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Depression

Risiken und Nebenwirkungen von SNRI-Antidepressiva neu untersucht: werden Depressionssymptome altersunabhängig beeinflusst?

Original Titel:
Efficacy of Desvenlafaxine Compared With Placebo in Major Depressive Disorder Patients by Age Group and Severity of Depression at Baseline

Zur Behandlung von Depressionen oder Angststörungen kann Desvenlafaxin, ein SNRI-Antidepressivum (kurz vom engl. serotonin and norepinephrine reuptake inhibitor), auch in Erhaltungstherapie zur Vermeidung eines Rückfalls in depressive Phasen, gegeben werden. Es gab in der Vergangenheit aber vermehrt Hinweise darauf, dass das Mittel speziell bei jüngeren Menschen (unter 25 Jahren) zu vermehrten Selbstmordgedanken führte. In einer vergleichenden Übersichtsstudie von Dr. Mosca vom Alvear Psychiatrischen Notfallkrankenhaus von Buenos Aires in Argentinien und Kollegen wurden nun Wirksamkeit und Verträglichkeit von Desvenlafaxin zur Behandlung von Depressionen untersucht. Um zu ermitteln, ob eine schlechtere Wirksamkeit altersabhängig zu erwarten wäre, konzentrierten sich die Forscher speziell auf den Vergleich der verschiedenen Altersgruppen.

Dazu wurden Studien verglichen, bei denen depressive Patienten entweder mit Desvenlafaxin in einer Dosierung von 50 mg oder 100 mg oder aber mit Placebo behandelt worden waren. In die Analyse wurde ein Depressionsbewertungsmaß (Hamilton Depressionsbewertungsskala, HAM-D) zur Einschätzung des Schweregrads der Erkrankung mit einberechnet. Gleichzeitig untersuchten die Wissenschaftler, ob das Alter der Patienten oder der Schweregrad der Depression einen Einfluss auf die Wirkung von Desvenlafaxin hatte. Es wurden 9 Studien identifiziert, in denen das Medikament über eine kurze Dauer im Vergleich zu Placebobehandlung getestet worden war. Insgesamt wurden damit 4279 Patienten in die Analyse eingeschlossen. Desvenlafaxin (50 mg oder 100 mg) verbesserte die meisten Depressionswerte und Funktionen im Vergleich zu Placebo deutlich. Dies traf auf Patienten im Alter von 18 bis 40 Jahren, bei den Patienten, die älter als 40 Jahre und jünger als 55 Jahre alt waren und bei den Patienten im Alter von 55 Jahren bis unter 65 Jahren zu. Das Alter der Patienten hatte keinen Effekt auf die Wirkung von Desvenlafaxin. Desvenlafaxin verbesserte darüber hinaus die meisten Depressionswerte und Funktionen bei Patienten mit moderater bis schwerer Depression. Die Auswertung zeigte weiterhin, dass Desvenlafaxin mit zunehmendem Schweregrad der Depression (nach dem HAM-D-Messwert) besser wirkte und bei den schwer depressiven Patienten einen größeren Behandlungseffekt hatte.

Desvenlafaxin kann also nach dieser Studie bei Patienten unter 65 Jahren zu einer Verbesserung bei moderater bis schwerer Depression beitragen. Der Stichprobenumfang war jedoch nicht groß genug, um die Effekte von Desvenlafaxin bei Patienten im Alter von 65 Jahren oder älter oder bei Patienten mit milder Depression abschätzen zu können. Frühere Bedenken zur Behandlung jüngerer Patienten konnten hier allerdings nicht geteilt werden. Die Studie bestätigt damit das Ergebnis einer früheren Übersichtsstudie von Gibbons und Kollegen (2012 in der Fachzeitschrift Jama Psychiatry erschienen), in der die Behandlung von 9185 Patienten betrachtet wurde. Das Mittel scheint also durchaus gut gegen unipolare Depressionen zu wirken.

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