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Multiple Sklerose
Denkeinbußen bei MS: Welche Rolle spielen krankheitsmodifizierende Medikamente?
Original Titel:
The impact of disease modifying therapies on cognitive functions typically impaired in multiple sclerosis patients: a clinician's review
- Kognitive Beeinträchtigung bei MS: Stark limitierend und belastend
- Welche krankheitsmodifizierenden Wirkstoffe stützen die Denkleistung?
- Review über 44 klinische Studien und Echtweltdaten
- Große Unterschiede in Datenmenge und Beobachtungszeiten (wenige Wochen bis 16 Jahre)
- Viele Wirkstoffe hilfreich zum längeren Erhalt der Denkleistung
- Frühes Screening auf mögliche Einbußen wichtig für optimale Therapie
DGP – Kognitive Beeinträchtigung ist ein Symptom der Multiplen Sklerose, das die Lebensqualität besonders stark reduziert. In einem Review über 44 klinische Studien und Echtweltdaten zeigte sich eine sehr unterschiedlich klare Datenlage dazu, welche krankheitsmodifizierenden Wirkstoffe zum längerfristigen Erhalt der Denkleistung beitragen können. Die Autoren betonen, dass dieser Aspekt eine wichtigere Rolle zu Beginn der Therapie spielen sollte.
Das Symptombild der Multiplen Sklerose (MS) ist so komplex, dass die MS auch als die Krankheit der tausend Gesichter bezeichnet wird. Allerdings gibt es einige zentrale Symptome, die Betroffene besonders häufig sehr belasten und einschränken. Dazu zählt die kognitive Beeinträchtigung, die stark zum Behinderungsgrad beiträgt, nicht selten zum Verlust des Berufs führt und die Lebensqualität reduziert.
Kognitive Beeinträchtigung bei MS: Stark limitierend und belastend
Welche Rolle hierbei krankheitsmodifizierende (verlaufsmodifizierende) Wirkstoffe spielen können, wird aktuell diskutiert. Krankheitsmodifizierende Wirkstoffe reduzieren die Neuroinflammation und Gehirnatrophie bei der MS, die beide als für eine kognitive Dysfunktion relevante Faktoren etabliert sind. Ob sich dies anhand der Studiendaten zu einzelnen Medikamenten widerspiegelt, sollte in dem vorliegenden Reviewartikel untersucht werden.
Die Autoren ermittelten relevante Studien aus den medizin-wissenschaftlichen Datenbanken PubMed, Scopus und ECTRIMS-Library (European Committee for Treatment and Research in Multiple Sclerosis) und berücksichtigten klinische Studien und Echtweltdaten, in denen psychometrische Ergebnisse als zentrale Endpunkte analysiert wurden. Forschungsergebnisse sowohl zu Erwachsenen mit MS als auch zu pädiatrischer MS gingen in die Analyse ein.
Review über 44 klinische Studien und Echtweltdaten: Welche Wirkstoffe stützen die Denkleistung?
Die Wissenschaftler betrachteten insgesamt 44 Studien. Unter allen krankheitsmodifizierenden Wirkstoffen lagen besonders viele Studien und die Studien mit den längsten Nachbeobachtungszeiten (bis zu 16 Jahre) zu den Plattformtherapien Beta-Interferon und Glatirameracetat vor. Kognitive Leistungen wurden je nach Studie mit unterschiedlichen Werkzeugen erfasst.
Die bisherige Evidenz, so die Autoren, zeigt kognitive Vorteile und Wirksamkeit zum Erhalt kognitiver Funktionen bei folgenden krankheitsmodifizierenden Wirkstoffen: Beta-Interferone, Teriflunomid, Dimethylfumarat, Siponimod, Ozanimod, Natalizumab, Alemtuzumab, Ofatumumab, Ocrelizumab und Cladribin.
Zu Glatirameracetat und Fingolimod, so die Autoren, liegen dagegen widersprüchliche Daten vor. Weitere Studien speziell in der Alltagsbehandlung (Echtwelt-Daten) werden jedoch dringend gebraucht.
Große Unterschiede in Datenmenge und Beobachtungszeiten, jedoch viele Wirkstoffe klar hilfreich
Die Wissenschaftler betonen, dass die kognitive Leistung ein wichtiger Aspekt bei der MS ist, der stärker als therapeutisches Ziel in die Behandlung einfließen sollte. Allerdings sind dazu mehr Daten sowohl zur MS-bezogenen kognitiven Dysfunktion als auch zu möglichen Therapeutika notwendig. Auch sollten MS-Patienten mit bereits zu Beginn vorliegenden kognitiven Einbußen oder Patienten mit hohem Risiko für sich entwickelnde kognitive Beeinträchtigungen frühzeitig identifiziert werden, um den Einsatz einer effektiven Therapie, optimal kombiniert mit einem kognitiven Neurorehabilitationsplan, zu ermöglichen. Schließlich soll die Lebensqualität der Patienten so lange wie möglich erhalten werden.
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