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Chronische Darmentzündung: Welchen Einfluss hat Vedolizumab auf Gelenkbeschwerden?

Original Titel:
Incidence of Arthritis/Arthralgia in Inflammatory Bowel Disease with Long-term Vedolizumab Treatment: Post Hoc Analyses of the GEMINI Trials

DGP – Vedolizumab ist ein innovativer Wirkstoff, der bei einer mittelschweren bis schweren chronischen Darmentzündung eingesetzt wird. Da der Wirkstoff spezifisch im Darm wirkt, untersuchten Wissenschaftler in der vorliegenden Studie, ob er auch bei Gelenkbeschwerden, die bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa nicht selten auftreten, helfen kann. Sie stellten fest, dass es diesbezüglich Unterschiede zwischen Patienten mit Morbus Crohn und Patienten mit Colitis ulcerosa gab.


Viele Patienten mit Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa haben nicht nur Darmprobleme, sondern leiden auch an Krankheitssymptomen außerhalb des Darms, sogenannten extraintestinalen Manifestationen. Häufig sind die Gelenke betroffen, sodass es zu Gelenkentzündungen und Gelenkschmerzen kommt. Vedolizumab ist ein neuartiger Wirkstoff, der bei Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa dann eingesetzt wird, wenn die klassischen Therapien gescheitert sind. Das besondere an Vedolizumab ist, dass dieser Wirkstoff spezifisch im Darm wirkt. Es stellt sich daher die Frage, ob er dennoch gegen Krankheitssymptome helfen kann, die sich außerhalb des Darms äußern – wie die Gelenkbeschwerden. Dieser Frage gingen Wissenschaftler aus Kanada, den USA, der Schweiz und England gemeinsam auf dem Grund.

Patienten mit Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa bekamen entweder Vedolizumab oder ein Placebo

Die Wissenschaftler nutzten die Daten anderer Studien, in denen die Wirksamkeit von Vedolizumab mit einem Placebo verglichen wurde. Sie untersuchten, wie häufig es bei den Patienten mit einer chronischen Darmentzündung unter Vedolizumab-Therapie zu einer dauerhaften Linderung oder zu einer Verschlechterung der Gelenkbeschwerden kam und wie häufig diese während der Therapie neu auftraten.

Patienten mit Morbus Crohn konnten bezüglich Gelenkbeschwerden von Vedolizumab profitieren

Die Wissenschaftler betrachteten in ihrer Studie Patienten mit Morbus Crohn und Patienten mit Colitis ulcerosa getrennt voneinander. Bei der Betrachtung von Morbus Crohn-Patienten stellten sie fest, dass das Risiko für neuauftretende oder verschlimmerte Gelenkbeschwerden geringer war, wenn die Patienten statt eines Placebos Vedolizumab bekamen. Bezüglich der dauerhaften Linderung von Gelenkbeschwerden konnten jedoch keine Unterschiede zwischen Vedolizumab und dem Placebo beobachtet werden. Bei Morbus Crohn-Patienten, die zu Beginn der Studie Kortikosteroide bekamen, stieg das Risiko, dass Gelenkbeschwerden neu auftraten oder sich verschlechterten, wenn die Dosis an Kortikosteroiden reduziert wurde – unabhängig davon, ob der Patient Vedolizumab bekam oder nicht. Bei Patienten, die keine Kortikosteroide mehr benötigten, wirkte sich die Vedolizumab-Therapie jedoch positiv auf die Gelenkbeschwerden aus. Diese Patienten waren nämlich seltener von derartigen Beschwerden geplagt, wenn sie Vedolizumab statt eines Placebos bekamen.

Vedolizumab hatte bei Patienten mit Colitis ulcerosa keine Auswirkungen auf Gelenkbeschwerden

Bei Patienten mit Colitis ulcerosa sah das etwas anders aus. Bei ihnen machte es im Hinblick auf neuauftretende oder verschlimmerte Gelenkbeschwerden keinen Unterschied, ob sie Vedolizumab oder ein Placebo bekamen. Und auch speziell bei Patienten, die keine Kortikosteroide mehr benötigten, konnte bezüglich des Auftretens von Gelenkbeschwerden keine Unterschiede zwischen Vedolizumab und Placebo festgestellt werden.

Vedolizumab reduzierte somit bei Patienten mit Morbus Crohn das Risiko, dass Gelenkbeschwerden neu auftraten oder sich verschlechterten. Bei Colitis ulcerosa-Patienten war dies jedoch nicht der Fall. Bei ihnen machte es bezüglich der neuauftretenden oder verschlechterten Gelenkbeschwerden keinen Unterschied, ob sie mit Vedolizumab behandelt wurden oder stattdessen ein Placebo bekamen.

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