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Sicherheit und Wirksamkeit von Natalizumab bei RRMS im extended-dosing-Intervall

Original Titel:
Comparison of switching to 6-week dosing of natalizumab versus continuing with 4-week dosing in patients with relapsing-remitting multiple sclerosis (NOVA): a randomised, controlled, open-label, phase 3b trial

Kurz & fundiert

  • Natalizumab einmal alle 4 Wochen bei RRMS
  • Risiko für progressive multifokale Leukenzephalopathie (PML): Besser seltener behandeln?
  • Sicherheit und Wirksamkeit von Natalizumab bei Behandlung der RRMS einmal alle 6 statt 4 Wochen
  • Randomisierte kontrollierte Phase-3b-Studie mit 499 Patienten
  • 89 MS-Zentren in 11 Ländern
  • Vergleichbar wirksam und sicher über 72 Wochen, jedoch Krankheitsaktivität in 4-Wochen-Gruppe geringer als erwartet
  • Ein PML-Fall (asymptomatisch) unterstreicht die Bedeutung von Monitoring und Risiko-Abschätzung

 

DGP – Die Behandlung mit Natalizumab einmal alle 4 Wochen ist zur Behandlung der schubförmigen Multiplen Sklerose (relapsing-remitting MS, RRMS) zugelassen, wenn andere krankheitsmodifizierende Wirkstoffe nicht wirken oder die Erkrankung rasch fortschreitet. Sie ist jedoch mit einem Risiko für progressive multifokale Leukenzephalopathie (PML) assoziiert. Ob eine seltenere Behandlung, die das PML-Risiko senken könnte, sicher und wirksam ist, untersuchte diese Studie. Demnach waren Wirksamkeit und das Sicherheitsprofil von Natalizumab vergleichbar in der Behandlung alle 4 Wochen und alle 6 Wochen. Jedoch zeigte der Fall eines, wenn auch asymptomatischen Patienten mit PML, wie wichtig das Monitoring und die Berücksichtigung möglicher Risikofaktoren bei der Behandlung mit Natalizumab sind.


Die Behandlung mit Natalizumab einmal alle 4 Wochen ist zur Behandlung der schubförmigen Multiplen Sklerose (relapsing-remitting MS, RRMS) zugelassen, wenn andere krankheitsmodifizierende Wirkstoffe nicht wirken oder die Erkrankung rasch fortschreitet. Die Behandlung ist jedoch mit einem Risiko für progressive multifokale Leukenzephalopathie (PML) assoziiert. Ein Wechsel zu einer reduzierten Frequenz der Dosierung (extended-interval dosing) ist mit einem niedrigeren Risiko assoziiert, jedoch ist die Wirksamkeit bezüglich der MS bislang unklar gewesen. Dazu untersuchte eine internationale Forschergruppe nun die Sicherheit und Wirksamkeit von Natalizumab bei Behandlung der RRMS einmal alle 6 Wochen im Vergleich zu Behandlung, die einmal in 4 Wochen erfolgte.

Sicherheit und Wirksamkeit von Natalizumab bei Behandlung der RRMS einmal alle 6 statt 4 Wochen

Die randomisierte, kontrollierte Studie der Phase 3b wurde offen (open-label) in 89 MS-Zentren in 11 Ländern in Amerika, Europa und im West-Pazifik durchgeführt. Teilnehmer waren zwischen 18 und 60 Jahren alt, litten an RRMS und waren über mindestens 12 Monate mit intravenösem Natalizumab (300 mg) einmal alle 4 Wochen ohne Rückfall behandelt worden. Die Teilnehmer wurden randomisiert der Behandlung alle 6 oder 4 Wochen zugewiesen. Vorrangig wurde das Auftreten neuer oder sich vergrößernder Läsionen im bildgebenden Verfahren MRT (Magnetresonanz-Tomographie, T2-Hyperintensitäten) nach 72 Wochen analysiert. Die Sicherheit der Behandlung wurde zudem bei allen Teilnehmern ermittelt, die mindestens eine Behandlung im Rahmen der Studie erhalten hatten. Die Analyse der Ergebnisse erfolgte durch Personen, die nicht über die Behandlungsfrequenz des jeweiligen Patienten informiert waren. Die Studie wird aktuell in einer offenen Erweiterung fortgeführt.

Randomisierte kontrollierte Phase-3b-Studie mit 499 Patienten

Zwischen Dezember 2018 und August 2019 wurden 499 Patienten in die Studie aufgenommen und entweder Natalizumab alle 6 Wochen (n = 251) oder alle 4 Wochen (n = 248) zugeteilt. Die durchschnittliche Zahl neuer oder sich neu vergrößernder Läsionen im MRT zur Woche 72 betrug 0,20 (95 % Konfidenzintervall, KI: 0,07 – 0,63) in der Gruppe, die alle 6 Wochen behandelt wurde, und 0,05 (95 % KI: 0,01 – 0,22) in der Gruppe mit einer Behandlung alle 4 Wochen. Die Untersuchung fand eine numerische, jedoch im Gesamtbild unklare Differenz (die Krankheitsaktivität in der 4-Wochen-Gruppe war niedriger als erwartet) in der durchschnittlichen Zahl neuer oder sich neu vergrößernder Läsionen zwischen der 6-Wochen-Gruppe und der 4-Wochen-Gruppe.

Unerwünschte Ereignisse traten bei 194 (78 %) von 250 Teilnehmern in der 6-Wochen-Gruppe sowie bei 190 (77 %) von 247 Teilnehmern in der 4-Wochen-Gruppe auf. Ernste adverse Ereignisse traten jeweils in beiden Gruppen bei 17 Personen (7 %) auf. Kein Teilnehmer starb. Es gab einen Fall einer asymptomatischen progressiven multifokalen Leukenzephalopathie, ohne klinische Anzeichen, in der 6-Wochen-Gruppe und keinen solchen Fall in der 4-Wochen-Gruppe. 6 Monate nach dieser Diagnose waren bei diesem Teilnehmer keine erhöhte Beeinträchtigung festzustellen, die Person blieb weiterhin asymptomatisch.

Die Wirksamkeit und das Sicherheitsprofil von Natalizumab waren in dieser Studie vergleichbar in der Behandlung alle 4 Wochen und alle 6 Wochen. Die Studie konnte aufgrund der Teilnehmerzahl keine eventuellen Unterschiede im PML-Risiko evaluieren. Jedoch zeigte der Fall eines, wenn auch asymptomatischen Patienten mit PML, wie wichtig das Monitoring und die Berücksichtigung möglicher Risikofaktoren bei der Behandlung mit Natalizumab sind.

 

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