Das GesundheitsPortal für innovative Arzneimittel, neue Therapien und neue Heilungschancen

Zähneknirschen kann infolge antidepressiver Behandlung auftreten

Original Titel:
SSRI-associated bruxism

Bruxismus ist Patienten mit Depressionen ein sicher kaum geläufiges Wort – so wird medizinisch das Zähneknirschen bezeichnet. Noch weniger käme man als Patient aber auf mögliche Auslöser dieses Übels, und ähnlich ging es womöglich bisher auch Neurologen und Psychiatern. Nebenwirkungen von Antidepressiva auf das Bewegungssystem sind allerdings nicht neu. Auch das Phänomen Zähneknirschen im Zusammenhang mit bestimmten Medikamenten ist in der Zahnmedizin zumindest eher gut bekannt.

Bruxismus = Zähneknirschen

Eine aktuelle Übersichtsstudie der Neurologen Dr. Garrett und Dr. Hawley vom Walter Reed National Military Medical Center in Bethesda in den USA ermittelte nun, wie häufig Zähneknirschen, Verkrampfungen oder Schmerzen im Kiefer mit einer antidepressiven Behandlung einhergehen. Dazu fassten die Wissenschaftler klinische Symptome und Behandlungen für diese Nebenwirkung aus einer Reihe von Fallstudien zusammen. Sie analysierten 29 Veröffentlichungen, in denen die Daten von 44 betroffenen Patienten beschrieben wurden.

Kieferschmerzen bei antidepressiver Therapie?

Zähneknirschen und oft schmerzhafte Kieferverkrampfungen traten im Zusammenhang mit antidepressiver Behandlung sowohl bei behandelten Kindern und Jugendlichen als auch bei Erwachsenen auf. Allerdings betraf diese Nebenwirkung vorwiegend Frauen. Die Patienten konnten solche Symptome sowohl im Rahmen kurzer als auch längerfristiger antidepressiver Therapien entwickeln. Die häufigsten beschriebenen Antidepressiva mit dieser Nebenwirkung waren nach Angabe der Autoren Fluoxetin, Sertralin und Venlafaxin. Die Symptome konnten dabei innerhalb von 3–4 Wochen nach Behandlungsbeginn auftreten. Wurden die Medikamente abgesetzt oder durch Alternativen ersetzt, oder aber Buspiron zusätzlich gegeben, löste sich das Problem typischerweise innerhalb von weiteren 3–4 Wochen.

Erste Analyse über 44 Fälle: vor allem Frauen unter Fluoxetin, Sertralin oder Venlafaxin betroffen

Zusammenfassend könnte Zähneknirschen oder Bruxismus infolge der Behandlung mit bestimmten Antidepressiva ein bisher unterschätztes Problem sein – zumindest in neurologischen und psychiatrischen Praxen. Es scheint jedoch gut behandelbar zu sein: zusätzlich gegebenes Buspiron, Dosierungsanpassung oder eine alternative Behandlung können offenbar recht schnell Abhilfe schaffen. Unklar ist bisher noch, wie viele Patienten allgemein von dieser Nebenwirkung betroffen sind. Dies sollten weitere Studien nun klären.

© Alle Rechte: DeutschesGesundheitsPortal / HealthCom