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Kann die Methode zum Abhobeln stark verkalkter Gefäßwandablagerungen auch bei schmalen Blutgefäßen angewandt werden?

Original Titel:
Orbital atherectomy for the treatment of small (2.5mm) severely calcified coronary lesions: ORBIT II sub-analysis

DGP – Wenn die Blutgefäße stark verkalkt sind, kann es notwendig sein, die Gefäßwandablagerungen abzuhobeln. Ein Forscherteam untersuchte nun, ob sich diese Methode auch bei schmalen Blutgefäßen eignete. Sie kamen zu dem Schluss, dass das Risiko für dramatische Folgeereignisse unabhängig von dem Durchmesser des Blutgefäßes war, welches behandelt wurde.


Bei stark verkalkten Koronararterien kann es sinnvoll sein, die Gefäßwandablagerungen abzutragen, bevor eine Gefäßstütze (Stent) eingebracht wird, um die Erweiterung der Engstelle zu stabilisieren. Diese Abtragung der Gefäßwandablagerungen wird mit einem am Katheter angebrachten Bohrkopf durchgeführt. Dieses Verfahren nennt sich Atherektomie. Es gibt verschiedene Atherektomie-Verfahren, die sich hinsichtlich der Art der Drehung des Bohrkopfes unterscheiden. Bei der orbitalen Atherektomie wird die Größe des abgefrästen Areals durch die Geschwindigkeit der Umdrehung beeinflusst. Eine erst kürzlich erschienene Studie konnte zeigen, dass sich dieses Verfahren auch für ältere Patienten (75 Jahre oder älter) eignet (Studie von Lee und Kollegen, 2018 in der medizinischen Fachzeitschrift Cardiovascular revascularization medicine: including molecular interventions veröffentlicht). Doch wie sieht es mit Blutgefäßen aus, die einen sehr kleinen Durchmesser haben? Ist auch in diesem Fall die Anwendung noch sicher und effektiv?

Wissenschaftler verglichen die Wirksamkeit der orbitalen Atherektomie bei schmalen Blutgefäßen mit der bei größeren Blutgefäßen

Diese Frage stellte sich ein Forscherteam aus den USA. Die Wissenschaftler untersuchten 443 Patienten mit stark verkalkten Koronararterien, die sich in verschiedenen Krankenhäusern einer orbitalen Atherektomie unterzogen hatten, bevor bei ihnen eine Ballonkatheter-Behandlung durchgeführt und Stents eingesetzt wurden. Bei 55 dieser Patienten (12,4 %) wurden Koronararterien behandelt, die einen Durchmesser von 2,5 mm hatten. Bei den restlichen 388 Patienten (87,6 %) war der Durchmesser des behandelten Blutgefäßes größer.

Das Risiko für dramatische Folgeereignisse war unabhängig von dem Durchmesser des behandelten Blutgefäßes

Die Häufigkeit, mit der schwere Komplikationen auftraten, schien laut der Behandlungsergebnisse nicht abhängig von der Größe der Herzkranzgefäße zu sein. Und auch was das Risiko anging, in den nächsten drei Jahren unter dramatischen Folgen zu leiden, konnten keine Unterschiede zwischen Patienten, bei denen schmale Blutgefäße behandelt wurden, und Patienten, bei denen diese größer waren, festgestellt werden. Die dramatischen Folgen waren in dieser Studie als Herzinfarkt, Herz-Kreislauf-bedingte Todesfälle oder erneute Verengung der behandelten Arterie, welche eine erneute Behandlung bedurfte, definiert. Eines dieser dramatischen Ereignisse trat bei etwa jedem vierten Patienten ein (kleinerer Durchmesser: 30,6 %; größerer Durchmesser: 22,5 %). Auch wenn die dramatischen Ereignisse einzeln betrachtet wurden, konnten keine deutlichen Unterschiede zwischen den Patientengruppen festgestellt werden – weder bei der Häufigkeit von Herzinfarkten (kleinerer Durchmesser: 12,8 %; größerer Durchmesser: 10,9 %), noch bei der Häufigkeit von Herz-Kreislauf-bedingten Todesfällen (kleinerer Durchmesser: 9,8 %; größerer Durchmesser: 6,3 %), noch bei der Häufigkeit von erneuten Verengungen der behandelten Gefäße (kleinerer Durchmesser: 16,8 %; größerer Durchmesser: 9,3 %). Statistische Analysen haben nämlich gezeigt, dass die beobachteten Unterschiede zwischen den Patientengruppen nicht auf den Durchmesser des Blutgefäßes zurückgeführt werden können, sondern vielmehr zufallsbedingt sind.

Die orbitale Atherektomie schien somit auch bei stark verkalkten Koronararterien mit einem kleinen Durchmesser geeignet zu sein, um die Gefäßwandablagerungen vor der Einbringung von Stents abzuhobeln. Diese Patienten hatten nämlich nach der Behandlung ein ähnlich großes Risiko für dramatische Ereignisse und Komplikationen wie Patienten, bei denen Arterien behandelt wurden, die einen größeren Durchmesser hatten. Es ist jedoch anzumerken, dass ein leichter Trend für einen schlechteren Krankheitsverlauf bei den Patienten mit kleinerem Gefäßdurchmesser sichtbar war. Daher sollten weitere Studien mit einer größeren Anzahl von Teilnehmern durchgeführt werden, um die Ergebnisse dieser Studie zu bestätigen.

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