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MS-Therapien nicht mit Risiko für Krampfanfälle assoziiert

Original Titel:
Seizure risk in multiple sclerosis patients treated with disease-modifying therapy: A systematic review and network meta-analysis

Kurz & fundiert

  • Krampfanfälle bei MS – spielen MS-Medikamente eine Rolle?
  • Systematische Recherche und Netzwerk-Metaanalyse
  • Randomisierte, placebo-kontrollierte Studien der Phasen 2 oder 3
  • 56 Studien mit insgesamt 29 388 MS-Patienten
  • Krankheitsmodifizierende Therapien und Krampfanfall-Risiko bei MS: Kein Zusammenhang

 

DGP – Eine Netzwerk-Metaanalyse über 56 Studien und fast 30 000 MS-Patienten zeigte keinen Zusammenhang zwischen Risikoverhältnis für Krampfanfälle und krankheitsmodifizierender Therapie.


Menschen mit Multiple Sklerose (MS) erleiden im Schnitt 3 – 6 Mal häufiger Krampfanfälle als die sonstige Bevölkerung – allerdings, so die Autoren der vorliegenden systematischen Recherche, gibt es große Unterschiede in den Schätzungen verschiedener Untersuchungen. Speziell der Zusammenhang mit krankheitsmodifizierenden Medikamenten ist unklar.

Krampfanfälle bei MS – spielen MS-Medikamente eine Rolle?

Ziel der neuen Analyse war daher die Einschätzung des Krampfanfall-Risikos bei MS-Patienten in krankheitsmodifizierender Therapie im Vergleich zu Placebogruppen. Die Wissenschaftler ermittelten relevante Studien aus den medizin-wissenschaftlichen Datenbanken MEDLINE (OVID), Embase, CINAHL und ClinicalTrials.gov mit Veröffentlichungsdaten bis August 2021. Randomisierte, placebo-kontrollierte Studien der Phasen 2 oder 3 wurden in die Analyse aufgenommen, wenn sie die Wirksamkeit und Sicherheit krankheitsmodifizierender Therapien berichteten. In der Netzwerk-Metaanalyse schätzten die Autoren das Risikoverhältnis für Krampfanfälle mit 95 % Glaubwürdigkeitsintervall (95 % GI).

Netzwerk-Metaanalyse über 56 randomisierte, Placebo-kontrollierte Studien

Insgesamt konnten 56 Studien mit zusammen 29 388 MS-Patienten in die Analyse aufgenommen werden. Krankheitsmodifizierende Therapien erhielten 18 909 Patienten, ein Placebo erhielten 10 479 Patienten. Über alle Studien hinweg wurden 60 Krampfanfälle berichtet, davon 41 mit einer Medikation, 19 mit Placebo. Es gab keine einzelne Therapie, die mit einem klar erhöhten Risikoverhältnis für Krampfanfälle assoziiert war. Trends zu niedrigerem Risiko wurden mit Daclizumab (-17,90; 95 % GI: -65,31 – -0,65) und Rituximab (-24,86; 95 % GI: -82,71 – -1,37) festgestellt, Trends zu einem höheren Risiko lagen mit Cladribin (25,78; 95 % GI: 0,94 – 4,65) und pegyliertem Interferon-beta-1a (25,40; 95 % GI: 0,78 – 85,47) vor. Bei allen Beobachtungen wurden jedoch große Glaubwürdigkeitsintervalle, also eine hohe Streuung der Schätzung, gefunden. Die Sensitivitätsanalyse über 16 Studien, in denen es zu Krampfanfällen kam, zeigte keinen Unterschied der Risikoverhältnisse für zusammengefasste Therapien (-0,32; 95 % GI: -0,94 – 0,29).

Krankheitsmodifizierende Therapien und Krampfanfall-Risiko bei MS: Kein Zusammenhang

Demnach konnte kein Zusammenhang zwischen krankheitsmodifizierenden Therapien und einem Risiko für Krampfanfälle bei MS-Patienten gefunden werden.

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