Mit zunehmendem Alter wird die Sehkraft typischerweise geschwächt. Beispielsweise erkranken Menschen altersabhängig häufiger an der sogenannten altersabhängigen Makuladegeneration, der AMD. Bei dieser Erkrankung erscheinen als frühes Symptom üblicherweise gerade Linien gekrümmt. Zunehmend können Gesichter nicht mehr erkannt werden, das Bild erscheint neblig oder verschwommen. Die Krankheit schreitet fort bis zur Erblindung, wenn keine Therapie eingreift.
Bei den Ursachen der AMD unterscheidet man die trockene und die feuchte, auch exsudative, AMD. Bei der trockenen AMD verliert man zunehmend den Sehfarbstoff, die Erkrankung ist hierbei nur langsam fortschreitend und führt nur selten zur Erblindung. Bei der feuchten AMD dagegen bilden sich neue Blutgefäße unter der Netzhaut des Auges, die die eigentlichen Lichtempfänger, die Sehrezeptoren, im Auge enthält. Es bilden sich Flüssigkeitsansammlungen und es kann zu Blutungen kommen, wodurch die Netzhaut und damit das Sehen an diesen Stellen unwiederbringlich geschädigt wird.
Solche Neubildungen von Blutgefäßen finden auch besonders stark in Tumoren und Metastasen statt.
Was kann dagegen getan werden?
In gentechnisch veränderten Lebewesen (z. B. Bakterien oder Hefepilzen) können neue Medikamente hergestellt werden, die körpereigenen Substanzen ähneln. Diese Medikamente werden Biologika genannt. Sogenannte Fusionsproteine beispielsweise bestehen aus einem Eiweißstoff, an den mit biotechnologischen Methoden eine weitere Substanz gebunden wurde.
Aflibercept ist so ein Biologikum, also ein biotechnologisch gewonnenes Fusionsprotein. Es besteht aus zwei identischen Eiweißketten, welche Elemente von Rezeptoren für den VEGF enthalten. Diese beiden Ketten sind an einen menschlichen Antikörper, das Immunoglobulin G1 (IgG1) gebunden, also mit ihm fusioniert.
Die Substanz funktioniert im Körper so wie ein ganz normaler, körpereigener Eiweißstoff: nämlich als ein Rezeptor für das VEGF, an den dieses bevorzugt bindet.
Wie wirkt Aflibercept?
Aflibercept taucht im Körper als Rezeptorattrappe auf, die VEGF bindet, aber anschließend nicht wie ein eigentlicher Rezeptor weitere Prozesse im Körper in Gang setzt. Damit ist die eigentliche Wirkung des VEGF, die Neubildung von Blutgefäßen anzustoßen, unterbunden. Aflibercept kann sowohl zur Behandlung vom kolorekatalen Karzinom (mCRC), also einer Krebserkrankung, als auch bei der feuchten AMD eingesetzt werden.
Was sagt die Forschung?
Krebszellen bei mCRC werden mit Hilfe von Aflibercept am Aufbau eines zusätzlichen Blutversorgungssystems und damit der Versorgung mit Nährstoffen gehindert.
In Klinische Studien wurde Aflibercept zur Behandlung der AMD mit dem Goldstandard Ranibizumab verglichen. Dabei zeigte sich, dass es ähnlich wirksam war. Ob die Häufigkeit der Injektionen seltener sein kann, oder eher häufiger sein müsste, scheint dabei von Patient zu Patient unterschiedlich zu sein. Dies würde den Nutzen von Aflibercept für die Patienten deutlich beeinflussen, da die typischen Nebenwirkungen mit der Injektion, nicht so sehr aber mit dem Mittel zusammenhängen. Weitere Studien werden aktuell durchgeführt.
Alternative Bezeichnungen für Aflibercept sind S01LA05, L01XX44 und CAS: 862111-32-8. Es wird auch als VEGF-Trap (Falle für VEGF) bezeichnet.
Zulassung:
Aflibercept ist unter dem Namen Eylea seit 2012 in der EU zur Behandlung von AMD zugelassen. Die Substanz ist unter dem Namen Zaltrap seit 2013 auf dem europäischen Markt zur Behandlung des metastasierenden kolorektalen Karzinoms zugelassen.