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Endometriose

Gesteigerte Schmerzempfindlichkeit bei Endometriose beeinflusst Therapieerfolge

Original Titel:
Association of Central Sensitization Inventory Scores With Pain Outcomes After Endometriosis Surgery

Kurz & fundiert

  • Zentrale Sensitivierung: Veränderungen der neuronalen Schmerzverarbeitung durch chronischen Schmerz
  • Fragebogen zur zentralen Sensitivierung: Central Sensitization Inventory (CSI)
  • Stärkere zentrale Sensitivierung: Problem für den Erfolg einer Endometriose-OP?
  • Kohortenstudie mit 239 Patientinnen
  • Stärkere zentrale Sensitivierung schmälert Reduktion von Endometrioseschmerzen durch OP
  • Fragebogen CSI kann helfen, Patientinnen mit Bedarf für multimodale Schmerzbehandlung zu identifizieren

 

DGP Die vorliegende Studie mit 239 Patientinnen zeigte, dass stärkere zentrale Sensitivierung, also gesteigerte Schmerzempfindlichkeit und -wahrnehmung infolge chronischer Endometrioseschmerzen, vor einer operativen Behandlung der Endometriose mit weniger gut reduzierten Schmerzen nach der Operation assoziiert war. Der Einsatz des Sensitivierungsfragebogens CSI soll bei Endometriose helfen, Patientinnen rascher gezielt zu unterstützen.


Manche Patientinnen mit Endometriose leiden unter anhaltenden Schmerzen, die bei manchen Frauen auch nach einer operativen Behandlung der Endometriose nicht ausreichend gemindert sind. Man vermutet, dass zusätzlich zur Endometriose auch Faktoren wie eine zentrale Sensitivierung zu solchen persistenten Schmerzen führen.

Zentrale Sensitivierung: Veränderungen der neuronalen Schmerzverarbeitung durch chronischen Schmerz

Mit zentraler Sensitivierung beschreibt man Veränderungen der neuronalen Schmerzverarbeitung, die zu einer stärkeren Empfindlichkeit gegenüber sensorischen, normalerweise nicht schmerzauslösenden Reizen und zu einer Verstärkung des Schmerzempfindens (Hyperalgesie) führen können. So kann es bei starker zentraler Sensitivierung dazu kommen, das leichte Berührungen (Kleidung auf der Haut, Kämmen) als schmerzhaft empfunden werden. Dazu kann es speziell bei chronischen Schmerzen kommen.

Frauen mit Endometriose entwickeln häufig eine zentrale Sensitivierung, berichtete eine frühere Studie (Raimondo et al., 2023 in J Minim Invasive Gynecol veröffentlicht). Besonders betrifft dies Patientinnen, die beispielsweise an mittelschweren oder schweren chronischen Beckenschmerzen sowie an Begleiterkrankungen wie Migräne, Spannungskopfschmerz, Reizdarmsyndrom oder Ängsten und Panikattacken leiden.

Fragebogen zur zentralen Sensitivierung CSI

Der Fragebogen zur zentralen Sensitivierung (Central Sensitization Inventory, CSI) wurde dazu entwickelt, Symptome der zentralen Sensitivierung zu erfassen und könnte Patientinnen mit Endometriose identifizieren, die wahrscheinlich auch nach einer Operation eine gezielte, multimodale Schmerzbehandlung benötigen.

Die vorliegende Studie untersuchte, ob höhere Werte im Fragebogen CSI vor der operativen Behandlung mit weniger gut reduzierten Schmerzen nach der Operation assoziiert waren.

Stärkere zentrale Sensitivierung: Problem für den Erfolg einer Endometriose-OP?

Die Kohortenstudie wurde prospektiv und longitudinal in einem Endometriose-/Beckenschmerzzentrum in British Columbia (Kanada) durchgeführt. Patientinnen zwischen 18 und 50 Jahren mit Diagnose oder Verdacht auf Endometriose konnten an der Studie teilnehmen, wenn eine Operation zur Behandlung der Endometriose durchgeführt wurde. Vorrangig untersuchten die Wissenschaftler chronische Unterleibsschmerzen in der Nachbeobachtung (Skala von 0 bis 10), mit keinen oder milden Schmerzen mit Werten bis 3, mittelschweren Schmerzen mit Werten zwischen 4 und 6 und schweren Schmerzen mit Werten von 7 – 10. Sekundär wurden tiefe Dyspareunie, Dysmenorrhö, Dyschezie und Rückenschmerzen im Nachsorgetermin ermittelt. Von besonderem Interesse war die Einschätzung einer zentralen Sensitivierung mit dem Fragebogen CSI. Ergebnisse über 25 Fragen ergaben hierbei zwischen 0 und 100 Punkten.

Kohortenstudie mit 239 Patientinnen

Insgesamt nahmen 239 Patientinnen im durchschnittlichen Alter von 34 Jahren (+/- 7 Jahre) an der Studie teil. Die Analyse erfolgte über Nachbeobachtungsdaten über mehr als 4 Monate nach der OP mit 71,0 % der Patientinnen. Im Mittel wurde ein CSI-Wert von 43,8 (+/- 18,2) erreicht. Die Nachbeobachtung erfolgte im Schnitt über 16,1 Monate (+/- 6,1). Höhere CSI-Werte vor der OP waren signifikant mit stärkeren Schmerzen nach der OP assoziiert, bei Berücksichtigung der Schmerzwerte vor der operativen Behandlung.

  • Chronische Unterleibsschmerzen: Odds Ratio, OR: 1,02; 95 % Konfidenzintervall, KI: 1,00 – 1,03; p = o,02
  • Tiefe Dyspareunie: OR: 1,03; 95 % KI: 1,01 – 1,04; p = 0,004
  • Dyschezie: OR: 1,03; 95 % KI: 1,01 – 1,04; p < 0,001
  • Rückenschmerz: OR: 1,02; 95 % KI: 1,00 – 1,03; p = 0,02

Die CSI-Werte selbst nahmen leicht, aber nicht signifikant nach der Operation ab (Durchschnitt: Prä-OP: 43,8; +/- 18,2; Post-OP: 41,7; +/- 18,9; p = 0,05). Betroffene mit höheren CSI-Werten zu Beginn hatten auch in der Nachbeobachtung typischerweise höhere CSI-Werte.

Stärkere zentrale Sensitivierung schmälert Reduktion von Endometrioseschmerzen durch OP

Die Kohortenstudie zeigte somit, dass eine stärkere zentrale Sensitivierung die Schmerzreduktion durch eine operative Behandlung schmälert. Der Fragebogen CSI, so die Autoren, solle bei Endometriose eingesetzt werden, um Patientinnen vor operativen Maßnahmen besser zu beraten. Die frühere Studie zum CSI (Raimondo et al., 2023) plädiert zudem dafür, bei Endometriose und höheren CSI-Werten eine multimodale Schmerzbehandlung einzusetzen, um die Schmerzspirale effektiv zu bremsen.

 

 

 

 

 

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