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Dauerschmerz im Alter kann beschleunigten geistigen Verfall und höheres Demenzrisiko vorhersagen
Original Titel:
Association Between Persistent Pain and Memory Decline and Dementia in a Longitudinal Cohort of Elders.
Nicht nur Migränepatienten jüngeren Alters, auch viele ältere Menschen leiden unter chronischen Schmerzen. In früheren Querschnittsstudien hat sich dabei eine Überlappung mit dem Abbau der Denkleistungsfähigkeit gezeigt. Allerdings war bisher nicht klar, ob sich ein Zusammenhang in der Gesamtbevölkerung auch langfristig wiederfinden lässt. Die Forscher um Dr. Whitlock an der University of California in San Francisco fragten nun, ob es einen Zusammenhang zwischen Dauerschmerz, als möglichem Anzeichen für chronischen Schmerz, und beschleunigtem geistigen Verfall bei älteren Patienten gibt. In dieser Langzeitstudie wurde dazu eine große Bevölkerungsgruppe über 12 Jahre beobachtet.
10065 lokal ansässige ältere Erwachsene wurden zweimal jährlich in der US-nationalen repräsentativen Gesundheits- und Rentenstudie untersucht. Die Teilnehmer waren im Jahr 2000 mindestens 62 Jahre alt und beantworteten in den Jahren 1998 und 2000 Fragen zu Schmerz und Denkleistungsfähigkeit. Die Datenanalyse erfolgte im Jahr 2016. Teilnehmer wurden als Dauerschmerzpatienten klassifiziert, wenn sie sowohl in 1998 als auch in 2000 angaben, häufig unter moderaten oder starken Schmerzen zu leiden. Zwischen 2000 und 2012 wurden verschiedene neuropsychologische Tests sowie Interviews mit den Teilnehmern und Angehörigen durchgeführt, um die Gedächtnisleistung und die Wahrscheinlichkeit einer Demenzerkrankung abzuschätzen. Diese Daten wurden mit den Schmerzinformationen verglichen, wobei Faktoren wie Vorerkrankungen und demografische Daten wie Alter, Geschlecht und ähnliches mitberücksichtigt wurden. Die Forscher vermuteten, dass Dauerschmerz eine Vorhersage über den späteren Abfall in der Denkleistung und eine erhöhte Wahrscheinlichkeit einer Demenzerkrankung ermöglichen könnte.
Um den Einfluss der Dauerschmerzen auf die Eigenständigkeit im Alltag in Zahlen auszudrücken, kombinierten die Wissenschaftler die Ergebnisse der Gedächtnistests mit bekannter Information zum Zusammenhang zwischen Denkfähigkeit und der Fähigkeit, unabhängig Aufgaben wie Medikamenten- und Finanzorganisation zu meistern.
Von den 10065 Studienteilnehmern waren 60 % Frauen. Das mittlere Alter im Jahr 2000 lag bei 73 Jahren. Zu Beginn der Studie litten 10,9 % unter Dauerschmerzen. Dies stand im Zusammenhang mit stärkeren depressiven Symptomen und Einschränkungen im Alltag. Nach Ausschluss verschiedener alternativer Erklärungen fand sich immer noch ein Zusammenhang zwischen Dauerschmerz und zunehmenden Gedächtnisstörungen: Schmerzpatienten zeigten 9,2 % schnelleren Verfall der Gedächtnisleistung als Teilnehmer ohne Dauerschmerzen. Nach 10 Jahren bedeutete dieser beschleunigte Verfall des Gedächtnisses implizit, dass die Teilnehmer ein um 15,9 % erhöhtes Risiko dafür hatten, nicht mehr ihre eigenen Medikationen organisieren (d. h. beispielsweise regelmäßig in der richtigen Dosierung einzunehmen) und ein um 11,8 % erhöhtes Risiko, ihre eigenen Finanzen nicht mehr selbständig regeln zu können. Die Wahrscheinlichkeit einer Demenzerkrankung stieg um 7,7 % schneller bei den Schmerzpatienten. Nach 10 Jahren entsprach dies einem Zuwachs von 2,2 % in der Demenzwahrscheinlichkeit bei Menschen mit dauernden Schmerzen.
Diese Studie demonstriert damit einen deutlichen Zusammenhang zwischen Dauerschmerz und zunehmendem Verfall der Denkleistung. Teilnehmer, die unter dauernden Schmerzen litten, erkrankten häufiger an Demenz als andere Studienteilnehmer. Dauerschmerz, der Zeichen einer chronischen Schmerzerkrankung sein kann, kann damit helfen, Patienten mit einem erhöhten Risiko für beschleunigten geistigen Abbau und Demenzerkrankungen früh zu identifizieren. Gleichzeitig könnte diese Studie Anlass dazu bieten, den Umgang von Ärzten und Patienten mit Schmerz zu hinterfragen. Eventuell könnte ein besseres Schmerzmanagement auch bei der Vorbeugung von Demenzen helfen. Ein Grund mehr, sich schon frühzeitig um eine gute Therapie der Migräne zu bemühen, mit Selbstbeobachtung und -verständnis, ausreichend Sport und Ruhe, Achtung der eigenen Stressgrenzen und Tagesrhythmik und der für jeden individuell richtigen Medikation.
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