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Kurze Sporttherapie kann psychische Effekte der Demenz in der klinischen Pflege lindern

Original Titel:
Structured physical exercise improves neuropsychiatric symptoms in acute dementia care: a hospital-based RCT

Frühere Beobachtungs- und Behandlungsstudien zeigen, dass körperliche Aktivität sich auf psychologische und Verhaltenssymptome dementer Patienten auswirken kann. Aber können auch kurze Sportprogramme in der klinischen Demenzpflege helfen? Bisher existieren noch keine Empfehlungen zur körperlichen Aktivität in der Pflege Demenzkranker. In einem systematischen Übersichtsartikel (Fleiner und Kollegen, 2017 in der medizinischen Fachzeitschrift „Journal of Alzheimer’s Disease” erschienen) wurde der Effekt kurzfristiger Bewegungsförderung auf psychologische und Verhaltenssymptome bei Demenzpatienten untersucht.

Es wurden insgesamt 5 Studien mit strukturierten Bewegungsinterventionen (3 Einheiten pro Woche à 30 bis 45 Minuten) mit insgesamt 206 Patienten eingeschlossen. Die Studien hatten eine Laufzeit von 3 bis 12 Wochen. Die Analyse der Studien zeigte, dass bei 3 Studien eine signifikante Verbesserung von psychologischen und Verhaltenssymptomen durch die kurzfristige Bewegungsintervention erreicht werden konnte. Von drei Studien, die die Auswirkung von Bewegung auf depressive Symptome untersuchten, profitierten die Patienten nur in einer Studie von der Bewegung. Bewegung könnte also ein vielversprechender Weg für die Behandlung psychischer Symptome von Demenzpatienten sein.

In der Übersicht zeigte sich aber vor allem der Bedarf an weiteren kontrollierten Studien. Die Sportwissenschaftler um Dr. Fleiner von der Sportuni Köln führten dazu eine neue Studie durch, in der die Wirkung kurzer Sportprogramme auf neuropsychiatrische Symptome von Demenz in der klinischen Pflege untersucht wurden.

Dazu wurden Patienten zufällig einer Behandlungs- oder einer Kontrollgruppe zugeordnet. Die Behandlungsgruppe führte 2 Wochen lang eine Bewegungsprogramm durch. Dabei wurden die Patienten an 3 Tagen pro Woche in vier Einheiten zu je 20 Minuten angeleitet. Die Kontrollgruppe führte stattdessen ein soziales Programm durch. Die Wirkung der Behandlungen auf neuropsychiatrische Symptome wurden mit dem ADAC-Cog-Test (Alzheimer’s Disease Cooperative Study-Clinical Global Impression of Change), dem neuropsychiatrischen Inventar-Fragebogen und einem Fragebogen zu Agitation (Cohen-Mansfield Agitationsinventar) überprüft. Zusätzlich wurden die jeweiligen Medikamente mit antipsychotischer oder sedierender Wirkung für die Analyse aufgezeichnet.

85 Patienten nahmen an der Studie teil. 70 der Patienten (82 %, 35 in der Kontrollgruppe, 35 in der Behandlungsgruppe) führten die Studie bis zum Ende durch. Im Mittel waren die Teilnehmer 80 Jahre alt, 33 waren Frauen. In der Überprüfung der Denkleistungsfähigkeiten (Mini Mental Status Test, MMST) erhielten die Teilnehmer im Durchschnitt 18,3 Punkte. Die sportlich aktiven Teilnehmer profitierten von der Bewegung. Zum Ende der Studie hatten sich ihre neuropsychiatrischen Symptome mehr verringert als die der Kontrollgruppe. Besonders Agitation und Labilität verbesserte sich. Die Gruppen unterschieden sich nicht in ihrer antipsychotischen und sedierenden Behandlung.

Dieses kurze Sportprogramm linderte also typische Symptome von Patienten, die unter größtenteils moderater Demenz litten. Zu den neuropsychiatrischen Symptomen gehörten Agitiertheit oder Aggressionen. Das Sportprogramm soll sich gut in der klinischen Demenzpflege integrieren lassen und bietet damit einen guten Ansatz zur Verbesserung der Pflege dementer Patienten.

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