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Verzicht auf Kondome trotz HIV: Häufigkeit und Risikofaktoren

Original Titel:
Inconsistent condom use between serodifferent sexual partnerships to the human immunodeficiency virus

Kurz & fundiert

  • HIV-Patienten aus Brasilien machten Angaben zu ihrem Sexualleben
  • Beinahe jeder dritte Befragte nutzte Kondome nur gelegentlich oder gar nicht
  • Wissenschaftler identifizierten Risikofaktoren für den unregelmäßigen Gebrauch von Kondomen

 

DGP – Kondome können vor einer Ansteckung mit dem HI-Virus schützen. Wissenschaftler aus Brasilien stellten in der vorliegenden Studie jedoch fest, dass etwa jeder dritte befragte HIV-Patient Kondome nur unregelmäßig nutzte. Des Weiteren identifizierten sie Risikofaktoren für den unregelmäßigen Gebrauch von Kondomen.


Der Humane Immundefizienz-Virus (HIV) kann unter anderem auf sexuellem Weg übertragen werden. Kondome bieten – wenn sie richtig angewandt werden – einen zuverlässigen Schutz vor der Übertragung der Viren. Das spielt vor allem dann eine Rolle, wenn der eine Partner mit HIV infiziert ist und der andere nicht. Wissenschaftler aus Brasilien wollten herausfinden, welche Faktoren begünstigen, dass ein HIV-Patient beim Geschlechtsverkehr mit einem HIV-negativen Sexualpartner nicht zuverlässig Kondome verwendet. Zu diesem Zweck führten die Wissenschaftler eine Befragung durch.

HIV-Patienten mit HIV-negativen Sexualpartnern nahmen an einer Befragung teil

An der Befragung nahmen 286 HIV-Patienten teil, die in den letzten 6 Monaten sexuellen Kontakt mit Personen, die eventuell nicht mit HIV infiziert waren, hatten. Die Patienten waren durchschnittlich 41,2 Jahre alt. 68,6 % waren Männer. 37,8 % der Befragten waren Männer, die gleichgeschlechtlichen Geschlechtsverkehr hatten. 70 Patienten (24,5 % der Befragten) hatten eine nachweisbare Viruslast (mehr als 40 Kopien pro ml). Die Patienten beantworteten Fragen zu ihrem Sexualleben. Die Wissenschaftler suchten nach Risikofaktoren, die mit einem unregelmäßigen Gebrauch von Kondomen einhergingen.

Risikofaktoren für den unregelmäßigen Gebrauch von Kondomen

Bei der Auswertung der Umfrageergebnisse stellten die Wissenschaftler fest, dass nur 58 % der Patienten ihren Sexualpartnern von ihrer HIV-Infektion erzählten und nur die Hälfte der Patienten mit ihrem Partner über Kondome sprach. 29 % der Patienten – also beinahe jeder dritte Patient – gaben an, dass sie Kondome nur unregelmäßig oder gar nicht nutzten. Das war bei Patienten mit nicht nachweisbarer Viruslast und nachweisbarer Viruslast gleichermaßen der Fall. Die Wissenschaftler identifizieren Risikofaktoren, die mit einem unregelmäßigen Gebrauch von Kondomen beim Geschlechtsverkehr einhergingen. So verzichteten Patienten, die weniger als 11 Jahre die Schule besuchten, die mit mehreren statt nur mit einer Person intim waren, die während des Geschlechtsverkehrs Alkohol tranken oder Drogen konsumierten oder die keine Beratung von einer medizinischen Fachkraft erhalten hatten, häufiger ab und zu oder gar immer auf Kondome. Auch Patienten, die nicht wussten, dass die HIV-Therapie auch vor einer Übertragung des Virus schützen kann und dass eine nicht nachweisbare Viruslast das Ansteckungsrisiko für den Sexualpartner reduziert, nutzten häufiger nur sporadisch Kondome.

Die Wissenschaftler identifizierten somit Faktoren, die das Risiko für einen unregelmäßigen Gebrauch von Kondomen beim Geschlechtsverkehr zwischen HIV-negativen und HIV-positiven Personen erhöhten. Sowohl HIV-Patienten als auch Personen, die mit ihnen Geschlechtsverkehr haben, sollten über das Übertragungsrisiko und die schützende Wirkung von Kondomen aufgeklärt werden – und das nicht nur im Hinblick auf den Schutz vor einer Ansteckung mit HIV, sondern auch zum Schutz vor anderen sexuell übertragbaren Erkrankungen. Es ist zu beachten, dass die vorliegende Studie in Brasilien durchgeführt wurde. Es ist daher fraglich, ob sich diese Ergebnisse auch auf Deutschland übertragen lassen. Entsprechende Studien in Deutschland wären somit wünschenswert.

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