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MS und Wechseljahre: Weniger Schübe, dennoch nicht gut

Original Titel:
Menopausal transition in multiple sclerosis: relationship with disease activity and brain volume measurements

Kurz & fundiert

  • Wie beeinflussen die Wechseljahre den MS-Verlauf?
  • Beobachtungsstudie mit 147 MS-Patientinnen, 57,1 % in der Menopause
  • Schubrate, bildgebende Daten (MRT)
  • Niedrigere jährliche Rückfallrate in der Menopause als davor
  • Niedrigeres Volumen der kortikalen grauen Substanz in der Menopause
  • Gehirnatrophie-Fortschritt in Menopause trotz reduzierter Schubrate
  • Niedrigere Östrogenspiegel als Grund vermutet

 

DGP – Die vorliegende Studie untersuchte mit Hilfe von 147 Frauen die Rolle der Menopause auf den klinischen und neuroradiologischen Verlauf der Multiplen Sklerose (MS). Demnach kam es bei Frauen in den Wechseljahren zwar zu weniger MS-Rückfällen, jedoch zeigte sich ein Krankheitsfortschritt stärker im Verlust von Gehirnvolumen (kortikale graue Substanz) als bei Frauen vor der Menopause. Weitere Studien müssen die Ursache und mögliche Behandlungsstrategien ermitteln.


Neuere Studien zeigten, dass es einen Zusammenhang zwischen Menopause (Wechseljahre) und Progression der Multiplen Sklerose (MS) gibt. Die vorliegende Studie untersuchte, welche Rolle die Menopause aus klinischer und neuroradiologischer Sicht beim Verlauf der MS spielt.

Einfluss der Wechseljahre auf MS-Krankheitsaktivität

An der Studie nahmen Frauen mit MS im Alter von 45 – 55 Jahren teil. Abhängig vom Zeitpunkt der letzten Periode wurden die Teilnehmerinnen als non-menopausal oder menopausal eingeordnet. Die Wissenschaftler analysierten die Krankheitsaktivität der MS über das vergangene Jahr anhand der jährlichen Rückfallrate und MS-Aktivität im bildgebenden Verfahren MRT (Magnetresonanztomographie). Eine MRT-Aktivität wurde anhand neuer Läsionen im T2-MRT oder dem Vorhandensein von Gadolinium-verstärkten Läsionen, verglichen mit MRT-Daten der vorherigen 12 Monate, festgestellt. Die Autoren verglichen zudem das Volumen des gesamten Gehirns, der weißen Substanz, grauen Substanz und der kortikalen grauen Substanz zwischen MS-Patientinnen vor und in der Menopause.

Beobachtungsstudie mit 147 MS-Patientinnen

Insgesamt nahmen 147 Frauen mit MS an der Studie teil, von denen 84 Frauen (57,1 %) in der Menopause waren. Im Schnitt hatte ihre Menopause im Alter von 48,5 Jahren (± 4,3 Jahre) begonnen und dauerte 4,1 Jahre (± 1,1 Jahre). Frauen in der Menopause berichteten eine niedrigere jährliche Rückfallrate als Frauen, die noch nicht die Menopause erreicht hatten.

  • Jährliche Rückfallrate
    • Menopausal: 0,29 ± 0,4
    • Non-Menopausal: 0,52 ± 0,5; p < 0,01

Krankheitsaktivität im MRT wurde bei 13,1 % der Frauen in der Menopause und bei 20,6 % der non-menopausalen Frauen festgestellt (p = 0,03). Das Volumen der kortikalen grauen Substanz war jedoch bei menopausalen Frauen geringer als bei non-menopausalen Frauen.

  • Kortikales graue-Substanz-Volumen
    • Menopausal: 578,1 ml ± 40,4
    • Non-Menopausal: 596,9 ml ± 35,8; p < 0,01

Die Autoren stellten in der weiteren Analyse eine signifikante Assoziation zwischen niedrigerer jährlicher Rückfallrate und menopausalem Status (p = 0,001), aber auch zwischen niedrigererm Volumen der kortikalen grauen Substanz und menopausalem Status (p = 0,002) fest, selbst nach Berücksichtigung des tatsächlichen Alters sowie MS-Erkrankungsdauer und Behinderungsgrad (EDSS-Wert).

Weniger Schübe, aber Verlust von Gehirnvolumen in der Menopause

Demnach könnte die Menopause ein ungünstiger prognostischer Faktor bei der MS sein und speziell eine Atrophie der kortikalen grauen Substanz begünstigen. Die Autoren vermuten, dass dies mit dem Rückgang neuroprotektiver Effekte von Östrogen im Zuge der Menopause zusammenhängt. Sie plädieren für weitere Studien zur Klärung der konkreten Mechanismen und sinnvoller Strategien zur Anpassung der MS-Therapie bei Frauen in der Menopause.

 

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