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Die Steroidmangel-Theorie deutet auf Immunreaktionen als Ursache von Migräneattacken

Original Titel:
Is Migraine Treated Completely? A New Treatment Has Been Approached Successfully.

Frauen mit Migräne haben eventuell einen kleinen Vorteil gegenüber Männern: die meisten können schwanger werden und werden zumindest währenddessen häufig kopfschmerzfrei sein. Dieser Zusammenhang wurde schon 1950 von Graham in der Fachzeitschrift Transactions of the Amerian clinical and climatological association berichtet. Dr. Graham untersuchte dabei nicht nur den statistischen Zusammenhang, sondern versuchte auch die Ursache dafür zu ermitteln. Eine mögliche Erklärung schien auch anderen Forschern die hormonell veränderte Situation während der Schwangerschaft zu sein, vor allem die Menge des Stresshormons Cortison. Das Mittel schien zwar nicht bei akuten Attacken von Vorteil zu sein, half aber den 5 damit länger behandelten Patienten. Die Ursache der Migränen wurde damit in einem Steroidmangel gesehen.

Dieses Thema wurde nun wieder von zwei Ärzten im Sudan aufgegriffen, die in ihrer Klinik überprüften, wie viele Migränepatienten von einer Behandlung mit Prednisolon profitierten. Dazu wurden 1020 Patienten mit Migräne für 7 Tage mit 0,5 mg Prednisolon pro kg Körpergewicht behandelt. Anschließend an diese Behandlungswoche wurde das Mittel allmählich ‚ausgeschlichen‘, das heißt die einzunehmende Menge wurde jede Woche um 5 mg reduziert. Die Patienten wurden für mindestens ein halbes Jahr zu ihren Kopfschmerzen befragt.

Es wurde berichtet, dass alle Patienten auf die Behandlung ansprachen und sämtliche ihrer Symptome verschwanden. Dies wäre natürlich ein erstaunlicher Erfolg für jede Behandlung. Da die Studie nicht kontrolliert und offen gestaltet war, erhielten jedoch alle Patienten das Medikament und wussten auch, dass sie behandelt wurden. Placeboeffekte und Beeinflussung durch die Ärzte sind also nicht auszuschließen und könnten leicht für einen Teil des Behandlungserfolgs verantwortlich sein. Jedoch ist die Studie interessant – immerhin stehen Steroide immer wieder als Behandlung für Migräne im Raum. Auch die Idee, dass ein Steroidmangel bei der Migräne relevant sein könnte, ist offenbar nicht ganz neu. Prednisolon beispielsweise wird auch bei chronischen Migräneattacken eingesetzt, und zum Teil auch nach medikamenteninduziertem Kopfschmerz und entsprechendem Medikamentenentzug. Aber kann damit eine Heilung der Migräne erfolgen?

Cobb-Pitstick und Kollegen (2015 in der medizinischen Fachzeitschrift Headache erschienen) berichteten, dass zumindest bei 207 untersuchten Kindern mit Migräne Steroide keinen messbaren Einfluss auf die Rückkehr der Migräneattacken im Anschluss an die Behandlung hatten. Relevant war dagegen das Alter der Kinder und ob die Migräne episodisch (Besserung mit zunehmendem Alter) oder chronisch (Verschlechterung mit zunehmendem Alter) verlief.

Auch Dr. Graham im Jahr 1950 musste die Freude dämpfen: zwar sprachen die 5 untersuchten Patienten sehr gut auf die Behandlung an, jedoch hielt die Symptomfreiheit nicht längerfristig an. Ob nun also eine längerfristige Therapie von Migräne mit Steroiden zielführend ist, kann auch nach der überraschend optimistischen Studie aus dem Sudan angezweifelt werden. Immerhin bleiben Steroidbehandlungen, zumal langfristige, auch nicht ohne Nebenwirkungen aus. Und auch eine Dauerschwangerschaft ist nicht unbedingt wünschenswert. Allerdings könnte diese Studie einmal mehr auf die mögliche Bedeutung des Immunsystems, das durch die Steroide unterdrückt wird, deuten und damit dem aktuellen Thema der Autoimmunreaktion folgen. Damit wäre dann die Migräne tatsächlich ganz ähnlich zu Erkrankungen wie der Arthritis und auch zum Teil mit ähnlichen Medikamenten behandelbar.

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