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Multiple Sklerose

Nicht-invasive Gehirnstimulation bei MS-Symptomen: Womöglich hilfreich, Evidenz schwach

Original Titel:
Non-invasive brain stimulation therapy on neurological symptoms in patients with multiple sclerosis: A network meta analysis

Kurz & fundiert

  • Vielzahl neurologischer Symptome bei MS: Fatigue, Spastizität, Schmerzen
  • Nicht-invasive Gehirnstimulation eine Behandlungsoption?
  • Netzwerk-Metaanalyse über 27 klinische Studien mit 596 Studienteilnehmern
  • Transkranielle Magnetstimulation (TMS, rTMS, iTBS), transkranielle elektrische Stimulation (tDCS, tRNS)
  • Reduzierte Schmerzen, Besserung von Fatigue, Spastizität und Lebenqualität
  • Sehr niedrige Evidenzstärke, methodisch bessere Studien nötig

 

DGP – Bei Multipler Sklerose kommt es zu einer Vielzahl neurologischer Symptome, wie Fatigue, Schmerzen oder Spastizität, die die Lebensqualität stark einschränken. Zur Symptomlinderung wird nicht-invasive Gehirnstimulation als Behandlungsoption diskutiert. Eine Netzwerk-Metaanalyse zeigte nun, dass transkranielle Magnetstimulation und transkranielle elektrische Stimulation eventuell Symptom-lindernd eingesetzt werden können. Allerdings ist die bisherige Studienlage methodisch nicht überzeugend, so das Fazit.


Fatigue ist eines der besonders belastenden Symptome der Multiplen Sklerose (MS). Die starke Erschöpfung erhöht in Form einer physischen Schwäche die Sturzgefahr und als mentale Fatigue die Denkleistung und Konzentrationsfähigkeit, verhindert die Teilhabe am Alltagsleben und reduziert die Lebensqualität. Die Grunderkrankung effektiv zu behandeln, kann häufig auch Schüben mit Fatigue vorbeugen. Darüber hinaus mangelt es jedoch an Behandlungsoptionen für Fatigue. Darüber hinaus kommt es bei MS zu einer Vielzahl neurologischer Symptome, wie Schmerzen oder Spastizität.

Nicht-invasive Gehirnstimulation: Hilft das bei MS-Symptomen?

Ziel der vorliegenden Netzwerk-Metaanalyse war es, die Wirkung nicht-invasiver Gehirnstimulation auf neurologische Symptome, wie der Fatigue, der MS zu untersuchen. Die Autoren ermittelten relevante Studien aus den medizin-wissenschaftlichen Datenbanken PubMed, Embase, Cochrane Library, Web of Science und Ovid MEDLINE mit Veröffentlichung bis Februar 2022. Eingeschlossene Studien untersuchten die Effekte nicht-invasiver Hirnstimulation mit einer Stimulations- und einer Sham-Stimulationsgruppe (Scheinstimulation).

Netzwerk-Metaanalyse über 27 klinische Studien mit 596 Studienteilnehmern

Die Analyse umfasste 27 klinische Studien mit insgesamt 596 Studienteilnehmern (66,4 % Frauen). Die Studien nutzten transkranielle magnetische Stimulation (TMS) oder transkranielle elektrische Stimulation (TES):

  • TMS oder rTMS: Transkranielle Magnetstimulation in Einzelpulsen oder “repeated” Serien-Pulsen
  • iTBS: “Intermittent Theta-burst“-Stimulation; transkranielle Magnetstimulation mit schnellen Pulsserien (50 Hz) über wenige Sekunden, gefolgt von einigen Sekunden Stimulations-Pause
  • tDCS: Transkranielle Gleichstromstimulation
  • tRNS: Transkranielle “random noise”-Stimulation; zufälliges Muster der Stromstärke statt durchgängiger Stimulation mit einer Stromstärke wie beim Gleichstrom

Die optimale Anwendung zur Linderung von Fatigue im Vergleich zur Sham-Stimulation war rTMS über dem primären Motorcortex M1 (mittlere Differenz, MD: -0,85; 95 % Konfidenzintervall, KI: -1,57 – -0,14). Studien zur Anwendung von iTBS über M1 zeigten signifikant reduzierte Schmerzlevel im Vergleich zur Sham-Stimulation (MD: -1,26; 95 % KI: -2,40 – -0.11). Die Lebensqualität wurde mittels tDCS über der Stimulationszone F3 (mit dem darunterliegenden dorsolateralen Präfrontalcortex) verbessert (MD: 1,41; 95 % KI: 0,45 – 2,36). Anwendungen von iTBS über M1 zeigten zudem Effekt auf Spastizitäts-Symptome im Vergleich zur Scheinstimulation (MD: -1,20; 95 % KI: -1,99 – -0,41). Weitere Effekte erwiesen sich nicht als statistisch signifikant. Der Evidenzgrad wurde insgesamt jedoch als sehr niedrig eingestuft.

Reduzierte Schmerzen, Besserung von Fatigue, Spastizität und Lebenqualität – bei sehr niedriger Evidenzstärke

Die Autoren schließen aus ihrer Netzwerk-Metaanalyse, dass MS-Symptome wie Fatigue, Schmerz, Spastizität auf unterschiedliche Behandlungen mit nicht-invasiver Hirnstimulation ansprechen können und damit auch die Lebensqualität verbessert werden kann. Allerdings, merken die Wissenschaftler an, seien die Studien meist methodisch nicht gut. Weitere Studien, besonders qualitativ hochwertige randomisierte klinische Studien, seien also nötig, um die Rolle nicht-invasiver Hirnstimulationsverfahren für die symptomatische Behandlung der MS zu klären.

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