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Demenz / Alzheimer

Apathie bei Patienten mit der Alzheimererkrankung kann durch Methylphenidat positiv beeinflusst werden

Original Titel:
Methylphenidate for Apathy in Community-Dwelling Older Veterans With Mild Alzheimer’s Disease: A Double-Blind, Randomized, Placebo-Controlled Trial.

Apathie ist ein häufiges Problem bei Patienten der Alzheimererkrankung. Die zunehmende Teilnahmslosigkeit der Betroffenen wirkt sich auch auf ihre Reaktion auf ihre Umwelt aus. Damit wirkt sie sich negativ auf die geistige Flexibilität der Patienten aus – ein Teufelskreis bei dieser Erkrankung. Teilnahmslose Patienten tendieren aber auch weniger dazu, mitzuteilen, was ihnen guttut, und was nicht. Dadurch sind auch die pflegenden Menschen stärker gefordert und oft auch überfordert. Unter der Leitung des Alzheimer-Experten und Direktor des Stead Family-Gedächtniszentrums am Banner Alzheimer’s Institut in Arizona in den USA, Prof. Burke, wurde nun in einer neuen Studie die Wirkung von Methylphenidat auf die Apathie bei Patienten der Alzheimerdemenz untersucht.

Methylphenidat wird üblicherweise bei der Aufmerksamkeitsdefizitstörung oder Hyperaktivität (ADHS) eingesetzt. Es wirkt im Allgemeinen anregend, unterdrückt Müdigkeit und ist damit gerade bei apathischen Patienten durchaus von Interesse.

An dieser Studie nahmen 60 US-amerikanische Kriegsveteranen mit einer diagnostizierten milden Alzheimererkrankung teil. Den Patienten wurde zufällig entweder das Medikament oder ein Placebo zugewiesen. Auch die behandelnden Ärzte waren über die individuelle Behandlung nicht informiert (doppelblind Verfahren). Die Behandlungen wurden über eine Dauer von 3 Monaten durchgeführt. Vorrangiges Wirkziel war eine Verringerung der Apathie, die mit Hilfe der Apathie-Bewertungsskala durch den Arzt bestimmt wurde. Nachrangiges Wirkziel waren Verbesserungen in der Denkleistung der Patienten. Diese wurden mit Hilfe von Fragebögen zur allgemeinen Denkfähigkeit im Mini-Mental-Status-Test (MMST) und der Funktionalität im Alltag (ADCS-ADL) ermittelt. Weiter wurden allgemein klinische Verbesserungen und der Schweregrad der Erkrankung durch den Arzt beurteilt (CGI) und die Belastung der pflegenden Personen eingeschätzt (Zarit-Belastungsskala). In die Gesamtbewertung der Wirksamkeit der Behandlung gingen auch Depressionssymptome (Cornell Skala zur Ermittlung von Depression bei Demenz) ein. Diese Werte wurden jeweils einmal vor der Behandlung, nach einem, zwei und drei Behandlungsmonaten ermittelt.

Die Teilnehmer waren alle Männer und im Durchschnitt 77 Jahre alt. Die Patienten, die Methylphenidat einnahmen, waren im Vergleich zur Placebogruppe deutlich weniger apathisch. Der Unterschied war bereits nach einem Monat messbar und blieb auch in den Folgemessungen erhalten. Nach 3 Monaten zeigten sich zusätzlich Verbesserungen in der Denkleistung und Alltagsfunktionalität. Dies ging einher mit geringerer Belastung der Pfleger, aber auch schwächer ausgeprägten depressiven Symptomen.

Die Studie fand demnach, dass das eigentlich für ADHS zugelassene Methylphenidat bei Patienten einer milden Alzheimererkrankung, in diesem Fall US-amerikanischen Veteranen, Symptome der Apathie verbessern kann. Das Mittel zeigte auch Verbesserungen in Alltagsfunktionalität und Denkleistung. Davon konnten sowohl die Patienten als auch die pflegenden Personen profitieren. Langzeitstudien zur Unterstützung apathischer Patienten stehen allerdings noch aus.

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