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Multiple Sklerose

Risikofaktoren für sexuelle Probleme bei MS

Original Titel:
Sexual dysfunction in female and male people with multiple sclerosis: disability, depression and hormonal status matter

Kurz & fundiert

  • Sexuelle Probleme bei MS – was sind Risikofaktoren?
  • Befragung von 152 Personen mit MS
  • Sexuelle Dysfunktion bei 47 %
  • Risikofaktoren: Rauchen, Behinderung, Blasen-/Darm-Dysfunktion, Depression
  • Schutzfaktor: Krankheits-modifizierende Wirkstoffe
  • Hinweise durch Patienten-berichtete Maße: Lebensqualität und körperliche Aktivität
  • Hormonelle Änderungen können eine Rolle spielen

 

DGP – Was sind Risikofaktoren für sexuelle Probleme bei MS und welche Patienten sollten häufiger auch auf solche Probleme hin angesprochen werden? Dies analysierten Experten in Österreich mit 152 Personen mit MS. Sowohl körperliche, neuro-urologische als auch psychosoziale Faktoren trugen demnach bei 47 % der Befragten zu Problemen bei. Das Thema sollte stärker in MS-Praxen angesprochen werden, schließen die Autoren.


Sexuelle Störungen treten bei Menschen mit Multipler Sklerose (MS) häufig auf, werden allerdings oft im Behandlungsalltag unterschätzt. Ziel der vorliegenden Studie war es, Risikofaktoren für sexuelle Probleme bei MS festzustellen, einzuordnen, ob die Probleme mit Patienten-berichteten Maßen korrelierten und zu analysieren, ob ein Zusammenhang mit Hormonwerten besteht.

Sexuelle Störungen bei MS: Häufiger als gedacht, oft unterschätzt

Dazu befragten die Autoren in Österreich Menschen mit MS mit Hilfe eines spezialisierten Fragebogens (Multiple Sclerosis Intimacy and Sexuality Questionnaire 19). Risikofaktoren wurden mit einem statistischen Modell (logistische Regression) bestimmt. Eventuelle Folgeprobleme wurden anhand der Lebensqualität (Multiple Sclerosis Impact Scale 29) und körperlichen Aktivität (Baecke-Questionnaire) ermittelt.

Prävalenz, Risiko- und Schutzfaktoren bei 152 Menschen mit MS

Insgesamt 152 Personen mit MS wurden befragt. Sexuelle Probleme wurden bei 47 % der Patienten ermittelt. Unabhängige Risikofaktoren zur Entwicklung einer sexuellen Störung waren:

  • Rauchen oder ehemaliges Rauchen: Odds Ratio, OR: 3,4; p = 0,023
  • Behinderungsgrad (Expanded Disability Status Scale, EDSS): OR: 2,0; p < 0,001
  • Depression: OR: 4,3; p = 0,047
  • Blasen- und Darm-Dysfunktion: OR: 8,8; p < 0,001

Die Behandlung mit Krankheits-modifizierenden Wirkstoffen war mit einem niedrigeren Risiko für sexuelle Störungen assoziiert (OR: 0,32; p = 0,043). Traten sexuelle Probleme auf, ging dies mit einer schlechteren Lebensqualität sowie niedrigeren körperlichen Aktivität einher:

  • Lebensqualität: Körperlicher Score 6,3 vs. 40,0 ohne sex. Probleme; psychologischer Score: 8,3 vs. 33,3; beide p < 0,001
  • Körperliche Aktivität: p < 0,001

Risikofaktoren Blasen-/Darm-Dysfunktion, Depression, Rauchen und Behinderungsgrad

In der Laboranalyse des Hormonstatus zeigten sich bei Frauen mit MS und sexuellen Störungen signifikant höhere luteinisierendes Hormon- und Follikel-stimulierende Hormon-Level sowie niedrigere 17-Beta-Oestradiol-, Androstenedion-, Dehydroepiandrosteron Sulfat-, Oestron- und Anti-Müller-Hormon-Level. Bei Männern mit MS und sexuellen Störungen wurde ein signifikant reduzierter Inhibin B-Level festgestellt.

Auch Hormonstatus kann eine Rolle spielen

Die Ergebnisse heben die Notwendigkeit einer holistischen Herangehensweise bei der Behandlung sexueller Störungen bei der MS hervor. Sowohl körperliche, neuro-urologische als auch psychosoziale Faktoren müssen berücksichtigt werden. Ein aktives Screening für sexuelle Probleme ist nach Einschätzung der Autoren besonders bei MS-Patienten mit Behinderung, Depression oder Blasen- bzw. Darm-Dysfunktionen empfehlenswert. Auch sollte Patienten stärker kommuniziert werden, dass sexuelle Probleme durchaus keine Seltenheit bei der MS sind und häufig gemeinsam mit dem Behandler Lösungen gefunden werden können.

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