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Über Problemen brüten: Unterschiedlich bei bipolarer und unipolarer Depression?

Original Titel:
Ruminations and their correlates in depressive episodes: Between-group comparison in patients with unipolar or bipolar depression and healthy controls

Kurz & fundiert

  • Über Problemen brüten: Unterschiedlich bei bipolarer und unipolarer Depression?
  • Befragung zu Grübeln, Emotionskontrolle und kognitiven Fähigkeiten
  • Grübeln, schwächere Widerstandskraft und geringere Emotionskontrolle

 

DGP – Die vorliegende Studie untersuchte verstärktes Grübeln bei Patienten mit unipolarer oder bipolarer Depression und seinen Bezug zu kognitiver Funktion, Emotionsregulation und psychologischer Widerstandskraft im Vergleich zu gesunden Kontrollen. Die Neigung zum Grübeln und eventuell manche kognitive Funktionen könnten demnach eventuell bipolare und unipolare Depression unterscheidbar machen – und womöglich einen Ansatz zur Therapie bieten.


Vermehrtes Grübeln ist ein wichtiges Kennzeichen affektiver Störungen – dabei ist nicht das zielgerichtete Denken gemeint, sondern ein Nachsinnen, das sich stärker im Kreis dreht und nicht zur Problemlösung beiträgt. Die Beziehung zwischen Grübeln, kognitiver Funktion, Emotionsregulation und psychologischer Resilienz wurde bereits bei der unipolaren Depression untersucht. Bisher haben aber nur wenige Studien ermittelt, ob unipolare und bipolare depressive Episoden in diesen Aspekten unterscheidbar sind. Die vorliegende Studie untersuchte nun Grübeln in Bezug zu klinischen und kognitiven Variablen bei Patienten mit unipolarer Depression oder bipolarer Depression und verglich dies mit gesunden Kontrollen.

Über Problemen brüten: Unterschiedlich bei bipolarer und unipolarer Depression?

Dazu wurden Teilnehmer mit verschiedenen Befragungen zu ihrer Tendenz zu Grübeleien in depressiven Episoden (Ruminative Response Scale-Short Form, Positive Beliefs about Rumination Scale, Negative Beliefs about Rumination Scale), ihrer Resilienz, also Widerstandskraft gegen Hürden im Leben (Brief Resilience Scale) und mit Blick auf die Emotionskontrolle untersucht (Emotion Regulation Questionnaire). Außerdem wurden kognitive Fähigkeiten mit Hilfe des Stroop Tests und dem Trail Making Test (kurz TMT) untersucht, bei dem wie beim Malen-nach-Zahlen aufsteigende Zahlen oder abwechselnd Zahlen und Buchstaben zu einem Pfad verbunden werden sollen – man braucht dafür viel Aufmerksamkeit und mentale Flexibilität.

Befragung zu Grübeln, Emotionskontrolle und kognitiven Fähigkeiten

Insgesamt nahmen 150 Menschen, darunter 50 mit der Bipolaren Störung, 50 mit unipolarer Depression und 50 Kontrollen, an der Studie teil. Die unipolar depressiven Patienten hatten signifikant höhere Ergebnisse in den Grübel-Befragungen, grübelten also mehr, wenn sie depressiv waren, als die Patienten mit bipolarer Depression. Unipolar depressive Patienten erreichten dagegen bessere Ergebnisse im neuropsychologischen Test TMT. Bei Berücksichtigung der Erkrankungsdauer konnte die unterschiedliche Grübelneigung jedoch nicht bestätigt werden.

Es gab einen negativen Zusammenhang zwischen Grübeln und Emotionsregulation sowie zwischen Grübeln und psychologischer Resilienz bei beiden Patientengruppen, allerdings nicht bei den gesunden Kontrollen. Menschen mit Depression könnten demnach eventuell schlechter ihre Stimmung selbst beeinflussen, je mehr sie grübeln – und weniger robust gegenüber Krisen sein.

Grübeln, schwächere Widerstandskraft und geringere Emotionskontrolle

Patienten mit unipolar oder bipolar depressiven Episoden könnten demnach womöglich anhand ihrer Neigung zum Grübeln und eventuell manchen kognitiven Funktionen unterscheidbar sein. Diese Differenzierung könnte auch einen Ansatz für gezielte Interventionen zur Therapie bei unipolarer und bipolarer Depression darstellen. Weitere Studien mit größeren Teilnehmergruppen sind allerdings notwendig zum besseren Verständnis.

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