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Parkinsonerkrankung als Forschungsfeld für die Migränetherapie? Japanische Studie findet Migräne abgeschwächt bei Parkinsonpatienten

Original Titel:
The prevalence, course and clinical correlates of migraine in Parkinson’s disease: A multicentre case-controlled study

DGP – Zusammengenommen scheint es für Migräne- und Kopfschmerzpatienten zum Teil zur Schmerzlinderung kommen, wenn eine Parkisonerkrankung eintritt. Allerdings bleibt die Grunderkrankung Migräne als Faktor auch während der Parkinsonerkrankung bestehen und führt dann häufiger zu anderen neurologischen oder psychiatrischen Symptomen wie Depressionen und Schlafproblemen. Jedoch deuten die Ergebnisse dieser Studie an, dass Parkinsonpatienten seltener von Migräne betroffen zu sein scheinen.

Aus den Ergebnissen lassen sich eventuell Frühwarnzeichen ableiten – verbessert sich eine Migräneerkrankung auffällig und kommen andere Symptome wie leichte Zittrigkeit oder häufigeres Stolpern hinzu, sollten Patienten den behandelnden Neurologen gezielt darauf ansprechen. Weitere Studien sollten nun aber klären, welche Vorgänge bei der Parkinsonerkrankung zu einer Abschwächung der Migräne führen könnten – und ob biologische Grundlagen der Parkinsonerkrankung gezielter zur Migränetherapie genutzt werden könnten.


Migräne ist typischerweise eine Lebenszeitdiagnose – zwar scheint sich die Erkrankung teils mit Ende der Wechseljahre bei Frauen zu bessern, aber grundlegend gibt es bisher keine Heilung und damit auch in fortgeschrittenem Alter keine Entwarnung. Jedoch gab es in früheren Untersuchungen Hinweise darauf, dass Patienten, die unter der Parkinsonerkrankung litten, seltener unter Migräne zu leiden hatten. Diesen Hinweisen gingen japanische Forscher von der Dokkyo Medical University in Tochigi nun in einer Multizentrenstudie nach.

Ist Parkinson gut gegen Migräne?

Sie analysierten Kopfschmerzen, Migräne-Diagnosen und weitere klinische Merkmale von 436 Parkinson-Patienten und verglichen diese Daten mit einer Gruppe von 401 gesunden Kontrollen, die in Alter- und Geschlechtsverteilung ähnlich zusammengesetzt war. Die Teilnehmer beider Gruppen waren im Mittel 69 Jahre alt. Ob jeweils eine Migräne vorlag wurde mit Hilfe eines Fragebogens (auf Basis der internationalen Klassifizierung von Kopfschmerzerkrankungen) ermittelt. Bei Patienten mit Migräne oder anderen Kopfschmerzen wurden Veränderungen von Kopfschmerzintensität, -häufigkeit und -schweregrad über mehrere Jahre rund um den Beginn der Parkinsonerkrankung erfasst und analysiert. Bei den Kontrollen ohne Parkinson wurden die Kopfschmerzfaktoren über die vergangenen Jahre untersucht.

Vergleich von Kopfschmerzen über Jahre bei Menschen mit und ohne Parkinsonerkrankung

Tatsächlich bestätigte sich der Migräneschutz durch die Parkinsonerkrankung: nur jeder 10. Parkinsonpatient (9,6 %) litt generell unter Migräne, im Vergleich zu fast jedem 5. Menschen (18 %) ohne Parkinsonerkrankung, wenn die gesamte Lebenszeit betrachtet wurde. Auch über das vergangene Jahr hinweg hatten nur 6,7 % der Parkinsonpatienten eine Migräne durchlitten, aber 11 % der Kontrollgruppe. Unter Kopfschmerzen litten allerdings alle untersuchten Menschen gleich häufig. In beiden Gruppen hatten fast 40 % der Studienteilnehmer in ihrem Leben schon Kopfschmerzen gehabt (38,5 % versus 38,9 %). Im vergangenen Jahr war davon auch, unabhängig von der Parkinsonerkrankung, jeder 4. (26,1 % bzw. 26,2 %) betroffen gewesen. Die Forschergruppe analysierte die Ergebnisse auch unter Berücksichtigung von Geschlecht, Zeitpunkt der Veränderung von Kopfschmerzen bzw. wie lange diese Veränderung her war (also wie lange zurück sich Patienten in der Befragung erinnern mussten) und ähnlichen Faktoren. Wurde dies mit in die Analyse einbezogen, zeigte sich, dass Parkinsonpatienten mit Kopfschmerzen oder Migräne ab dem Beginn der Parkinsonerkrankung deutlich geringere Schmerzintensität, -häufigkeit und Schweregrad der Kopfschmerzerkrankungen erlebten, als dies bei den Kontrollen mit Kopfschmerzerkrankungen normal war. Allerdings litten die Parkinsonpatienten mit Migräne häufiger unter Depressionen und Schlafstörungen als die Patienten ohne Kopfschmerzen.

Parkinsonpatienten mit Migräne: geringere Kopfschmerzen als andere, aber dafür häufiger Depressionen und Schlafstörungen

Zusammengenommen scheint es für Migräne- und Kopfschmerzpatienten also zum Teil zur Schmerzlinderung kommen, wenn eine Parkisonerkrankung eintritt. Allerdings bleibt die Grunderkrankung Migräne als Faktor auch während der Parkinsonerkrankung bestehen und führt dann häufiger zu anderen neurologischen oder psychiatrischen Symptomen wie Depressionen und Schlafproblemen. Jedoch deuten die Ergebnisse dieser Studie an, dass Parkinsonpatienten seltener von Migräne betroffen zu sein scheinen.

Aus den Ergebnissen lassen sich eventuell Frühwarnzeichen ableiten – verbessert sich eine Migräneerkrankung auffällig und kommen andere Symptome wie leichte Zittrigkeit oder häufigeres Stolpern hinzu, sollten Patienten den behandelnden Neurologen gezielt darauf ansprechen. Weitere Studien sollten nun aber klären, welche Vorgänge bei der Parkinsonerkrankung zu einer Abschwächung der Migräne führen könnten – und ob biologische Grundlagen der Parkinsonerkrankung gezielter zur Migränetherapie genutzt werden könnten.

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