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Migräne

Wirkt Topiramat bei jungen Migräne-Patienten?

Original Titel:
Is topiramate effective for migraine prevention in patients less than 18 years of age? A meta-analysis of randomized controlled trials

DGP – Zusammenfassend fand die Analyse: Topiramat scheint bei jungen Patienten mit Migräne im Alter von bis zu 18 Jahren nicht wesentlich wirksamer als ein Placebo, dafür aber schlechter verträglich zu sein. Die Behandlung mit dem Medikament ist demnach bei sehr jungen Patienten kaum empfehlenswert, wie auch die aktuellen Behandlungsleitlinien betonen.


Manche medikamentösen Therapien werden bei jugendlichen oder Kindern vor allem daher eingesetzt, weil sie bei Erwachsenen wirken. Aber ist dies auch gerechtfertigt? Neurologe Dr. Guo und Kollegen von der Southeast University in Nanjing in China untersuchten dies nun konkret anhand der Prophylaxebehandlung von Migräne mit Topiramat bei Heranwachsenden unter 18 Jahren.

Kann Topiramat auch bei jungen Migränepatienten helfen?

Topiramat ist ein antiepileptisch wirkendes Medikament, wird aber seit Jahren auch mit Erfolg als medikamentöse Prophylaxe bei Patienten mit Migräne eingesetzt. Es ist als präventives Mittel gegen Migräne auch für die Behandlung von Kindern im Alter von mindestens 12 Jahren zugelassen. Die Wissenschaftler führten nun eine sogenannte Meta-Analyse durch: sie fassten also die bisherigen Studien zur Wirksamkeit von Topiramat gegen Migräne zusammen und analysierten die Ergebnisse mit speziellem Blick auf jugendliche Patienten.

Vergleich der Daten mehrerer kontrollierter Studien: Meta-Analyse

Dazu durchsuchten die Autoren die medizinwissenschaftlichen Datenbanken PubMed/Medline, Embase und die Cochrane-Bibliothek nach kontrollierten Studien – bei diesen Studien musste also das Medikament Topiramat im Vergleich zu einem anderen Mittel, beispielsweise einem Placebo, getestet werden.

Insgesamt konnten vier solcher Studien gefunden werden, in denen auch jugendliche Patienten untersucht worden waren. Damit lagen Daten von 465 Patienten vor, von denen 329 mit Topiramat behandelt worden waren. 136 der jungen Migränepatienten hatten in den Studien eine Scheinbehandlung erhalten. Die Zahl der Kopfschmerztage im letzten Behandlungsmonat wurde mit der Zahl im Monat vor Behandlungsbeginn verglichen. Vorrangiges Behandlungsziel war die Abnahme der Kopfschmerztage bei den Patienten. Dabei sollten zum Nachweis der Wirksamkeit des Medikaments deutlich mehr Patienten vom Topiramat als von dem Placebo profitieren. Zusätzlich wurden die reine Zahl der Kopfschmerztage und der PedMIDAS-Wert ermittelt, der sowohl bei heranwachsenden als auch erwachsenen Patienten das Ausmaß der Beeinträchtigung durch die Migräneerkrankung angibt. Dazu werden Abwesenheit von der Schule und die Funktionalität der Schüler, aber auch Beeinträchtigungen des Lebens zu Hause oder der sozialen Aktivitäten und Freizeitaktivitäten abgefragt. Je nach dem Wert wird die Erkrankung als nicht oder kaum beeinträchtigend (Grad I, 0–10 Punkte) bis hin zu sehr stark beeinträchtigend (Grad IV, mehr als 50 Punkte) beurteilt.

Messung der Beeinträchtigung durch die Migräne mit Topiramat oder mit Placebo

In der zusammenfassenden Analyse zeigte sich, dass im Vergleich zum Placebo die Patienten keinen messbaren Vorteil mit der Topiramatbehandlung hatten. Die Zahl der Patienten, deren Kopfschmerzen im Verlauf der Behandlung um mindestens die Hälfte zurückgegangen waren, unterschied sich nicht zwischen Placebo und Medikament. Auch bei der absoluten Zahl der Kopfschmerztage zeigte sich im Studienvergleich kein klarer Vorteil der Behandlung mit Topiramat – allerdings unterschieden sich die Studien zum Teil auch sehr stark in ihren Ergebnissen. Die Studien zeigten allerdings bei der Einschätzung der Beeinträchtigung durch die Migräne (PedMIDAS-Wert) einen messbaren Vorteil einer Behandlung mit dem Antiepileptikum Topiramat: der PedMIDAS-Wert sank bei den behandelten Jugendlichen im Mittel um 9 Punkte im Vergleich zu den scheinbehandelten jungen Patienten. Hierbei konnten allerdings nur zwei der vier Studien verglichen werden, da im Rahmen der anderen Arbeiten die PedMIDAS-Befragung der Patienten nicht durchgeführt worden war. Gleichzeitig lagen allerdings klar mehr Nebenwirkungen und unerwünschte Effekte mit dem Topiramat als mit dem Placebo vor.

Mehr Nebenwirkungen, aber kaum Wirkung mit dem Medikament

Zusammenfassend fand die Analyse: Topiramat scheint bei jungen Patienten mit Migräne im Alter von bis zu 18 Jahren nicht wesentlich wirksamer als ein Placebo, dafür aber schlechter verträglich zu sein. Die Behandlung mit dem Medikament ist demnach bei sehr jungen Patienten kaum empfehlenswert, wie auch die aktuellen Behandlungsleitlinien betonen.

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