophylaxe bei Bipolarer Störung und wird auch zur Behandlung bei starken unipolaren Depressionen eingesetzt. Wie unterscheiden sich Patienten, die durch eine längere Lithiumtherapie Nierenprobleme bekommen, von solchen, die dieses Medikament besser vertragen? Neue Ergebnisse deuten auf Begleiterkrankungen, besonders Herz-Kreislauf-Erkrankungen, als wichtig bei der Entwicklung von Nierenproblemen mit Lithium. Bei solchen Vorerkrankungen empfiehlt sich die Überwachung der Nieren unter Lithium also besonders.


Lithium ist als Phasenprophylaxe bei der Bipolaren Störung und bei starken unipolaren Depressionen ein altbekanntes Mittel. Die Lithiumtherapie gilt als sehr stabil und verlässlich, ist aber nicht ganz simpel. Die Substanz ist nur in ganz bestimmter Dosierung, also innerhalb eines eng umgrenzten Blutgehalts, wirksam und sicher. Zu viel davon ist Gift für den Körper. Die Behandlung kann zu Nierenschäden führen. Bei wem tritt dieses Problem aber auf, warum sind manche Patienten davon betroffen, andere aber nicht? Forscher ermittelten nun, ob eventuell eine Vorbelastung oder Vorerkrankung eine Rolle dabei spielen könnte. Führt also die Lithiumtherapie besonders bei manchen Begleiterkrankungen eher zu Nierenschäden?

Bei wem kann eine längere Lithiumtherapie Nierenprobleme zur Folge haben?

Zur Überprüfung der Nierenfunktion wird Kreatinin im Blut gemessen. Diese Substanz wird vor allem durch die Nieren aus dem Blut gefiltert. Ist also eine relativ große Menge Kreatinin im Blut zu finden, deutet das auf schlecht arbeitende Nieren hin. Daher wurden 1.741 erwachsene Patienten mit normalen Kreatinin-Werten zu Beginn der Lithiumtherapie untersucht. Patienten aus dieser Anfangsgruppe, die in der Folge ernste Nierenschäden erlitten (109 Patienten mit Nierenversagen), wurden mit 109 Patienten verglichen, die weiterhin normal funktionierende Nieren hatten. Die Kontrollpersonen waren so gewählt, dass sie in Geschlecht, Alter zum Zeitpunkt der Lithiumtherapie und Dauer der Therapie möglichst ähnlich zu den Patienten mit Nierenschaden waren.

Vergleich von Patienten mit Nierenschäden und ohne nach langjähriger Lithiumbehandlung

Im konkreten Vergleich von Patienten mit Nierenschaden und Kontrollpatienten waren ähnlich viele männlich (je 33 Patienten) und weiblich (je 76 Patienten). Im Mittel waren sie seit 9,8 Jahren (Nierenschaden) bzw. 9,6 Jahren (gesunde Nieren) mit Lithium behandelt worden und hatten die Therapie im durchschnittlichen Alter von 61,6 Jahren (Nierenschaden) bzw. 60,5 Jahren (gesunde Nieren) begonnen. Unterschiedlich war allerdings, ob Begleiterkrankungen vorlagen oder nicht. Betroffene mit ernsten Nierenschäden litten messbar häufiger unter einer somatischen Komorbidität, also einer körperlichen Begleiterkrankung. Besonders häufig schienen dies Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu sein.

Häufiger Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Patienten mit Nierenproblemen

Einschränkend gilt hier jedoch, dass die untersuchten Patienten relativ alt waren. Die Ergebnisse sind damit nicht ohne weiteres auf alle Patienten in einer Lithiumtherapie übertragbar. Auch kann der Rückblick auf Therapie und Therapieergebnis in diesem Fall nicht klären, wie stark Begleiterkrankungen ausfielen und ob sie eventuell auch zu weiteren Behandlungen führten. Es gibt also für zukünftige Untersuchungen weitere Faktoren zu berücksichtigen.

Die Ergebnisse deuten also auf eine wichtige Rolle von Begleiterkrankungen bei der Entwicklung von Nierenproblemen mit der Lithiumtherapie. Besonders wenn Herz-Kreislauferkrankungen bestehen, sollte also stärker auf die Nieren bei der Lithiumtherapie geachtet werden – bis weitere Forschung genauere Informationen liefert, ist diese Vorsichtsmaßnahme vermutlich auch in jüngeren Jahren sinnvoll.

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