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Migräne

Antirheumatische Alternative zu klassischen NSAID-Schmerzmitteln gegen Migräne: Pilotstudie findet Celecoxib gut verträglich

Original Titel:
Efficacy and safety of DFN-15, an oral liquid formulation of celecoxib, in adults with migraine: a multicenter, randomized, placebo-controlled, double-blind, crossover study.

In der Migränebehandlung werden mehr und mehr auch Medikamente relevant, die eigentlich bei ganz anderen Erkrankungen eingesetzt werden. Celecoxib, beispielsweise, wird typischerweise bei rheumatischen Erkrankungen als Schmerzmittel und Entzündungshemmer genutzt. Gegenüber den klassischen entzündungshemmenden Schmerzmitteln der NSAR (nichtsteroidalen Antirheumatika, auch NSAID, kurz für nicht-steroidale anti-inflammatorische drugs wie z. B. Diclofenac oder Ibuprofen) hat diese Klasse, die COX2-selektive NSAR genannt werden, den möglichen Vorteil, geringere Magen-Darm-Nebenwirkungen hervorzurufen. Ziel dieser Pilotstudie von Dr. Bennet und Dr. Munjal von der Promius Pharma-Firma in Princeton in den USA war es daher, zu überprüfen, ob Celecoxib wirksam und sicher erwachsenen Patienten mit Migräne helfen könnte.

In dieser Studie erhielten die Teilnehmer in drei Behandlungsphasen jeweils das Medikament in einer Dosierung von 120 mg, 240 mg oder ein Placebo. Die Reihenfolge der Behandlungsphasen wurde jedem Patienten zufällig zugeordnet. Weder Teilnehmer noch die behandelnden Ärzte wussten, welche Behandlung der Patient jeweils gerade erhielt. Die Studie war also doppelblind, randomisierte, placebokontrolliert und als Überkreuzungsstudie konzipiert. Die Medikamente sollten jeweils zu Beginn der mäßigen bis schweren Kopfschmerzen eingenommen werden. In jeder Behandlungsphase sollten drei Attacken behandelt werden. Die Teilnehmer führten ein Schmerztagebuch, um die Attacken und die Behandlungseffekte zu dokumentieren.

63 Patienten (durchschnittliches Alter 44 Jahre) nahmen an der Studie teil. Von diesen führten 56 (89 %) die Studie bis zum Ende durch, nahmen also das Mittel in einer Dosierung von 120 mg und 240 mg sowie das Placebo, und beendeten alle drei Behandlungsphasen. Dreiviertel der Teilnehmer waren Frauen. Beide Dosierungen des Celecoxib zeigten Tendenzen, die Patienten besser von den Schmerzen zu befreien als das Placebo. Ein Drittel der Patienten war nach 2 Stunden mit 120 mg des Medikaments schmerzfrei, knapp ein Drittel auch mit der höheren Dosis, aber nur weniger als jeder 5. Patient mit der Scheinbehandlung. Die individuellen Unterschiede waren dabei aber sehr groß und ließen daher keine eindeutige Aussage über die Schmerzlinderung im Vergleich zur Scheinbehandlung zu. Das für die Patienten unangenehmste Symptom ihrer Migräne war die Lichtempfindlichkeit. Zwei Stunden nach der Medikamenteneinnahme waren die Hälfte der Patienten mit der niedrigen Dosis nicht mehr lichtempfindlich, 40 % mit der höheren Dosis, und immerhin jeder 3. Patient mit dem Placebo. Auch hier waren die Unterschiede zwischen Behandlung und Scheinbehandlung nicht deutlich genug, um statistisch klar zu sein. Bei der Hälfte der Patienten war das Ausmaß der Lichtempfindlichkeit auch in jeder Attacke anders. Dies könnte zu der schwachen Unterscheidbarkeit von Placebo und Behandlung beigetragen haben. Die häufigste Nebenwirkung des Celecoxib, Geschmacksstörung (Dysgeusie), betraf weniger als jeden 10. Teilnehmer. Weniger als 6 % der Patienten litten unter Übelkeit.

Zusammenfassend schien damit das Mittel Celecoxib tendenziell erfolgreicher bei der Schmerzlinderung zu sein als das Placebo. Das Mittel schien allgemein gut vertragen zu werden. Da insgesamt die Daten für eine Wirksamkeit sprechen, allerdings nur wenige Migräneattacken je Patient betrachtet worden waren, wird das Medikament in einer weitergehenden klinischen Studie, mit mehr Patienten und längerer Behandlungsdauer, genauer überprüft.

Bei gleichzeitiger Einnahme von Gerinnungshemmern ist ein erhöhtes Blutungsrisiko möglich. Ebenso empfiehlt sich das Mittel nicht, wenn es zusätzlich zu blutdrucksenkenden Medikamenten genommen werden soll. Für andere Patienten könnte es allerdings eine interessante Behandlungsalternative werden, mit möglicherweise weniger Nebenwirkungen als mit anderen Schmerzmittel.

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