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Diagnose Prostatakrebs – Wie schnell muss operiert werden?
Original Titel:
Time between diagnosis and surgical treatment on pathological and clinical outcomes in prostate cancer: does it matter?
Nachdem ein Prostatakrebs diagnostiziert wurde, stehen vielen Patienten vor der schwierigen Entscheidung, wie sie weiter vorgehen sollen. Diese Entscheidung braucht Zeit, doch viele Patienten fühlen sich unter Druck gesetzt, schnell mit der Behandlung starten zu müssen. Die meisten Männer entscheiden sich für die operative Entfernung der Prostata. Doch ist eine rasche Entscheidung wirklich notwendig oder kann sich der Patient für diese bedenkenlos Zeit lassen? Hat der Zeitraum zwischen der Diagnose und der Operation einen Einfluss auf den Krankheitsverlauf?
Dieser Frage gingen Wissenschaftler des Barretos Cancer Hospital (Brasilien) nach. Sie wertete hierfür Daten von 908 Prostatakrebs-Patienten aus, die sich zwischen 2006 und 2014 die Prostata entfernen ließen. Die Patienten waren durchschnittlich 61,5 Jahre alt. 5,8 % hatten laut Biopsie eine aggressive Form des Prostatakrebses (Gleason-Score: 8–10), während 60 % einen Gleason-Score von 6 und 34,2 % einen Gleason-Score von 7 aufwiesen. Bei fast allen Patienten war laut Untersuchungen vor der Operation der Prostatakrebs noch auf die Prostata beschränkt (96,8 %). Bei den restlichen Patienten war der Prostatakrebs bereits lokal fortgeschritten. Insgesamt zählten 47,4 % zu der Niedrig-Risiko-Gruppe, 40,8 % zu der Mittleren-Risiko-Gruppe und 11,9 % zu der Hochrisiko-Gruppe. In dieser Studie waren somit alle Risikogruppen vertreten.
Interessant war, dass die Dauer von der Diagnose bis zur Operation scheinbar keinen Einfluss auf den Krankheitsverlauf der Patienten hatte. Im Durchschnitt ließen sich die Patienten 191 Tage nach der Diagnose operieren. Etwa jeder 5. (20,5 %) war in der durchschnittlichen Nachbeobachtungszeit von 44 Monaten von einem Krankheitsrückfall betroffen, der sich zunächst durch einen PSA-Anstieg bemerkbar machte. Dies schien jedoch nicht abhängig davon zu sein, wann sich der Patient nach der Diagnose der Behandlung unterzog. Patienten, die sich erst nach 12 Monaten operieren ließen (5,1 %), hatten keinen schweren Krankheitsverlauf als Patienten, die sich bereit innerhalb der ersten 6 Monate (56,5 %) oder zwischen 6 Monate und 12 Monate nach der Diagnose (38,5 %) der Operation unterzogen. Der Anteil an Tumoren, die bereits über die Prostata hinausgewachsen waren (was erst während der Operation festgestellt wurde) und die Häufigkeit von Krankheitsrückfällen war bei allen drei Patientengruppen vergleichbar.
Prostatakrebs-Patienten, die sich nicht sofort einer Behandlung unterzogen, schienen somit keinen schwereren Krankheitsverlauf zu haben, als Patienten, bei denen die Operation sofort durchgeführt wurde. Die Ergebnisse dieser Studie deuten darauf hin, dass sich die Patienten für die Entscheidung der Therapiewahl Zeit lassen können und nichts überstürzen müssen. Dennoch muss angemerkt werden, dass der Anteil an Hochrisiko-Patienten gering war. Für diese Patienten könnte eine rasche Behandlung durchaus sinnvoll sein. Außerdem wurde hier nur ein relativ kurzer Zeitraum von durchschnittlich fast 4 Jahren betrachtet. Länger andauernde Studien sind nötig, um dieses Ergebnis auch auf längere Sicht zu bestätigen. Da es sich bei Prostatakrebs um eine fortschreitende Erkrankung handelt, sollte die Entscheidung für die richtige Therapiewahl somit nicht länger als nötig hinausgezögert werden. Gegen ein paar Monate Bedenkzeit scheint jedoch laut dieser Studie nichts zu sprechen.
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