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Entwarnung für Magenschutz: doch keine Häufung von Demenz durch Protonenpumpenhemmer

Original Titel:
No Association Between Proton Pump Inhibitor Use and Risk of Alzheimer's Disease.

Eine frühere Studie berichtete häufigere Demenzerkrankungen bei älteren Menschen, die regelmäßig Mittel gegen Sodbrennen eingenommen hatten, sogenannte Protonenpumpenhemmer. Muss man jetzt auf den umgangssprachlichen ‚Magenschutz‘ verzichten, um einer Alzheimererkrankung vorzubeugen? Um diese Frage zu klären, analysierten finnische Wissenschaftler um Dr. Taipale in einer landesweiten Studie den Gebrauch von Protonenpumpenhemmern bei neu diagnostizierten Alzheimerpatienten.

Im Rahmen der finnischen MEDALZ-Studie wurden alle Patienten mit neuer Alzheimerdiagnose zwischen 2005 und 2011 (n = 70718) berücksichtigt. Zusätzlich wurden für jeden Einzelfall bis zu vier Kontrollpersonen in ähnlichem Alter, selbem Geschlecht und mit vergleichbarer Herkunft in die Analyse miteingeschlossen (n = 282858). Die Daten wurden aus der Landesgesundheitsdatenbank entnommen. Wie häufig Protonenpumpenhemmer eingenommen wurden ermittelte indirekt ein spezielles Computerprogramm aus den in der finnischen Verschreibungsdatenbank seit 1995 aufgezeichneten Käufen.

Protonenpumpenhemmer einzunehmen erhöhte nicht das Risiko, an Alzheimerdemenz zu erkranken: die Stärke des Zusammenhangs zwischen Medikamenteneinnahme und Erkrankung war kaum unterschiedlich von 1 (Quotenverhältnis 1,03). Dabei wurde eine Verzögerung von 3 Jahren zwischen Medikamentenkauf und Alzheimerdiagnose angenommen. Auch langfristige Einnahme über mindestens 1 bis höchstens 3 Jahre erhöhte nicht das Demenzrisiko (Quotenverhältnis 1,01). Bei Magenschutznutzung über mehr als 3 Jahre lag das Quotenverhältnis bei 0,99, zeigte also ebenfalls keinen Zusammenhang zwischen Demenzerkrankung und Medikamenteneinnahme. Auch höhere Dosierungen (mehr als 1,5 Tagesdosen) erlaubten keine Vorhersage auf eine spätere Demenz (Quotenverhältnis 1,03).

Diese große, landesweite Studie zeigt daher keinerlei Zusammenhang zwischen Einnahme von Protonenpumpenhemmern und der Entwicklung einer Alzheimerdemenz. Bei langfristiger und höherdosierter Magensäurebehandlung zeigte sich keine Abhängigkeit der Demenzerkrankungen von einer Medikamentendosis. Frühere anderslautende Ergebnisse könnten eventuell auf andere Faktoren zurückzuführen sein. Damit dürfte die Behandlung mit Protonenpumpenhemmern, was Demenz angeht, rehabilitiert sein. Verbindungen mit weiteren Erkrankungen und Risiken (beispielsweise Vitamin B12-Mangel) stellen trotzdem den unkritischen Einsatz solcher Medikamente auch weiterhin in Frage.

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