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Depression

Autoimmunerkrankungen erhöhen das Risiko für die Bipolare Störung

Original Titel:
Systemic autoimmune diseases are associated with an increased risk of bipolar disorder: A nationwide population-based cohort study

Wodurch wird eine Bipolare Störung, mit abwechselnden Episoden der Depression und der Manie, ausgelöst? Als Ursache für die Erkrankung mit Phasen der starken Niedergeschlagenheit und der Hochstimmung oder Gereiztheit kommen mehrere Faktoren in Betracht. Neben einem Zusammenspiel genetischer Veranlagungen, psychischem und sozialem Stress kommen auch andere Krankheiten oder Medikamente als Auslöser in Frage. Depressive Phasen, beispielsweise, wurden in einer neueren Studie bei Patienten der Multiplen Sklerose gefunden, wenn diese gerade einen Krankheitsschub durchlebten. Die psychischen Symptome waren dabei oft früher zu erkennen als die Symptome der eigentlichen Autoimmunerkrankung.

Bei Autoimmunerkrankungen wie der Multiplen Sklerose attackiert ein fehlgesteuertes Immunstem körpereigene Zellen und Organe. Dabei ist häufig nicht nur ein spezifisches Organ betroffen, sondern es kommt auch zu Entzündungen und Veränderungen in anderen Körperbereichen – man spricht auch von einer systemischen Autoimmunerkrankung. Wissenschaftler um Prof. Shen von der taiwanesischen Tzu Chi Universität haben jetzt das Risiko für die Entstehung einer bipolaren Störung bei Patienten mit einer systemischen Autoimmunerkrankung untersucht.

Die Wissenschaftler untersuchten 65498 Patienten mit systemischen Autoimmunerkrankungen und 261992 Kontrollpersonen. Für Patienten mit Autoimmunerkrankungen bestand ein höheres Risiko für die Entwicklung einer bipolaren Störung als bei den gesunden Kontrollpersonen. Vor allem Patienten mit systemischem Lupus erythematodes, rheumatoider Arthritis, Vaskulitis, Sicca-Syndrom und Morbus Crohn waren von dem erhöhten Risiko betroffen. Zudem konnten die Wissenschaftler weibliches Geschlecht und junges Alter als Risikofaktoren für die Bipolare Störung ausmachen. Auch Begleiterkrankungen wie Fettstoffwechselstörungen, chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD), Diabetes mellitus, Asthma, Alkoholmissbrauch, Leberzirrhosen, Krebs und Erkrankungen der Blutgefäße erhöhten das Risiko für die Entwicklung einer bipolaren Störung.

Die Studie gibt Hinweise auf den Zusammenhang zwischen systemischen Autoimmunerkrankungen und der Entwicklung von psychischen Störungen. Die Patienten mit den hier untersuchten Autoimmunerkrankungen wie rheumatoider Arthritis und Morbus Crohn zeigten ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer bipolaren Störung.

Was bedeutet dies nun für Patienten mit Depression oder Bipolarer Störung? Manche der Autoimmunerkrankungen werden erst sehr spät erkannt, Patienten leiden zum Teil lange unter vielfältigen Symptomen, bevor diese ein klar diagnostiziertes und behandelbares Gesamtbild ergeben. Relativ unspezifische Schmerzen an Körperteilen, Muskeln oder Gelenken werden auch oft nicht ernst genommen, könnten aber zu einer Grunderkrankung gehören, deren Verlauf durch frühzeitiges Erkennen und Behandeln deutlich verbessert werden kann. Das Beispiel der Multiplen Sklerose zeigt aber auch, dass psychische Krankheitsschübe ein Vorbote eines Schubs einer anderen Krankheit sein können. Die Erkrankungen stehen somit in einem Wechselspiel. Eventuell kann die Behandlung der einen Erkrankung auch den Verlauf der anderen verbessern. Zu solchen Fragen werden nun aber noch weitere Studien benötigt. Und schließlich ist es auch für die Patienten mit Angehörigen und Nachwuchs relevant: bei einer bestehenden Autoimmunerkrankung sollten psychische Symptome schon frühzeitig auch als mögliches Anzeichen einer sich entwickelnden Bipolaren Störung gesehen werden. Eine bessere Früherkennung könnte schließlich eine frühere Behandlung oder sogar ein Verhindern des Ausbruchs des Erkrankung ermöglichen und so helfen, einen langen Leidensweg zu verhindern.

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